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Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.

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tausend Mal auf und ab, die Knie zitterten mir vor
Müdigkeit, aber ich konnte nicht sitzen, ich konnte nicht!
Bis endlich vom Wald hier ein Brausen, ein Pfiff, ich
aber rannte davon, ich weiß nicht, aber nur fort, fort,
daß du mich nur ja nicht siehst! Und im Saal ver-
steckt, sah ich dich, du standst am Fenster, aber wenn
du mich erblickt hättest, ich wäre sinnlos vor dir weg-
gerannt! Kaum aber warst du fort, da kam die Reue.
Jetzt hätt ich ihm ja schon alles gesagt und alles
wär wieder gut! -- (Sehr heftig.) Ach wär ich doch
nicht feig gewesen! Im Zug hätt' ich's dir sagen
können! Aber hier -- (Aufspringend; außer sich) nie!
Zwing mich nicht, Fidl! Du zerstörst sonst alles!
(Geht in heftiger Erregung zum zweiten Fenster links, schlägt
die Vorhänge zurück und blickt in den dunklen Garten hinaus.)
Fidelis (nach einer sehr langen Pause; mehr vor sich
hin, ruhig überlegend).
Wenn du mir's nicht sagen willst
oder wirklich nicht sagen kannst --
Luz (wendet sich mit einem Ruck wieder nach ihm um;
mit einem heftigen Ausbruch, schreiend).
Ich muß es dir
aber ja sagen, es zersprengt mich sonst! -- (Kommt
vom Fenster weg zu ihm; in höchster Erregung, sehr schnell.)

Warum hilfst du mir denn gar nicht, Fidl? -- Du
behandelst alle Menschen, als wären sie wie du! Ich
bin nicht so stark, mich darfst du nicht mir überlassen,
ich finde mich nicht mehr zurecht, du mußt mir sagen,
was ich soll, auch wenn's mir weh tut! Tu mir weh,
tu mir weh, nur hilf mir! Hilf mir doch, Fidl! (Sie
ist jetzt bis dicht vor ihn gekommen und streckt ihm die
Hände flehend entgegen.)
tauſend Mal auf und ab, die Knie zitterten mir vor
Müdigkeit, aber ich konnte nicht ſitzen, ich konnte nicht!
Bis endlich vom Wald hier ein Brauſen, ein Pfiff, ich
aber rannte davon, ich weiß nicht, aber nur fort, fort,
daß du mich nur ja nicht ſiehſt! Und im Saal ver-
ſteckt, ſah ich dich, du ſtandſt am Fenſter, aber wenn
du mich erblickt hätteſt, ich wäre ſinnlos vor dir weg-
gerannt! Kaum aber warſt du fort, da kam die Reue.
Jetzt hätt ich ihm ja ſchon alles geſagt und alles
wär wieder gut! — (Sehr heftig.) Ach wär ich doch
nicht feig geweſen! Im Zug hätt' ich's dir ſagen
können! Aber hier — (Aufſpringend; außer ſich) nie!
Zwing mich nicht, Fidl! Du zerſtörſt ſonſt alles!
(Geht in heftiger Erregung zum zweiten Fenſter links, ſchlaͤgt
die Vorhaͤnge zuruͤck und blickt in den dunklen Garten hinaus.)
Fidelis (nach einer ſehr langen Pauſe; mehr vor ſich
hin, ruhig uͤberlegend).
Wenn du mir's nicht ſagen willſt
oder wirklich nicht ſagen kannſt —
Luz (wendet ſich mit einem Ruck wieder nach ihm um;
mit einem heftigen Ausbruch, ſchreiend).
Ich muß es dir
aber ja ſagen, es zerſprengt mich ſonſt! — (Kommt
vom Fenſter weg zu ihm; in hoͤchſter Erregung, ſehr ſchnell.)

Warum hilfſt du mir denn gar nicht, Fidl? — Du
behandelſt alle Menſchen, als wären ſie wie du! Ich
bin nicht ſo ſtark, mich darfſt du nicht mir überlaſſen,
ich finde mich nicht mehr zurecht, du mußt mir ſagen,
was ich ſoll, auch wenn's mir weh tut! Tu mir weh,
tu mir weh, nur hilf mir! Hilf mir doch, Fidl! (Sie
iſt jetzt bis dicht vor ihn gekommen und ſtreckt ihm die
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[45/0048] tauſend Mal auf und ab, die Knie zitterten mir vor Müdigkeit, aber ich konnte nicht ſitzen, ich konnte nicht! Bis endlich vom Wald hier ein Brauſen, ein Pfiff, ich aber rannte davon, ich weiß nicht, aber nur fort, fort, daß du mich nur ja nicht ſiehſt! Und im Saal ver- ſteckt, ſah ich dich, du ſtandſt am Fenſter, aber wenn du mich erblickt hätteſt, ich wäre ſinnlos vor dir weg- gerannt! Kaum aber warſt du fort, da kam die Reue. Jetzt hätt ich ihm ja ſchon alles geſagt und alles wär wieder gut! — (Sehr heftig.) Ach wär ich doch nicht feig geweſen! Im Zug hätt' ich's dir ſagen können! Aber hier — (Aufſpringend; außer ſich) nie! Zwing mich nicht, Fidl! Du zerſtörſt ſonſt alles! (Geht in heftiger Erregung zum zweiten Fenſter links, ſchlaͤgt die Vorhaͤnge zuruͤck und blickt in den dunklen Garten hinaus.) Fidelis (nach einer ſehr langen Pauſe; mehr vor ſich hin, ruhig uͤberlegend). Wenn du mir's nicht ſagen willſt oder wirklich nicht ſagen kannſt — Luz (wendet ſich mit einem Ruck wieder nach ihm um; mit einem heftigen Ausbruch, ſchreiend). Ich muß es dir aber ja ſagen, es zerſprengt mich ſonſt! — (Kommt vom Fenſter weg zu ihm; in hoͤchſter Erregung, ſehr ſchnell.) Warum hilfſt du mir denn gar nicht, Fidl? — Du behandelſt alle Menſchen, als wären ſie wie du! Ich bin nicht ſo ſtark, mich darfſt du nicht mir überlaſſen, ich finde mich nicht mehr zurecht, du mußt mir ſagen, was ich ſoll, auch wenn's mir weh tut! Tu mir weh, tu mir weh, nur hilf mir! Hilf mir doch, Fidl! (Sie iſt jetzt bis dicht vor ihn gekommen und ſtreckt ihm die Haͤnde flehend entgegen.)

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Zitationshilfe: Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bahr_phantom_1913/48>, abgerufen am 21.11.2024.