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Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762.

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Ein und vierzigstes Capitel.
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§. 8.

Bey Fantasien, wo man Zeit genug hat, sich hören
zu lassen, weichet man in andere Tonarten weitläuftiger aus.
Hierzu werden nicht eben förmliche Schlußcadenzen allezeit erfor-
dert; diese letztern finden am Ende, und allenfalls einmal in der
Mitte Statt. Es ist genug, wenn die grosse Septime derjenigen
Tonart, (semitonium modi), worein man gehet, im Basse, oder in
einer andern Stimme da ist. Dieses Intervall ist der Schlüssel
zn allen natürlichen Ausweichungen, und das Kennzeichen davon.
Wenn es in der Grundstimme lieget, so hat der Septimen-Sexten-
und Sextquintenaccord darüber Statt (a): ausserdem aber findet
man es bey solchen Aufgaben, welche durch die Verkehrung jener Ac-
corde entstehen (b). Es ist bey dem Fantasiren eine Schönheit,
wenn man sich stellet, durch eine förmliche Schlußcadenz in eine
andere Tonart auszuweichen, und hernach eine andere Wendung
nimmt. Diese, und andere vernünftige Betrügereyen machen eine
Fantasie gut: allein sie müssen nicht immer vorkommen, damit
das Natürliche nicht ganz und gar darbey verstecket werde.

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Ein und vierzigſtes Capitel.
[Abbildung]

§. 8.

Bey Fantaſien, wo man Zeit genug hat, ſich hören
zu laſſen, weichet man in andere Tonarten weitläuftiger aus.
Hierzu werden nicht eben förmliche Schlußcadenzen allezeit erfor-
dert; dieſe letztern finden am Ende, und allenfalls einmal in der
Mitte Statt. Es iſt genug, wenn die groſſe Septime derjenigen
Tonart, (ſemitonium modi), worein man gehet, im Baſſe, oder in
einer andern Stimme da iſt. Dieſes Intervall iſt der Schlüſſel
zn allen natürlichen Ausweichungen, und das Kennzeichen davon.
Wenn es in der Grundſtimme lieget, ſo hat der Septimen-Sexten-
und Sextquintenaccord darüber Statt (a): auſſerdem aber findet
man es bey ſolchen Aufgaben, welche durch die Verkehrung jener Ac-
corde entſtehen (b). Es iſt bey dem Fantaſiren eine Schönheit,
wenn man ſich ſtellet, durch eine förmliche Schlußcadenz in eine
andere Tonart auszuweichen, und hernach eine andere Wendung
nimmt. Dieſe, und andere vernünftige Betrügereyen machen eine
Fantaſie gut: allein ſie müſſen nicht immer vorkommen, damit
das Natürliche nicht ganz und gar darbey verſtecket werde.

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[330/0340] Ein und vierzigſtes Capitel. [Abbildung] §. 8. Bey Fantaſien, wo man Zeit genug hat, ſich hören zu laſſen, weichet man in andere Tonarten weitläuftiger aus. Hierzu werden nicht eben förmliche Schlußcadenzen allezeit erfor- dert; dieſe letztern finden am Ende, und allenfalls einmal in der Mitte Statt. Es iſt genug, wenn die groſſe Septime derjenigen Tonart, (ſemitonium modi), worein man gehet, im Baſſe, oder in einer andern Stimme da iſt. Dieſes Intervall iſt der Schlüſſel zn allen natürlichen Ausweichungen, und das Kennzeichen davon. Wenn es in der Grundſtimme lieget, ſo hat der Septimen-Sexten- und Sextquintenaccord darüber Statt (a): auſſerdem aber findet man es bey ſolchen Aufgaben, welche durch die Verkehrung jener Ac- corde entſtehen (b). Es iſt bey dem Fantaſiren eine Schönheit, wenn man ſich ſtellet, durch eine förmliche Schlußcadenz in eine andere Tonart auszuweichen, und hernach eine andere Wendung nimmt. Dieſe, und andere vernünftige Betrügereyen machen eine Fantaſie gut: allein ſie müſſen nicht immer vorkommen, damit das Natürliche nicht ganz und gar darbey verſtecket werde. [Abbildung]

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Zitationshilfe: Bach, Carl Philipp Emanuel: Versuch über die wahre Art das Clavier zu spielen. Bd. 2. Berlin, 1762, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bach_versuch02_1762/340>, abgerufen am 24.11.2024.