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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753.

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Das zweyte Hauptstück, dritte Abtheilung.
Tab. IV.besten einen ordentlichen Triller, oder den von oben anbringen,
weil der Triller von unten verbotene Quinten-Anschläge hervor-
bringet.

§. 30.

Der halbe oder Prall-Triller, welcher durch seine
Schärfe und Kürtze sich von den übrigen Trillern unterscheidet,
wird von den Clavier-Spielern der bey Fig. XLV. befindlichen
Abbildung gemäß bezeichnet. Wir finden allda auch seine Aus-
nahme vorgestellt. Ohngeachtet sich bey dieser der oberste Bo-
gen vom Anfange bis zu Ende streckt, so werden doch alle Noten bis
auf das zweyte g und letzte f angeschlagen, welche durch einen neuen
Bogen so gebunden sind, daß sie ohne Anschlag liegen bleiben müssen.
Dieser grosse Bogen bedeutet also blos die nöthige Schleifung.

§. 31.

Durch diesen Triller wird die vorhergehende Note
an die folgende gezogen, also kömmt er niemahls bey gestossenen
Noten vor. Er stellet in der Kürtze einen durch einen Vorschlag
oder durch eine Haupt-Note an die folgende angeschlossenen Triller
ohne Nachschlag vor.

§. 32.

Dieser Triller ist die unentbehrlichste und angenehm-
ste, aber auch darbey die schwerste Manier. Er kommt entweder
gar nicht zum Gehör, oder auf eine lahme und unausstehlige
Weise, welche seinem natürlichen Wesen entgegen ist, wenn man
ihn nicht vollkommen gut macht. Man kan ihn dahero seinen
Schülern nicht wohl langsam weisen, wie die übrigen Manieren.
Er muß recht prallen; der zuletzt angeschlagene oberste Ton von
diesem Triller wird geschnellt; dieses Schnellen allein macht ihn
würcklich, und geschiehet mit der im 7ten §. angeführten Art,
und mit einer ausserordentlichen Geschwindigkeit, so, daß man
Mühe hat, alle Noten in diesem Triller zu hören. Hieraus ent-
stehet eine gar besondere Schärfe, gegen welche auch der schärfste
Triller von anderer Art in keinen Vergleich kommt. Dieser Tril-

ler

Das zweyte Hauptſtuͤck, dritte Abtheilung.
Tab. IV.beſten einen ordentlichen Triller, oder den von oben anbringen,
weil der Triller von unten verbotene Quinten-Anſchlaͤge hervor-
bringet.

§. 30.

Der halbe oder Prall-Triller, welcher durch ſeine
Schaͤrfe und Kuͤrtze ſich von den uͤbrigen Trillern unterſcheidet,
wird von den Clavier-Spielern der bey Fig. XLV. befindlichen
Abbildung gemaͤß bezeichnet. Wir finden allda auch ſeine Aus-
nahme vorgeſtellt. Ohngeachtet ſich bey dieſer der oberſte Bo-
gen vom Anfange bis zu Ende ſtreckt, ſo werden doch alle Noten bis
auf das zweyte g und letzte f angeſchlagen, welche durch einen neuen
Bogen ſo gebunden ſind, daß ſie ohne Anſchlag liegen bleiben muͤſſen.
Dieſer groſſe Bogen bedeutet alſo blos die noͤthige Schleifung.

§. 31.

Durch dieſen Triller wird die vorhergehende Note
an die folgende gezogen, alſo koͤmmt er niemahls bey geſtoſſenen
Noten vor. Er ſtellet in der Kuͤrtze einen durch einen Vorſchlag
oder durch eine Haupt-Note an die folgende angeſchloſſenen Triller
ohne Nachſchlag vor.

§. 32.

Dieſer Triller iſt die unentbehrlichſte und angenehm-
ſte, aber auch darbey die ſchwerſte Manier. Er kommt entweder
gar nicht zum Gehoͤr, oder auf eine lahme und unausſtehlige
Weiſe, welche ſeinem natuͤrlichen Weſen entgegen iſt, wenn man
ihn nicht vollkommen gut macht. Man kan ihn dahero ſeinen
Schuͤlern nicht wohl langſam weiſen, wie die uͤbrigen Manieren.
Er muß recht prallen; der zuletzt angeſchlagene oberſte Ton von
dieſem Triller wird geſchnellt; dieſes Schnellen allein macht ihn
wuͤrcklich, und geſchiehet mit der im 7ten §. angefuͤhrten Art,
und mit einer auſſerordentlichen Geſchwindigkeit, ſo, daß man
Muͤhe hat, alle Noten in dieſem Triller zu hoͤren. Hieraus ent-
ſtehet eine gar beſondere Schaͤrfe, gegen welche auch der ſchaͤrfſte
Triller von anderer Art in keinen Vergleich kommt. Dieſer Tril-

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[72/0080] Das zweyte Hauptſtuͤck, dritte Abtheilung. beſten einen ordentlichen Triller, oder den von oben anbringen, weil der Triller von unten verbotene Quinten-Anſchlaͤge hervor- bringet. Tab. IV. §. 30. Der halbe oder Prall-Triller, welcher durch ſeine Schaͤrfe und Kuͤrtze ſich von den uͤbrigen Trillern unterſcheidet, wird von den Clavier-Spielern der bey Fig. XLV. befindlichen Abbildung gemaͤß bezeichnet. Wir finden allda auch ſeine Aus- nahme vorgeſtellt. Ohngeachtet ſich bey dieſer der oberſte Bo- gen vom Anfange bis zu Ende ſtreckt, ſo werden doch alle Noten bis auf das zweyte g und letzte f angeſchlagen, welche durch einen neuen Bogen ſo gebunden ſind, daß ſie ohne Anſchlag liegen bleiben muͤſſen. Dieſer groſſe Bogen bedeutet alſo blos die noͤthige Schleifung. §. 31. Durch dieſen Triller wird die vorhergehende Note an die folgende gezogen, alſo koͤmmt er niemahls bey geſtoſſenen Noten vor. Er ſtellet in der Kuͤrtze einen durch einen Vorſchlag oder durch eine Haupt-Note an die folgende angeſchloſſenen Triller ohne Nachſchlag vor. §. 32. Dieſer Triller iſt die unentbehrlichſte und angenehm- ſte, aber auch darbey die ſchwerſte Manier. Er kommt entweder gar nicht zum Gehoͤr, oder auf eine lahme und unausſtehlige Weiſe, welche ſeinem natuͤrlichen Weſen entgegen iſt, wenn man ihn nicht vollkommen gut macht. Man kan ihn dahero ſeinen Schuͤlern nicht wohl langſam weiſen, wie die uͤbrigen Manieren. Er muß recht prallen; der zuletzt angeſchlagene oberſte Ton von dieſem Triller wird geſchnellt; dieſes Schnellen allein macht ihn wuͤrcklich, und geſchiehet mit der im 7ten §. angefuͤhrten Art, und mit einer auſſerordentlichen Geſchwindigkeit, ſo, daß man Muͤhe hat, alle Noten in dieſem Triller zu hoͤren. Hieraus ent- ſtehet eine gar beſondere Schaͤrfe, gegen welche auch der ſchaͤrfſte Triller von anderer Art in keinen Vergleich kommt. Dieſer Tril- ler

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 1. 2. Aufl. Berlin, 1753, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch01_1759/80>, abgerufen am 23.11.2024.