Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Rußland wie es wirklich ist! Mannheim, 1848.befremdenden Vorschlag. Hingerissen ohne Zweifel von einem an sich sehr gerechten Haß gegen die Oesterreicher, forderte er Sie zu nichts Geringerem auf, als sich dem Czaren zu unterwerfen, sich ihm ganz zu geben mit Leib und Seele, ohne Bedingung und ohne Rückhalt; er rieth Ihnen, aus freien Stücken das zu thun, was Sie bisher nur gezwungen erduldet hatten, und er versprach Ihnen als Ersatz dafür, daß, sobald Sie aufhören würden, sich als Sklaven hinzustellen, Ihr Herr wider seinen Willen Ihr Bruder werden würde. Ihr Bruder, meine Herren, hören Sie? der Kaiser Nicolas Ihr Bruder! (Nein! nein! Große Aufregung.) Den Unterdrücker, den erbittertsten Gegner, den persönlichen Feind Polens, den Henker so vieler Opfer (Bravo! Bravo! Bravo!), den Räuber Ihrer Freiheit, der aus Haß sowohl und Instinkt, als auch aus Politik mit wahrhaft teuflischer Ausdauer Sie verfolgt, - würden Sie den wohl als Ihren Bruder annehmen? (Geschrei von allen Seiten: Nein! nein! nein!) Ich wußte es wohl, Sie Alle würden den Tod vorziehen; (Ja! ja!) - Sie Alle würden lieber Polen's Untergang sehen, als in eine solche verabscheuenswerthe Verbindung willigen. (Verdoppelte Bravo's.) Aber gestatten Sie mir, für einen Augenblick das Unmögliche anzunehmen. Wissen Sie, meine Herren, welches für Sie das sicherste Mittel sein würde, Rußland viel Uebles zuzufügen? Es würde das sein, sich dem Czaren zu unterwerfen. Er würde dadurch in seiner Politik bestärkt werden und eine solche Kraft erlangen, daß Nichts mehr ihn aufzuhalten vermöchte. Welches Unglück für uns, wenn diese antinationale Politik alle Hindernisse besiegte, die ihrer vollständigen Verwirklichung noch im Wege stehen. Und das erste, befremdenden Vorschlag. Hingerissen ohne Zweifel von einem an sich sehr gerechten Haß gegen die Oesterreicher, forderte er Sie zu nichts Geringerem auf, als sich dem Czaren zu unterwerfen, sich ihm ganz zu geben mit Leib und Seele, ohne Bedingung und ohne Rückhalt; er rieth Ihnen, aus freien Stücken das zu thun, was Sie bisher nur gezwungen erduldet hatten, und er versprach Ihnen als Ersatz dafür, daß, sobald Sie aufhören würden, sich als Sklaven hinzustellen, Ihr Herr wider seinen Willen Ihr Bruder werden würde. Ihr Bruder, meine Herren, hören Sie? der Kaiser Nicolas Ihr Bruder! (Nein! nein! Große Aufregung.) Den Unterdrücker, den erbittertsten Gegner, den persönlichen Feind Polens, den Henker so vieler Opfer (Bravo! Bravo! Bravo!), den Räuber Ihrer Freiheit, der aus Haß sowohl und Instinkt, als auch aus Politik mit wahrhaft teuflischer Ausdauer Sie verfolgt, - würden Sie den wohl als Ihren Bruder annehmen? (Geschrei von allen Seiten: Nein! nein! nein!) Ich wußte es wohl, Sie Alle würden den Tod vorziehen; (Ja! ja!) – Sie Alle würden lieber Polen’s Untergang sehen, als in eine solche verabscheuenswerthe Verbindung willigen. (Verdoppelte Bravo’s.) Aber gestatten Sie mir, für einen Augenblick das Unmögliche anzunehmen. Wissen Sie, meine Herren, welches für Sie das sicherste Mittel sein würde, Rußland viel Uebles zuzufügen? Es würde das sein, sich dem Czaren zu unterwerfen. Er würde dadurch in seiner Politik bestärkt werden und eine solche Kraft erlangen, daß Nichts mehr ihn aufzuhalten vermöchte. Welches Unglück für uns, wenn diese antinationale Politik alle Hindernisse besiegte, die ihrer vollständigen Verwirklichung noch im Wege stehen. Und das erste, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0009" n="8"/> befremdenden Vorschlag. Hingerissen ohne Zweifel von einem an sich sehr gerechten Haß gegen die Oesterreicher, forderte er Sie zu nichts Geringerem auf, als sich dem Czaren zu unterwerfen, sich ihm ganz zu geben mit Leib und Seele, ohne Bedingung und ohne Rückhalt; er rieth Ihnen, aus <hi rendition="#g">freien Stücken</hi> das zu thun, was Sie bisher nur gezwungen erduldet hatten, und er versprach Ihnen als Ersatz dafür, daß, sobald Sie aufhören würden, sich als Sklaven hinzustellen, Ihr Herr wider seinen Willen Ihr Bruder werden würde.