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Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.

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Die Wiederaufnahme der unterbrochenen Untersuchungen verdanke ich
dem freundlichen Zureden unsers ersten Lehrers in der Anatomie und Physio-
logie, der die Liebe für diese Fächer in uns erweckt hat, meines jetzigen
Collegen Burdach. Nachdem von demselben der Plan zu einer umfassen-
den Bearbeitung der Physiologie entworfen und die Realisirung derselben be-
gonnen war, hatte er die Güte, mich zu einer Bearbeitung der Entwickelungs-
geschichte des Hühnchens für diese Physiologie aufzufordern. So schmeichel-
haft es mir auch war, an einem so ehrenvollen Platze eine kurze Darstel-
lung meiner bisherigen Erfahrungen zu geben, so wäre es meinen Wünschen
noch mehr entsprechend gewesen, nur über die Entwickelung der ersten fünf
Tage zu berichten, weil ich nur für diese Zeit mit einiger Vollständigkeit
orientirt zu seyn glaubte, und ich den Wunsch hegte, bei meiner Darstellung
der Entwickelungsgeschichte, so viel an mir läge, die Aufnahme von Unrich-
tigkeiten zu vermeiden. Indessen liess ich mich zur Uebernahme des Ganzen
bewegen und glaubte mir nur das Recht vorbehalten zu müssen, meinen Bei-
trag als opusculum in opere betrachten zu können, und nicht bloss erzählend
zu verfahren, sondern die zunächst liegenden allgemeinen Resultate, wie ich
sie schon im Jahr 1821 vorgetragen hatte, mit aufnehmen zu dürfen.

So entstand, nachdem ich im Jahr 1826 und 1827 die früheren Pe-
rioden noch einmal untersucht und in der spätern, so viel die Zeit erlaubte,
mich umgesehen hatte, die nachfolgende Abhandlung. Sie wurde, so wie
sie niedergeschrieben war, theilweise von Ende des Augusts 1827 an, meinem
Collegen übergeben. Nachdem gegen Ende des Septembers die Ablieferung
bis zu dem Schlusse des §. 7 (nach dem vorliegenden Abdrucke) erfolgt war,
fand es sich, dass wir uns doch nicht gehörig verständigt hatten. Burdach
wünschte einige allgemeiner scheinende und nicht streng zur Erzählung gehö-
rige Bemerkungen entweder an andere Stellen versetzt oder ganz weggelassen
zu sehen. Ich konnte mich zu den Versetzungen nicht entschliessen, da ich

Die Wiederaufnahme der unterbrochenen Untersuchungen verdanke ich
dem freundlichen Zureden unsers ersten Lehrers in der Anatomie und Physio-
logie, der die Liebe für diese Fächer in uns erweckt hat, meines jetzigen
Collegen Burdach. Nachdem von demselben der Plan zu einer umfassen-
den Bearbeitung der Physiologie entworfen und die Realisirung derselben be-
gonnen war, hatte er die Güte, mich zu einer Bearbeitung der Entwickelungs-
geschichte des Hühnchens für diese Physiologie aufzufordern. So schmeichel-
haft es mir auch war, an einem so ehrenvollen Platze eine kurze Darstel-
lung meiner bisherigen Erfahrungen zu geben, so wäre es meinen Wünschen
noch mehr entsprechend gewesen, nur über die Entwickelung der ersten fünf
Tage zu berichten, weil ich nur für diese Zeit mit einiger Vollständigkeit
orientirt zu seyn glaubte, und ich den Wunsch hegte, bei meiner Darstellung
der Entwickelungsgeschichte, so viel an mir läge, die Aufnahme von Unrich-
tigkeiten zu vermeiden. Indessen lieſs ich mich zur Uebernahme des Ganzen
bewegen und glaubte mir nur das Recht vorbehalten zu müssen, meinen Bei-
trag als opusculum in opere betrachten zu können, und nicht bloſs erzählend
zu verfahren, sondern die zunächst liegenden allgemeinen Resultate, wie ich
sie schon im Jahr 1821 vorgetragen hatte, mit aufnehmen zu dürfen.

So entstand, nachdem ich im Jahr 1826 und 1827 die früheren Pe-
rioden noch einmal untersucht und in der spätern, so viel die Zeit erlaubte,
mich umgesehen hatte, die nachfolgende Abhandlung. Sie wurde, so wie
sie niedergeschrieben war, theilweise von Ende des Augusts 1827 an, meinem
Collegen übergeben. Nachdem gegen Ende des Septembers die Ablieferung
bis zu dem Schlusse des §. 7 (nach dem vorliegenden Abdrucke) erfolgt war,
fand es sich, daſs wir uns doch nicht gehörig verständigt hatten. Burdach
wünschte einige allgemeiner scheinende und nicht streng zur Erzählung gehö-
rige Bemerkungen entweder an andere Stellen versetzt oder ganz weggelassen
zu sehen. Ich konnte mich zu den Versetzungen nicht entschlieſsen, da ich

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[X/0016] Die Wiederaufnahme der unterbrochenen Untersuchungen verdanke ich dem freundlichen Zureden unsers ersten Lehrers in der Anatomie und Physio- logie, der die Liebe für diese Fächer in uns erweckt hat, meines jetzigen Collegen Burdach. Nachdem von demselben der Plan zu einer umfassen- den Bearbeitung der Physiologie entworfen und die Realisirung derselben be- gonnen war, hatte er die Güte, mich zu einer Bearbeitung der Entwickelungs- geschichte des Hühnchens für diese Physiologie aufzufordern. So schmeichel- haft es mir auch war, an einem so ehrenvollen Platze eine kurze Darstel- lung meiner bisherigen Erfahrungen zu geben, so wäre es meinen Wünschen noch mehr entsprechend gewesen, nur über die Entwickelung der ersten fünf Tage zu berichten, weil ich nur für diese Zeit mit einiger Vollständigkeit orientirt zu seyn glaubte, und ich den Wunsch hegte, bei meiner Darstellung der Entwickelungsgeschichte, so viel an mir läge, die Aufnahme von Unrich- tigkeiten zu vermeiden. Indessen lieſs ich mich zur Uebernahme des Ganzen bewegen und glaubte mir nur das Recht vorbehalten zu müssen, meinen Bei- trag als opusculum in opere betrachten zu können, und nicht bloſs erzählend zu verfahren, sondern die zunächst liegenden allgemeinen Resultate, wie ich sie schon im Jahr 1821 vorgetragen hatte, mit aufnehmen zu dürfen. So entstand, nachdem ich im Jahr 1826 und 1827 die früheren Pe- rioden noch einmal untersucht und in der spätern, so viel die Zeit erlaubte, mich umgesehen hatte, die nachfolgende Abhandlung. Sie wurde, so wie sie niedergeschrieben war, theilweise von Ende des Augusts 1827 an, meinem Collegen übergeben. Nachdem gegen Ende des Septembers die Ablieferung bis zu dem Schlusse des §. 7 (nach dem vorliegenden Abdrucke) erfolgt war, fand es sich, daſs wir uns doch nicht gehörig verständigt hatten. Burdach wünschte einige allgemeiner scheinende und nicht streng zur Erzählung gehö- rige Bemerkungen entweder an andere Stellen versetzt oder ganz weggelassen zu sehen. Ich konnte mich zu den Versetzungen nicht entschlieſsen, da ich

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Zitationshilfe: Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828, S. X. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/baer_thiere_1828/16>, abgerufen am 24.04.2024.