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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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digen Frau. Ich hoffe ja baldigst -- (Seine Stimme
verklingt.)
Justine (hockt noch immer unbeweglich im Sofa, wie ein
böser alter Vogel; die Hände faltend, vor sich hin).
Das sind
Sachen, heutzutage.
Fidelis (kommt durch die Türe links zurück, geht zum Tisch
und muß über Justinens feindselig drohendes Gesicht lachen).
Justine (über sein Lachen empört). Aber du -- du
scheinst dabei ja ganz vergnügt!?
Fidelis (trocken). Mit "aber" fängt man doch kein Ge-
spräch an.
Justine (wütend). Laß mich mit deinen --
Fidelis. Und warum sollt ich nicht vergnügt sein?
(Geht im Zimmer auf und ab.)
Justine (gekränkt und entrüstet). So sieht also die große
Liebe bei Männern aus! Es stirbt keiner daran. Nur
gut, das zu wissen.
Fidelis (trocken). Für deinen künftigen Gebrauch.
Justine. Ich habe dich immer noch gegen alle verteidigt!
Daß du mit deinem Spott nur dein gutes Herz verbirgst --
(Höhnisch auflachend.) Ja!! (Plötzlich wieder ganz ruhig,
schmerzlich gekränkt.)
Ich habe mich sehr in dir getäuscht,
Fidl. (Plötzlich wieder in Wut.) Pfui!
Fidelis (lachend). Jetzt bin noch ich an allem schuld?!
Justine (fast weinend vor Erbitterung). Ja du, du, nur
du bist schuld! Und gar -- wie schamlos das ist, daß du
gar noch diesen -- (Schreiend) man schleppt nicht einen
wildfremden Menschen --
Fidelis (ihr ins Wort fallend; im Ton einer rein sachlichen
digen Frau. Ich hoffe ja baldigſt — (Seine Stimme
verklingt.)
Juſtine (hockt noch immer unbeweglich im Sofa, wie ein
boͤſer alter Vogel; die Haͤnde faltend, vor ſich hin).
Das ſind
Sachen, heutzutage.
Fidelis (kommt durch die Tuͤre links zuruͤck, geht zum Tiſch
und muß uͤber Juſtinens feindſelig drohendes Geſicht lachen).
Juſtine (uͤber ſein Lachen empoͤrt). Aber du — du
ſcheinſt dabei ja ganz vergnügt!?
Fidelis (trocken). Mit „aber“ fängt man doch kein Ge-
ſpräch an.
Juſtine (wuͤtend). Laß mich mit deinen —
Fidelis. Und warum ſollt ich nicht vergnügt ſein?
(Geht im Zimmer auf und ab.)
Juſtine (gekraͤnkt und entruͤſtet). So ſieht alſo die große
Liebe bei Männern aus! Es ſtirbt keiner daran. Nur
gut, das zu wiſſen.
Fidelis (trocken). Für deinen künftigen Gebrauch.
Juſtine. Ich habe dich immer noch gegen alle verteidigt!
Daß du mit deinem Spott nur dein gutes Herz verbirgſt —
(Hoͤhniſch auflachend.) Ja!! (Ploͤtzlich wieder ganz ruhig,
ſchmerzlich gekraͤnkt.)
Ich habe mich ſehr in dir getäuſcht,
Fidl. (Ploͤtzlich wieder in Wut.) Pfui!
Fidelis (lachend). Jetzt bin noch ich an allem ſchuld?!
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du biſt ſchuld! Und gar — wie ſchamlos das iſt, daß du
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[120/0129] digen Frau. Ich hoffe ja baldigſt — (Seine Stimme verklingt.) Juſtine (hockt noch immer unbeweglich im Sofa, wie ein boͤſer alter Vogel; die Haͤnde faltend, vor ſich hin). Das ſind Sachen, heutzutage. Fidelis (kommt durch die Tuͤre links zuruͤck, geht zum Tiſch und muß uͤber Juſtinens feindſelig drohendes Geſicht lachen). Juſtine (uͤber ſein Lachen empoͤrt). Aber du — du ſcheinſt dabei ja ganz vergnügt!? Fidelis (trocken). Mit „aber“ fängt man doch kein Ge- ſpräch an. Juſtine (wuͤtend). Laß mich mit deinen — Fidelis. Und warum ſollt ich nicht vergnügt ſein? (Geht im Zimmer auf und ab.) Juſtine (gekraͤnkt und entruͤſtet). So ſieht alſo die große Liebe bei Männern aus! Es ſtirbt keiner daran. Nur gut, das zu wiſſen. Fidelis (trocken). Für deinen künftigen Gebrauch. Juſtine. Ich habe dich immer noch gegen alle verteidigt! Daß du mit deinem Spott nur dein gutes Herz verbirgſt — (Hoͤhniſch auflachend.) Ja!! (Ploͤtzlich wieder ganz ruhig, ſchmerzlich gekraͤnkt.) Ich habe mich ſehr in dir getäuſcht, Fidl. (Ploͤtzlich wieder in Wut.) Pfui! Fidelis (lachend). Jetzt bin noch ich an allem ſchuld?! Juſtine (faſt weinend vor Erbitterung). Ja du, du, nur du biſt ſchuld! Und gar — wie ſchamlos das iſt, daß du gar noch dieſen — (Schreiend) man ſchleppt nicht einen wildfremden Menſchen — Fidelis (ihr ins Wort fallend; im Ton einer rein ſachlichen

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/129>, abgerufen am 04.12.2024.