Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Rußland wie es wirklich ist! Mannheim, 1848.Herzen geschrieben; Sie Alle sind wiedergeboren aus diesem Kriege hervorgegangen; wiedergeboren und gestärkt, abgehärtet gegen die Versuchungen des Unglücks, gegen die Schmerzen der Verbannung, mit Stolz erfüllt auf Ihre Vergangenheit, mit Vertrauen auf Ihre Zukunft! Der Jahrestag des 29. November, meine Herren, ist nicht allein für Sie eine große Erinnerung, er ist auch das Unterpfand einer nahen Befreiung, einer nahen Rückkehr in Ihr Vaterland. (Beifall.) Für mich als Russe ist er der Jahrestag eines Schandflecks. Ja, eines großen nationalen Schandflecks! Ich sage es laut: der Krieg von 1831 war unsererseits ein unvernünftiger, ein verbrecherischer, ein brudermörderischer Krieg. Es war nicht blos ein ungerechter Angriff gegen ein Nachbarvolk, es war ein scheußliches Attentat auf die Freiheit eines Bruders. Es war noch mehr, meine Herren: es war ein politischer Selbstmord von Seiten meines Landes. (Beifall.) - Dieser Krieg wurde im Interesse des Despotismus unternommen, aber wahrlich nicht im Interesse der russischen Nation; diese beiden Interessen stehen sich schnurstracks entgegen. Die Befreiung Polens wäre unser Heil gewesen: wart Ihr frei, so wurden wir es auch; Ihr konntet den Thron des Königs von Polen nicht umstürzen, ohne den des Kaisers von Rußland zu erschüttern... (Beifall.) - Kinder desselben Volksstamms, sind unsre Schicksale unzertrennlich, und unsere Sache muß eine gemeinschaftliche sein. (Beifall.) Ihr hattet das wohl verstanden, als Ihr auf Eure Revolutions-Fahnen die russischen Worte schriebt: za nachu i za vachu volnost: "Für unsere und Eure Freiheit!" (Beifall.) Ihr hattet es wohl verstanden, Herzen geschrieben; Sie Alle sind wiedergeboren aus diesem Kriege hervorgegangen; wiedergeboren und gestärkt, abgehärtet gegen die Versuchungen des Unglücks, gegen die Schmerzen der Verbannung, mit Stolz erfüllt auf Ihre Vergangenheit, mit Vertrauen auf Ihre Zukunft! Der Jahrestag des 29. November, meine Herren, ist nicht allein für Sie eine große Erinnerung, er ist auch das Unterpfand einer nahen Befreiung, einer nahen Rückkehr in Ihr Vaterland. (Beifall.) Für mich als Russe ist er der Jahrestag eines Schandflecks. Ja, eines großen nationalen Schandflecks! Ich sage es laut: der Krieg von 1831 war unsererseits ein unvernünftiger, ein verbrecherischer, ein brudermörderischer Krieg. Es war nicht blos ein ungerechter Angriff gegen ein Nachbarvolk, es war ein scheußliches Attentat auf die Freiheit eines Bruders. Es war noch mehr, meine Herren: es war ein politischer Selbstmord von Seiten meines Landes. (Beifall.) – Dieser Krieg wurde im Interesse des Despotismus unternommen, aber wahrlich nicht im Interesse der russischen Nation; diese beiden Interessen stehen sich schnurstracks entgegen. Die Befreiung Polens wäre unser Heil gewesen: wart Ihr frei, so wurden wir es auch; Ihr konntet den Thron des Königs von Polen nicht umstürzen, ohne den des Kaisers von Rußland zu erschüttern... (Beifall.) – Kinder desselben Volksstamms, sind unsre Schicksale unzertrennlich, und unsere Sache muß eine gemeinschaftliche sein. (Beifall.) Ihr hattet das wohl verstanden, als Ihr auf Eure Revolutions-Fahnen die russischen Worte schriebt: za nachu i za vachu volnost: „Für unsere und Eure Freiheit!