</p> <p>Ihr Bruder, meine Herren, hören Sie? der Kaiser <hi rendition="#g">Nicolas</hi> Ihr Bruder! (Nein! nein! Große Aufregung.)</p> <p>Den Unterdrücker, den erbittertsten Gegner, den persönlichen Feind Polens, den Henker so vieler Opfer (Bravo! Bravo! Bravo!), den Räuber Ihrer Freiheit, der aus Haß sowohl und Instinkt, als auch aus Politik mit wahrhaft teuflischer Ausdauer Sie verfolgt, - würden Sie den wohl als Ihren Bruder annehmen? (Geschrei von allen Seiten: Nein! nein! nein!)</p> <p>Ich wußte es wohl, Sie Alle würden den Tod vorziehen; (Ja! ja!) – Sie Alle würden lieber Polen’s Untergang sehen, als in eine solche verabscheuenswerthe Verbindung willigen. (Verdoppelte Bravo’s.)</p> <p>Aber gestatten Sie mir, für einen Augenblick das Unmögliche anzunehmen. Wissen Sie, meine Herren, welches für Sie das sicherste Mittel sein würde, Rußland viel Uebles zuzufügen? Es würde das sein, sich dem Czaren zu unterwerfen. Er würde dadurch in seiner Politik bestärkt werden und eine solche Kraft erlangen, daß Nichts mehr ihn aufzuhalten vermöchte. Welches Unglück für uns, wenn diese antinationale Politik alle Hindernisse besiegte, die ihrer vollständigen Verwirklichung noch im Wege stehen. Und das erste, </p> </div> </body> </text> </TEI> [8/0009]
befremdenden Vorschlag. Hingerissen ohne Zweifel von einem an sich sehr gerechten Haß gegen die Oesterreicher, forderte er Sie zu nichts Geringerem auf, als sich dem Czaren zu unterwerfen, sich ihm ganz zu geben mit Leib und Seele, ohne Bedingung und ohne Rückhalt; er rieth Ihnen, aus freien Stücken das zu thun, was Sie bisher nur gezwungen erduldet hatten, und er versprach Ihnen als Ersatz dafür, daß, sobald Sie aufhören würden, sich als Sklaven hinzustellen, Ihr Herr wider seinen Willen Ihr Bruder werden würde.
Ihr Bruder, meine Herren, hören Sie? der Kaiser Nicolas Ihr Bruder! (Nein! nein! Große Aufregung.)
Den Unterdrücker, den erbittertsten Gegner, den persönlichen Feind Polens, den Henker so vieler Opfer (Bravo! Bravo! Bravo!), den Räuber Ihrer Freiheit, der aus Haß sowohl und Instinkt, als auch aus Politik mit wahrhaft teuflischer Ausdauer Sie verfolgt, - würden Sie den wohl als Ihren Bruder annehmen? (Geschrei von allen Seiten: Nein! nein! nein!)
Ich wußte es wohl, Sie Alle würden den Tod vorziehen; (Ja! ja!) – Sie Alle würden lieber Polen’s Untergang sehen, als in eine solche verabscheuenswerthe Verbindung willigen. (Verdoppelte Bravo’s.)
Aber gestatten Sie mir, für einen Augenblick das Unmögliche anzunehmen. Wissen Sie, meine Herren, welches für Sie das sicherste Mittel sein würde, Rußland viel Uebles zuzufügen? Es würde das sein, sich dem Czaren zu unterwerfen. Er würde dadurch in seiner Politik bestärkt werden und eine solche Kraft erlangen, daß Nichts mehr ihn aufzuhalten vermöchte. Welches Unglück für uns, wenn diese antinationale Politik alle Hindernisse besiegte, die ihrer vollständigen Verwirklichung noch im Wege stehen. Und das erste,
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Zitationshilfe: | Bakunin, Michail Alexandrowitsch: Rußland wie es wirklich ist! Mannheim, 1848, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/bakunin_russland_1848/9>, abgerufen am 16.07.2024. |