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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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m. Lungen.

Die Lungen hatten sich schon an die Rippen angelegt. Von jetzt an
machen die Rippen tiefe Eindrücke, als ob die Lungen immer mehr nach oben
drängten, und die Lungen verwachsen mit dem Brustkasten, indem der von
beiden Seiten ausgeschiedene Peritonealüberzug sie zusammenleimt. Beim Ueber-
gange aus dem vorigen Zeitabschnitte in diesen haben die Lungen oft ein pinsel-
artiges oder sammtartiges Ansehn, indem die dünnen letzten Röhrchen aus der
ursprünglich allgemeinen Fläche hervorragen, sie werden aber bald wieder zu-
sammengekittet, und am dreizehnten Tage haben sie ganz die bleibende Form.
Die hintere mit Bläschen gefüllte Leiste beginnt dagegen erst jetzt ihre Ent-
wickelung. Nach Rathke's handschriftlichen Mittheilungen sind am Anfange
dieses Zeitraumes vier Bläschen auf jeder Seite *). Die Bläschen drängen sich
aus der Fläche hervor, und zwar die hintersten bei weitem rascher, als die vor-
dere. Jene reicht am dreizehnten Tage frei in die Bauchhöhle hinein bis
zum Nabel.

Die Luftröhre wird in ihrer Dicke gleichmässiger, doch bleibt das vor-
derste Ende noch weiter, als das hintere. Die Luftröhre sondert sich in mehrere
Schichten, die am dreizehnten Tage sich leicht von einander trennen lassen. Die
innerste Schicht ist die dünne, doch feste Schleimhaut (welche sich von der sie
zunächst umgebenden Schicht so vollständig löst, dass man sie aus derselben, wie
aus einer Scheide hervorziehen kann. Rathke). Sie wird umgeben von einer
zweiten, viel festern und dickern Schicht, welche sich in lauter hinter einander
liegende Ringe mit ihren kurzen Zwischenmassen scheidet. Es sind die Luft-
röhrenringe mit den fibrösen Zwischenräumen. Enger liegt an dieser mittlern
eine dritte äussere Schicht, welche gefasert und nach beiden Seiten verdickt ist.
Sie besteht aus einem muskulösen Ueberzuge, der zu beiden Seiten die Musculi
sterno-tracheales bildet. Die Erweiterung des obern Kehlkopfes nimmt zu, so
dass er in zwei flache Seitentaschen ausgedehnt scheint. Zuletzt lassen sich alle
Theile des Kehlkopfes unterscheiden, sogar die kleine erhabene, vom Schildknor-
pel noch immer vorspringende Leiste erscheint als ein zartes Strichelchen am Ende
dieses oder dem Anfange des nächsten Zeitraumes. In diesem Zustande zeigen die
Kehlkopfknorpel deutlich ihre Uebereinstimmung mit den Luftröhrenringen
oder Theilen derselben, von deren Form sie weniger abweichen, als später.

n. Herr.

Die rechte Vorkammer des Herzens bekommt die Grösse der linken. Die
hintere Hohlvene tritt in die rechte Vorkammer nach der Scheidewand, die sich

jetzt
*) Ich habe nämlich nur drei gesehen.
m. Lungen.

Die Lungen hatten sich schon an die Rippen angelegt. Von jetzt an
machen die Rippen tiefe Eindrücke, als ob die Lungen immer mehr nach oben
drängten, und die Lungen verwachsen mit dem Brustkasten, indem der von
beiden Seiten ausgeschiedene Peritonealüberzug sie zusammenleimt. Beim Ueber-
gange aus dem vorigen Zeitabschnitte in diesen haben die Lungen oft ein pinsel-
artiges oder sammtartiges Ansehn, indem die dünnen letzten Röhrchen aus der
ursprünglich allgemeinen Fläche hervorragen, sie werden aber bald wieder zu-
sammengekittet, und am dreizehnten Tage haben sie ganz die bleibende Form.
Die hintere mit Bläschen gefüllte Leiste beginnt dagegen erst jetzt ihre Ent-
wickelung. Nach Rathke’s handschriftlichen Mittheilungen sind am Anfange
dieses Zeitraumes vier Bläschen auf jeder Seite *). Die Bläschen drängen sich
aus der Fläche hervor, und zwar die hintersten bei weitem rascher, als die vor-
dere. Jene reicht am dreizehnten Tage frei in die Bauchhöhle hinein bis
zum Nabel.

