Bahr, Hermann: Das Phantom. Berlin, 1913.
ist. -- (Wieder etwas lauter.) Vor allem aber rat ich dir, dich zunächst einmal gründlich auszuschlafen. Luz (hat ihn regungslos angehört; jetzt durch die zweite Türe rechts ab). Fidelis (geht an den langen Tisch rechts, nimmt die kleine Holzpfeife, klopft sie aus, versucht, ob sie Luft hat, legt sie wie- der weg, steht einen Augenblick nachdenklich, geht dann zur Türe rechts vom Glasschrank, tritt ins Nebenzimmer ein, öffnet dort die Türe ins blaue Zimmer und ruft hinein). Du kannst jetzt schon wieder zu mir kommen, Mamchen. (Kehrt zurück, nimmt seine Holzpfeife, setzt sich in den ersten, mit dem Rücken zum Kamin stehenden Lehnstuhl und zündet die Pfeife wieder an.) Justine (durch die Türe rechts vom Glasschrank; kommt zu Fidelis und blickt ihn erwartungsvoll an; da er nichts sagt, nach einer Pause). Nun? Fidelis (leichthin). Deine Sorge war übertrieben. Justine (ungläubig). Glaubst du? (Setzt sich auf die Sitzbank.) Fidelis. Es ist nichts Ernstes. Justine (nach einer Pause). Willst du mir's nicht sagen? Fidelis. Ich fürchte nur -- denn du denkst ja dar- über noch ziemlich altmodisch. Justine. Worüber? Fidelis (rasch). Nämlich Luz hat mich -- (findet das richtige Wort nicht.) Luz ist mir -- (Hält wieder ein.) Justine. Nun? Fidelis (kurz, scharf, einen Satz rasch nach dem andern). Untreu; hat mich betrogen; Ehe gebrochen. Oder wie du willst. Wir haben merkwürdigerweise dafür keinen gebildeten, inoffensiven Ausdruck.
iſt. — (Wieder etwas lauter.) Vor allem aber rat ich dir, dich zunächſt einmal gründlich auszuſchlafen. Luz (hat ihn regungslos angehoͤrt; jetzt durch die zweite Tuͤre rechts ab). Fidelis (geht an den langen Tiſch rechts, nimmt die kleine Holzpfeife, klopft ſie aus, verſucht, ob ſie Luft hat, legt ſie wie- der weg, ſteht einen Augenblick nachdenklich, geht dann zur Tuͤre rechts vom Glasſchrank, tritt ins Nebenzimmer ein, oͤffnet dort die Tuͤre ins blaue Zimmer und ruft hinein). Du kannſt jetzt ſchon wieder zu mir kommen, Mamchen. (Kehrt zuruͤck, nimmt ſeine Holzpfeife, ſetzt ſich in den erſten, mit dem Ruͤcken zum Kamin ſtehenden Lehnſtuhl und zuͤndet die Pfeife wieder an.) Juſtine (durch die Tuͤre rechts vom Glasſchrank; kommt zu Fidelis und blickt ihn erwartungsvoll an; da er nichts ſagt, nach einer Pauſe). Nun? Fidelis (leichthin). Deine Sorge war übertrieben. Juſtine (unglaͤubig). Glaubſt du? (Setzt ſich auf die Sitzbank.) Fidelis. Es iſt nichts Ernſtes. Juſtine (nach einer Pauſe). Willſt du mir's nicht ſagen? Fidelis. Ich fürchte nur — denn du denkſt ja dar- über noch ziemlich altmodiſch. Juſtine. Worüber? Fidelis (raſch). Nämlich Luz hat mich — (findet das richtige Wort nicht.) Luz iſt mir — (Haͤlt wieder ein.) Juſtine. Nun? Fidelis (kurz, ſcharf, einen Satz raſch nach dem andern). Untreu; hat mich betrogen; Ehe gebrochen. Oder wie du willſt. Wir haben merkwürdigerweiſe dafür keinen gebildeten, inoffenſiven Ausdruck. <TEI> <text> <body> <div type="act"> <sp who="#FID"> <p><pb facs="#f0056" n="53"/> iſt. — <stage>(Wieder etwas lauter.)</stage> Vor allem aber rat ich<lb/> dir, dich zunächſt einmal gründlich auszuſchlafen.</p> </sp><lb/> <sp who="#LUZ"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Luz</hi> </hi> </speaker> <stage>(hat ihn regungslos angehoͤrt; jetzt durch die zweite<lb/> Tuͤre rechts ab).</stage> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(geht an den langen Tiſch rechts, nimmt die kleine<lb/> Holzpfeife, klopft ſie aus, verſucht, ob ſie Luft hat, legt ſie wie-<lb/> der weg, ſteht einen Augenblick nachdenklich, geht dann zur Tuͤre<lb/> rechts vom Glasſchrank, tritt ins Nebenzimmer ein, oͤffnet dort<lb/> die Tuͤre ins blaue Zimmer und ruft hinein).