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Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Aufruf an die Slaven. Koethen, 1848.

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Endziel von allem - die allgemeine Föderation der europäischen Republiken.

Wie Brüder traten wir damals in Prag zusammen, die Vertreter aller slavischen Völkerschaften, wie Brüder, die nach einer langen Trennung, endlich sich wiedersehen und entzückt einander sagen, daß hinfort ihre Wege nicht mehr auseinander gehen sollen. Die gemeinsamen Bande der Geschichte und des Blutes lebhaft fühlend, schworen wir, unsere Geschicke nicht wiederum von einander trennen zu lassen. Die Politik verfluchend, deren Opfer wir so lange gewesen waren, setzten wir uns selber ein in unser Recht auf eine vollkommene Unabhängigkeit und gelobten uns, daß diese hinfort allen slavischen Völkern gemeinsam sein sollte. Wir erkannten Böhmen und Mähren ihre Selbständigkeit zu. Die dummdreiste Anmaßung des Frankfurter Parlaments, dieser nun schon zum Spott von ganz Europa gewordenen Versammlung, uns zu Deutschen machen zu wollen, wiesen wir mit Entschiedenheit zurück, während wir dem deutschen Volke, dem demokratischen Deutschland unsere brüderliche Hand entgegenstreckten. Im Namen Derer von uns, die in Ungarn wohnen, boten wir den Magyaren, den wüthenden Feinden unserer Race, ihnen, die kaum vier Millionen zählend, sich vermaßen, acht Millionen Slaven ihr Joch auflegen zu wollen, ein brüderliches Bündniß an. Auch diejenigen unserer Brüder, die unter dem Drucke der Türken seufzen, vergaßen wir nicht in unserem Bunde der Befreiung. Wir verdammten feierlich jene verbrecherische Politik, welche Polen dreimal zerriß und seine traurigen Reste abermals zerreißen will, und drückten die lebhafte Hoffnung aus, daß die Auferstehung dieses edeln, heiligen Märtyrervolkes bald das Zeichen zur Erlösung unser Aller aus der

Endziel von allem – die allgemeine Föderation der europäischen Republiken.

Wie Brüder traten wir damals in Prag zusammen, die Vertreter aller slavischen Völkerschaften, wie Brüder, die nach einer langen Trennung, endlich sich wiedersehen und entzückt einander sagen, daß hinfort ihre Wege nicht mehr auseinander gehen sollen. Die gemeinsamen Bande der Geschichte und des Blutes lebhaft fühlend, schworen wir, unsere Geschicke nicht wiederum von einander trennen zu lassen. Die Politik verfluchend, deren Opfer wir so lange gewesen waren, setzten wir uns selber ein in unser Recht auf eine vollkommene Unabhängigkeit und gelobten uns, daß diese hinfort allen slavischen Völkern gemeinsam sein sollte. Wir erkannten Böhmen und Mähren ihre Selbständigkeit zu. Die dummdreiste Anmaßung des Frankfurter Parlaments, dieser nun schon zum Spott von ganz Europa gewordenen Versammlung, uns zu Deutschen machen zu wollen, wiesen wir mit Entschiedenheit zurück, während wir dem deutschen Volke, dem demokratischen Deutschland unsere brüderliche Hand entgegenstreckten. Im Namen Derer von uns, die in Ungarn wohnen, boten wir den Magyaren, den wüthenden Feinden unserer Race, ihnen, die kaum vier Millionen zählend, sich vermaßen, acht Millionen Slaven ihr Joch auflegen zu wollen, ein brüderliches Bündniß an. Auch diejenigen unserer Brüder, die unter dem Drucke der Türken seufzen, vergaßen wir nicht in unserem Bunde der Befreiung. Wir verdammten feierlich jene verbrecherische Politik, welche Polen dreimal zerriß und seine traurigen Reste abermals zerreißen will, und drückten die lebhafte Hoffnung aus, daß die Auferstehung dieses edeln, heiligen Märtyrervolkes bald das Zeichen zur Erlösung unser Aller aus der

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[9/0009] Endziel von allem – die allgemeine Föderation der europäischen Republiken. Wie Brüder traten wir damals in Prag zusammen, die Vertreter aller slavischen Völkerschaften, wie Brüder, die nach einer langen Trennung, endlich sich wiedersehen und entzückt einander sagen, daß hinfort ihre Wege nicht mehr auseinander gehen sollen. Die gemeinsamen Bande der Geschichte und des Blutes lebhaft fühlend, schworen wir, unsere Geschicke nicht wiederum von einander trennen zu lassen. Die Politik verfluchend, deren Opfer wir so lange gewesen waren, setzten wir uns selber ein in unser Recht auf eine vollkommene Unabhängigkeit und gelobten uns, daß diese hinfort allen slavischen Völkern gemeinsam sein sollte. Wir erkannten Böhmen und Mähren ihre Selbständigkeit zu. Die dummdreiste Anmaßung des Frankfurter Parlaments, dieser nun schon zum Spott von ganz Europa gewordenen Versammlung, uns zu Deutschen machen zu wollen, wiesen wir mit Entschiedenheit zurück, während wir dem deutschen Volke, dem demokratischen Deutschland unsere brüderliche Hand entgegenstreckten. Im Namen Derer von uns, die in Ungarn wohnen, boten wir den Magyaren, den wüthenden Feinden unserer Race, ihnen, die kaum vier Millionen zählend, sich vermaßen, acht Millionen Slaven ihr Joch auflegen zu wollen, ein brüderliches Bündniß an. Auch diejenigen unserer Brüder, die unter dem Drucke der Türken seufzen, vergaßen wir nicht in unserem Bunde der Befreiung. Wir verdammten feierlich jene verbrecherische Politik, welche Polen dreimal zerriß und seine traurigen Reste abermals zerreißen will, und drückten die lebhafte Hoffnung aus, daß die Auferstehung dieses edeln, heiligen Märtyrervolkes bald das Zeichen zur Erlösung unser Aller aus der

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Zitationshilfe: Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Aufruf an die Slaven. Koethen, 1848, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bakunin_aufruf_1848/9>, abgerufen am 24.04.2024.