Die Luftröhre wird in ihrer Dicke gleichmäſsiger, doch bleibt das vor-
derste Ende noch weiter, als das hintere. Die Luftröhre sondert sich in mehrere
Schichten, die am dreizehnten Tage sich leicht von einander trennen lassen. Die
innerste Schicht ist die dünne, doch feste Schleimhaut (welche sich von der sie
zunächst umgebenden Schicht so vollständig löst, daſs man sie aus derselben, wie
aus einer Scheide hervorziehen kann. Rathke). Sie wird umgeben von einer
zweiten, viel festern und dickern Schicht, welche sich in lauter hinter einander
liegende Ringe mit ihren kurzen Zwischenmassen scheidet. Es sind die Luft-
röhrenringe mit den fibrösen Zwischenräumen. Enger liegt an dieser mittlern
eine dritte äuſsere Schicht, welche gefasert und nach beiden Seiten verdickt ist.
Sie besteht aus einem muskulösen Ueberzuge, der zu beiden Seiten die Musculi
sterno-tracheales bildet. Die Erweiterung des obern Kehlkopfes nimmt zu, so
daſs er in zwei flache Seitentaschen ausgedehnt scheint. Zuletzt lassen sich alle
Theile des Kehlkopfes unterscheiden, sogar die kleine erhabene, vom Schildknor-
pel noch immer vorspringende Leiste erscheint als ein zartes Strichelchen am Ende
dieses oder dem Anfange des nächsten Zeitraumes. In diesem Zustande zeigen die
Kehlkopfknorpel deutlich ihre Uebereinstimmung mit den Luftröhrenringen
oder Theilen derselben, von deren Form sie weniger abweichen, als später.

n. Herr.

Die rechte Vorkammer des Herzens bekommt die Gröſse der linken. Die
hintere Hohlvene tritt in die rechte Vorkammer nach der Scheidewand, die sich

jetzt
*) Ich habe nämlich nur drei gesehen.
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[128/0158] Die Lungen hatten sich schon an die Rippen angelegt. Von jetzt an machen die Rippen tiefe Eindrücke, als ob die Lungen immer mehr nach oben drängten, und die Lungen verwachsen mit dem Brustkasten, indem der von beiden Seiten ausgeschiedene Peritonealüberzug sie zusammenleimt. Beim Ueber- gange aus dem vorigen Zeitabschnitte in diesen haben die Lungen oft ein pinsel- artiges oder sammtartiges Ansehn, indem die dünnen letzten Röhrchen aus der ursprünglich allgemeinen Fläche hervorragen, sie werden aber bald wieder zu- sammengekittet, und am dreizehnten Tage haben sie ganz die bleibende Form. Die hintere mit Bläschen gefüllte Leiste beginnt dagegen erst jetzt ihre Ent- wickelung. Nach Rathke’s handschriftlichen Mittheilungen sind am Anfange dieses Zeitraumes vier Bläschen auf jeder Seite *). Die Bläschen drängen sich aus der Fläche hervor, und zwar die hintersten bei weitem rascher, als die vor- dere. Jene reicht am dreizehnten Tage frei in die Bauchhöhle hinein bis zum Nabel. Die Luftröhre wird in ihrer Dicke gleichmäſsiger, doch bleibt das vor- derste Ende noch weiter, als das hintere. Die Luftröhre sondert sich in mehrere Schichten, die am dreizehnten Tage sich leicht von einander trennen lassen. Die innerste Schicht ist die dünne, doch feste Schleimhaut (welche sich von der sie zunächst umgebenden Schicht so vollständig löst, daſs man sie aus derselben, wie aus einer Scheide hervorziehen kann. Rathke). Sie wird umgeben von einer zweiten, viel festern und dickern Schicht, welche sich in lauter hinter einander liegende Ringe mit ihren kurzen Zwischenmassen scheidet. Es sind die Luft- röhrenringe mit den fibrösen Zwischenräumen. Enger liegt an dieser mittlern eine dritte äuſsere Schicht, welche gefasert und nach beiden Seiten verdickt ist. Sie besteht aus einem muskulösen Ueberzuge, der zu beiden Seiten die Musculi sterno-tracheales bildet. Die Erweiterung des obern Kehlkopfes nimmt zu, so daſs er in zwei flache Seitentaschen ausgedehnt scheint. Zuletzt lassen sich alle Theile des Kehlkopfes unterscheiden, sogar die kleine erhabene, vom Schildknor- pel noch immer vorspringende Leiste erscheint als ein zartes Strichelchen am Ende dieses oder dem Anfange des nächsten Zeitraumes. In diesem Zustande zeigen die Kehlkopfknorpel deutlich ihre Uebereinstimmung mit den Luftröhrenringen oder Theilen derselben, von deren Form sie weniger abweichen, als später. Die rechte Vorkammer des Herzens bekommt die Gröſse der linken. Die hintere Hohlvene tritt in die rechte Vorkammer nach der Scheidewand, die sich jetzt *) Ich habe nämlich nur drei gesehen.

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/158>, abgerufen am 23.11.2024.