</stage> <p>Du kannſt jetzt<lb/> ſchon wieder zu mir kommen, Mamchen. <stage>(Kehrt zuruͤck, nimmt<lb/> ſeine Holzpfeife, ſetzt ſich in den erſten, mit dem Ruͤcken zum<lb/> Kamin ſtehenden Lehnſtuhl und zuͤndet die Pfeife wieder an.)</stage></p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </hi> </speaker> <stage>(durch die Tuͤre rechts vom Glasſchrank; kommt zu<lb/> Fidelis und blickt ihn erwartungsvoll an; da er nichts ſagt, nach<lb/> einer Pauſe).</stage> <p>Nun?</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(leichthin).</stage> <p>Deine Sorge war übertrieben.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </hi> </speaker> <stage>(unglaͤubig).</stage> <p>Glaubſt du? <stage>(Setzt ſich auf die<lb/> Sitzbank.)</stage></p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis.</hi> </hi> </speaker> <p>Es iſt nichts Ernſtes.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine</hi> </hi> </speaker> <stage>(nach einer Pauſe).</stage> <p>Willſt du mir's nicht ſagen?</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis.</hi> </hi> </speaker> <p>Ich fürchte nur — denn du denkſt ja dar-<lb/> über noch ziemlich altmodiſch.</p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine.</hi> </hi> </speaker> <p>Worüber?</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(raſch).</stage> <p>Nämlich Luz hat mich — <stage>(findet das<lb/> richtige Wort nicht.)</stage> Luz iſt mir — <stage>(Haͤlt wieder ein.)</stage></p> </sp><lb/> <sp who="#JUS"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Juſtine.</hi> </hi> </speaker> <p>Nun?</p> </sp><lb/> <sp who="#FID"> <speaker> <hi rendition="#b"> <hi rendition="#fr">Fidelis</hi> </hi> </speaker> <stage>(kurz, ſcharf, einen Satz raſch nach dem andern).</stage><lb/> <p>Untreu; hat mich betrogen; Ehe gebrochen. Oder wie<lb/> du willſt. Wir haben merkwürdigerweiſe dafür keinen<lb/> gebildeten, inoffenſiven Ausdruck.</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [53/0056]
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Fidelis (geht an den langen Tiſch rechts, nimmt die kleine
Holzpfeife, klopft ſie aus, verſucht, ob ſie Luft hat, legt ſie wie-
der weg, ſteht einen Augenblick nachdenklich, geht dann zur Tuͤre
rechts vom Glasſchrank, tritt ins Nebenzimmer ein, oͤffnet dort
die Tuͤre ins blaue Zimmer und ruft hinein). Du kannſt jetzt
ſchon wieder zu mir kommen, Mamchen. (Kehrt zuruͤck, nimmt
ſeine Holzpfeife, ſetzt ſich in den erſten, mit dem Ruͤcken zum
Kamin ſtehenden Lehnſtuhl und zuͤndet die Pfeife wieder an.)
Juſtine (durch die Tuͤre rechts vom Glasſchrank; kommt zu
Fidelis und blickt ihn erwartungsvoll an; da er nichts ſagt, nach
einer Pauſe). Nun?
Fidelis (leichthin). Deine Sorge war übertrieben.
Juſtine (unglaͤubig). Glaubſt du? (Setzt ſich auf die
Sitzbank.)
Fidelis. Es iſt nichts Ernſtes.
Juſtine (nach einer Pauſe). Willſt du mir's nicht ſagen?
Fidelis. Ich fürchte nur — denn du denkſt ja dar-
über noch ziemlich altmodiſch.
Juſtine. Worüber?
Fidelis (raſch). Nämlich Luz hat mich — (findet das
richtige Wort nicht.) Luz iſt mir — (Haͤlt wieder ein.)
Juſtine. Nun?
Fidelis (kurz, ſcharf, einen Satz raſch nach dem andern).
Untreu; hat mich betrogen; Ehe gebrochen. Oder wie
du willſt. Wir haben merkwürdigerweiſe dafür keinen
gebildeten, inoffenſiven Ausdruck.
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