“ (Beifall.) Ihr hattet es wohl verstanden, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0007" n="6"/> Herzen geschrieben; Sie Alle sind wiedergeboren aus diesem Kriege hervorgegangen; wiedergeboren und gestärkt, abgehärtet gegen die Versuchungen des Unglücks, gegen die Schmerzen der Verbannung, mit Stolz erfüllt auf Ihre Vergangenheit, mit Vertrauen auf Ihre Zukunft!</p> <p>Der Jahrestag des 29. November, meine Herren, ist nicht allein für Sie eine große Erinnerung, er ist auch das Unterpfand einer nahen Befreiung, einer nahen Rückkehr in Ihr Vaterland. (Beifall.)</p> <p>Für mich als Russe ist er der Jahrestag eines Schandflecks. Ja, eines großen nationalen Schandflecks! Ich sage es laut: der Krieg von 1831 war unsererseits ein unvernünftiger, ein verbrecherischer, ein brudermörderischer Krieg. Es war nicht blos ein ungerechter Angriff gegen ein Nachbarvolk, es war ein scheußliches Attentat auf die Freiheit eines Bruders. Es war noch mehr, meine Herren: es war ein politischer Selbstmord von Seiten meines Landes. (Beifall.) – Dieser Krieg wurde im Interesse des Despotismus unternommen, aber wahrlich nicht im Interesse der russischen Nation; diese beiden Interessen stehen sich schnurstracks entgegen. Die Befreiung Polens wäre unser Heil gewesen: wart Ihr frei, so wurden wir es auch; Ihr konntet den Thron des Königs von Polen nicht umstürzen, ohne den des Kaisers von Rußland zu erschüttern... (Beifall.) – Kinder desselben Volksstamms, sind unsre Schicksale unzertrennlich, und unsere Sache muß eine gemeinschaftliche sein. (Beifall.)</p> <p>Ihr hattet das wohl verstanden, als Ihr auf Eure Revolutions-Fahnen die russischen Worte schriebt: <hi rendition="#aq">za nachu i za vachu volnost</hi>: „Für unsere und Eure Freiheit!“ (Beifall.) Ihr hattet es wohl verstanden, </p> </div> </body> </text> </TEI> [6/0007]
Herzen geschrieben; Sie Alle sind wiedergeboren aus diesem Kriege hervorgegangen; wiedergeboren und gestärkt, abgehärtet gegen die Versuchungen des Unglücks, gegen die Schmerzen der Verbannung, mit Stolz erfüllt auf Ihre Vergangenheit, mit Vertrauen auf Ihre Zukunft!
Der Jahrestag des 29. November, meine Herren, ist nicht allein für Sie eine große Erinnerung, er ist auch das Unterpfand einer nahen Befreiung, einer nahen Rückkehr in Ihr Vaterland. (Beifall.)
Für mich als Russe ist er der Jahrestag eines Schandflecks. Ja, eines großen nationalen Schandflecks! Ich sage es laut: der Krieg von 1831 war unsererseits ein unvernünftiger, ein verbrecherischer, ein brudermörderischer Krieg. Es war nicht blos ein ungerechter Angriff gegen ein Nachbarvolk, es war ein scheußliches Attentat auf die Freiheit eines Bruders. Es war noch mehr, meine Herren: es war ein politischer Selbstmord von Seiten meines Landes. (Beifall.) – Dieser Krieg wurde im Interesse des Despotismus unternommen, aber wahrlich nicht im Interesse der russischen Nation; diese beiden Interessen stehen sich schnurstracks entgegen. Die Befreiung Polens wäre unser Heil gewesen: wart Ihr frei, so wurden wir es auch; Ihr konntet den Thron des Königs von Polen nicht umstürzen, ohne den des Kaisers von Rußland zu erschüttern... (Beifall.) – Kinder desselben Volksstamms, sind unsre Schicksale unzertrennlich, und unsere Sache muß eine gemeinschaftliche sein. (Beifall.)
Ihr hattet das wohl verstanden, als Ihr auf Eure Revolutions-Fahnen die russischen Worte schriebt: za nachu i za vachu volnost: „Für unsere und Eure Freiheit!“ (Beifall.) Ihr hattet es wohl verstanden,
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