Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Rußland wie es wirklich ist! Mannheim, 1848.einander gekettet, haben unsre beiden Länder sich lange Zeit verwünscht. Aber die Stunde der Wiedervereinigung hat geschlagen: es ist Zeit, daß unsre Mißhelligkeiten ein Ende nehmen. (Beifall.) Wir haben viel gegen Euch verbrochen, und Ihr habt uns viel zu verzeihen! Aber unsre Reue ist nicht weniger groß, und wir fühlen in uns eine Fülle guten Willens, der alle Eure Leiden wieder gut zu machen und das Vergangene Euch vergessen zu lassen wissen wird. Dann wird unser Haß sich in Liebe verwandeln, in eine um so glühendere Liebe, als unser Haß unversöhnlicher war. (Lebhafte Zustimmung.) So lange wir getrennt blieben, haben mir uns gegenseitig gelähmt; vereinigt werden wir für das Gute allmächtig sein. Nichts wird unserm gemeinsamen Handeln widerstehen können. Die Wiedervereinigung Rußlands und Polens ist ein unermeßliches Werk und werth, daß man sich ihm ganz weihe. Es ist die Befreiung von sechzig Millionen Menschen, es ist die Befreiung aller Slavischen Völker, welche unter einem fremden Joch seufzen; es ist endlich der Sturz, der unwiderrufliche Sturz des Despotismus in Europa. (Beifall.) Möge er denn kommen, dieser große Tag der Wiedervereinigung, - der Tag, an dem die Russen, durch dieselben Empfindungen mit Euch vereint, für dieselbe Sache und gegen denselben Feind kämpfend, das Recht haben werden, mit Euch Euer Nationallied anzustimmen, jene Hymne der Slavischen Freiheit: "Jescze polska niezginela!" "Noch ist Polen nicht verloren!" (Ein Sturm von Beifallsbezeugungen begleitete diese letzten Worten, und eine lange und lebhafte Bewegung folgte auf die Rede.) einander gekettet, haben unsre beiden Länder sich lange Zeit verwünscht. Aber die Stunde der Wiedervereinigung hat geschlagen: es ist Zeit, daß unsre Mißhelligkeiten ein Ende nehmen. (Beifall.) Wir haben viel gegen Euch verbrochen, und Ihr habt uns viel zu verzeihen! Aber unsre Reue ist nicht weniger groß, und wir fühlen in uns eine Fülle guten Willens, der alle Eure Leiden wieder gut zu machen und das Vergangene Euch vergessen zu lassen wissen wird. Dann wird unser Haß sich in Liebe verwandeln, in eine um so glühendere Liebe, als unser Haß unversöhnlicher war. (Lebhafte Zustimmung.) So lange wir getrennt blieben, haben mir uns gegenseitig gelähmt; vereinigt werden wir für das Gute allmächtig sein. Nichts wird unserm gemeinsamen Handeln widerstehen können. Die Wiedervereinigung Rußlands und Polens ist ein unermeßliches Werk und werth, daß man sich ihm ganz weihe. Es ist die Befreiung von sechzig Millionen Menschen, es ist die Befreiung aller Slavischen Völker, welche unter einem fremden Joch seufzen; es ist endlich der Sturz, der unwiderrufliche Sturz des Despotismus in Europa. (Beifall.) Möge er denn kommen, dieser große Tag der Wiedervereinigung, – der Tag, an dem die Russen, durch dieselben Empfindungen mit Euch vereint, für dieselbe Sache und gegen denselben Feind kämpfend, das Recht haben werden, mit Euch Euer Nationallied anzustimmen, jene Hymne der Slavischen Freiheit: „Jescze polska niezginela!“ „Noch ist Polen nicht verloren!“ (Ein Sturm von Beifallsbezeugungen begleitete diese letzten Worten, und eine lange und lebhafte Bewegung folgte auf die Rede.) <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0017" n="16"/> einander gekettet, haben unsre beiden Länder sich lange Zeit verwünscht. Aber die Stunde der Wiedervereinigung hat geschlagen: es ist Zeit, daß unsre Mißhelligkeiten ein Ende nehmen. (Beifall.)