Baer, Karl Ernst von: Über Entwicklungsgeschichte der Thiere. Bd. 1. Königsberg, 1828.Abtheilung von Eiern hat einen bald verkümmernden Dottersack, allein einen Einem Einwurfe gegen die ganze Darstellung kann ich nicht umhin zu be- Von einem Durchlaufen des Embryo durch die ganze Thierreihe kann *) Nach einer brieflichen Mittheilung von Rudolphi hat das Chorion des Delphins Aehnlich- keit mit dem der Pferde. Nach Bartholin soll es eine Placenta exilis seyn. **) Vielleicht ist der Unterschied noch früher schon in der Schaalenhaut kenntlich. Siehe
Ueber die Gefässverbindung zwischen Mutter und Frucht. Leipzig, 1828. Fol. Abtheilung von Eiern hat einen bald verkümmernden Dottersack, allein einen Einem Einwurfe gegen die ganze Darstellung kann ich nicht umhin zu be- Von einem Durchlaufen des Embryo durch die ganze Thierreihe kann *) Nach einer brieflichen Mittheilung von Rudolphi hat das Chorion des Delphins Aehnlich- keit mit dem der Pferde. Nach Bartholin soll es eine Placenta exilis seyn. **) Vielleicht ist der Unterschied noch früher schon in der Schaalenhaut kenntlich. Siehe
Ueber die Gefäſsverbindung zwischen Mutter und Frucht. Leipzig, 1828. Fol. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0261" n="229"/> <p>Abtheilung von Eiern hat einen bald verkümmernden Dottersack, allein einen<lb/> ungeheuer nach zwei Euden auswachsenden Harnsack. Diese Eier geben Huf-<lb/> thiere und Flossenthiere, und zwar Thiere mit gespaltenem Hufe, wenn der<lb/> Fruchtkuchen über das ganze Ei vertheilt, aber doch in einzelnen Stellen gesam-<lb/> ment ist. Andere Hufthiere und Cetaceen, wenn der Mutterkuchen gleichmäſsig<lb/> ausgebreitet ist <note place="foot" n="*)">Nach einer brieflichen Mittheilung von <hi rendition="#g">Rudolphi</hi> hat das Chorion des Delphins Aehnlich-<lb/> keit mit dem der Pferde. Nach <hi rendition="#g">Bartholin</hi> soll es eine <hi rendition="#i">Placenta exilis</hi> seyn.</note>. — Hiernach wird die Hauptverschiedenheit der Säugethiere<lb/> auch schon sehr früh im Eie bestimmt, denn je nachdem der Harnsack stark her-<lb/> vorwächst, oder nicht, wird das Ei lang oder kurz <note place="foot" n="**)">Vielleicht ist der Unterschied noch früher schon in der Schaalenhaut kenntlich. Siehe<lb/><hi rendition="#i">Ueber die Gefäſsverbindung zwischen Mutter und Frucht.</hi> Leipzig, 1828. Fol.</note>. Im erstern Falle bekommt<lb/> der Embryo nicht nur eine breitere Hornbedeckung für die Finger, sondern auch<lb/> einen zusammengesetzten Magen, und was damit verbunden ist, länge Kiefern,<lb/> ein flaches Kiefergelenk, gewöhnlich zusammengesetzte Zähne, Unfähigkeit zu<lb/> greifen und zu klettern u. s. w. Es ist überhaupt die plastische Reihe unter den<lb/> Sängethieren.</p><lb/> <p>Einem Einwurfe gegen die ganze Darstellung kann ich nicht umhin zu be-<lb/> gegnen, der dadurch begründet scheint, daſs zuweilen Embryonen nahe ver-<lb/> wandter Thiere schon früh ziemlich verschieden aussehen. Es sind nämlich die<lb/> Embryonen der Schlangen sehr früh anfgerollt, und unterscheiden sich dadurch<lb/> merklich genug von den Eidechsen. Das rührt offenbar von der ansehnlichen<lb/> Länge, in welche hier der Typus der Wirbelthiere ausgezogen ist. Die Zer-<lb/> gliederung zeigt im innern Baue groſse Uebereinstimmung, und da das hintere<lb/> Ende der Eidechsen auch eine Spirale bildet, so rührt der Unterschied wohl nur<lb/> daher, daſs der Typus der Wirbelthiere in den Schlangen mehr in die Länge<lb/> gezogen ist, und er <hi rendition="#i">scheint</hi> überhaupt gröſser als er <hi rendition="#i">ist,</hi> weil er so unverhüllt da<lb/> liegt. Eben so sind die Larven mancher Insectenfamilien für die äuſsere Betrach-<lb/> tung sehr verschieden nach den einzelnen Gattungen. Viel hängt hier vielleicht<lb/> davon ab, ob sie längere oder kürzere Zeit im Eie verweilen. Dennoch wäre<lb/> dieser einzige Einwurf, den ich gegen die gegebene Ansicht zu machen wüſste,<lb/> auch nicht von Bedeutung, wenn nicht eine innere Verschiedenheit verwandter<lb/> Larven nachgewiesen wird.</p><lb/> <p>Von einem Durchlaufen des Embryo durch die ganze Thierreihe kann<lb/> schon deshalb nicht die Rede seyn, weil er nie aus einem Haupttypus in den<lb/> andern übergeht. Unser Schema lehrt aber auch augenscheinlich, wie der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [229/0261]
Abtheilung von Eiern hat einen bald verkümmernden Dottersack, allein einen
ungeheuer nach zwei Euden auswachsenden Harnsack. Diese Eier geben Huf-
thiere und Flossenthiere, und zwar Thiere mit gespaltenem Hufe, wenn der
Fruchtkuchen über das ganze Ei vertheilt, aber doch in einzelnen Stellen gesam-
ment ist. Andere Hufthiere und Cetaceen, wenn der Mutterkuchen gleichmäſsig
ausgebreitet ist *). — Hiernach wird die Hauptverschiedenheit der Säugethiere
auch schon sehr früh im Eie bestimmt, denn je nachdem der Harnsack stark her-
vorwächst, oder nicht, wird das Ei lang oder kurz **). Im erstern Falle bekommt
der Embryo nicht nur eine breitere Hornbedeckung für die Finger, sondern auch
einen zusammengesetzten Magen, und was damit verbunden ist, länge Kiefern,
ein flaches Kiefergelenk, gewöhnlich zusammengesetzte Zähne, Unfähigkeit zu
greifen und zu klettern u. s. w. Es ist überhaupt die plastische Reihe unter den
Sängethieren.
Einem Einwurfe gegen die ganze Darstellung kann ich nicht umhin zu be-
gegnen, der dadurch begründet scheint, daſs zuweilen Embryonen nahe ver-
wandter Thiere schon früh ziemlich verschieden aussehen. Es sind nämlich die
Embryonen der Schlangen sehr früh anfgerollt, und unterscheiden sich dadurch
merklich genug von den Eidechsen. Das rührt offenbar von der ansehnlichen
Länge, in welche hier der Typus der Wirbelthiere ausgezogen ist. Die Zer-
gliederung zeigt im innern Baue groſse Uebereinstimmung, und da das hintere
Ende der Eidechsen auch eine Spirale bildet, so rührt der Unterschied wohl nur
daher, daſs der Typus der Wirbelthiere in den Schlangen mehr in die Länge
gezogen ist, und er scheint überhaupt gröſser als er ist, weil er so unverhüllt da
liegt. Eben so sind die Larven mancher Insectenfamilien für die äuſsere Betrach-
tung sehr verschieden nach den einzelnen Gattungen. Viel hängt hier vielleicht
davon ab, ob sie längere oder kürzere Zeit im Eie verweilen. Dennoch wäre
dieser einzige Einwurf, den ich gegen die gegebene Ansicht zu machen wüſste,
auch nicht von Bedeutung, wenn nicht eine innere Verschiedenheit verwandter
Larven nachgewiesen wird.
Von einem Durchlaufen des Embryo durch die ganze Thierreihe kann
schon deshalb nicht die Rede seyn, weil er nie aus einem Haupttypus in den
andern übergeht. Unser Schema lehrt aber auch augenscheinlich, wie der
*) Nach einer brieflichen Mittheilung von Rudolphi hat das Chorion des Delphins Aehnlich-
keit mit dem der Pferde. Nach Bartholin soll es eine Placenta exilis seyn.
**) Vielleicht ist der Unterschied noch früher schon in der Schaalenhaut kenntlich. Siehe
Ueber die Gefäſsverbindung zwischen Mutter und Frucht. Leipzig, 1828. Fol.
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