</p> <p>Wir haben viel gegen Euch verbrochen, und Ihr habt uns viel zu verzeihen! Aber unsre Reue ist nicht weniger groß, und wir fühlen in uns eine Fülle guten Willens, der alle Eure Leiden wieder gut zu machen und das Vergangene Euch vergessen zu lassen wissen wird. Dann wird unser Haß sich in Liebe verwandeln, in eine um so glühendere Liebe, als unser Haß unversöhnlicher war. (Lebhafte Zustimmung.)</p> <p>So lange wir getrennt blieben, haben mir uns gegenseitig gelähmt; vereinigt werden wir für das Gute allmächtig sein. Nichts wird unserm gemeinsamen Handeln widerstehen können.</p> <p>Die Wiedervereinigung Rußlands und Polens ist ein unermeßliches Werk und werth, daß man sich ihm ganz weihe. Es ist die Befreiung von sechzig Millionen Menschen, es ist die Befreiung aller Slavischen Völker, welche unter einem fremden Joch seufzen; es ist endlich der Sturz, der unwiderrufliche Sturz des Despotismus in Europa. (Beifall.)</p> <p>Möge er denn kommen, dieser große Tag der Wiedervereinigung, – der Tag, an dem die Russen, durch dieselben Empfindungen mit Euch vereint, für dieselbe Sache und gegen denselben Feind kämpfend, das Recht haben werden, mit Euch Euer Nationallied anzustimmen, jene Hymne der Slavischen Freiheit:</p> <lg type="poem"> <l> <hi rendition="#aq">„Jescze polska niezginela!“</hi><lb/> </l> <l> <hi rendition="#aq">„Noch ist Polen nicht verloren!“</hi><lb/> </l> </lg> <p>(Ein Sturm von Beifallsbezeugungen begleitete diese letzten Worten, und eine lange und lebhafte Bewegung folgte auf die Rede.)</p> </div> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </body> </text> </TEI> [16/0017]
einander gekettet, haben unsre beiden Länder sich lange Zeit verwünscht. Aber die Stunde der Wiedervereinigung hat geschlagen: es ist Zeit, daß unsre Mißhelligkeiten ein Ende nehmen. (Beifall.)
Wir haben viel gegen Euch verbrochen, und Ihr habt uns viel zu verzeihen! Aber unsre Reue ist nicht weniger groß, und wir fühlen in uns eine Fülle guten Willens, der alle Eure Leiden wieder gut zu machen und das Vergangene Euch vergessen zu lassen wissen wird. Dann wird unser Haß sich in Liebe verwandeln, in eine um so glühendere Liebe, als unser Haß unversöhnlicher war. (Lebhafte Zustimmung.)
So lange wir getrennt blieben, haben mir uns gegenseitig gelähmt; vereinigt werden wir für das Gute allmächtig sein. Nichts wird unserm gemeinsamen Handeln widerstehen können.
Die Wiedervereinigung Rußlands und Polens ist ein unermeßliches Werk und werth, daß man sich ihm ganz weihe. Es ist die Befreiung von sechzig Millionen Menschen, es ist die Befreiung aller Slavischen Völker, welche unter einem fremden Joch seufzen; es ist endlich der Sturz, der unwiderrufliche Sturz des Despotismus in Europa. (Beifall.)
Möge er denn kommen, dieser große Tag der Wiedervereinigung, – der Tag, an dem die Russen, durch dieselben Empfindungen mit Euch vereint, für dieselbe Sache und gegen denselben Feind kämpfend, das Recht haben werden, mit Euch Euer Nationallied anzustimmen, jene Hymne der Slavischen Freiheit:
„Jescze polska niezginela!“
„Noch ist Polen nicht verloren!“
(Ein Sturm von Beifallsbezeugungen begleitete diese letzten Worten, und eine lange und lebhafte Bewegung folgte auf die Rede.)
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-21T07:45:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-21T07:45:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-21T07:45:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |