sie einzig verstanden werden darf: als Ausdruck des höfi- schen Macchiavellismus und einer lutheranischen Pseudo- moral. Der Fürstenbund, den Friedrich 1785 gründete, ist der Vorläufer jenes zweiten deutschen Fürstenbundes, den Bismarck 1871 gründlicher und umfassender, aber ganz im Sinne der alten preussischen Einigungsidee des grossen Kurfürsten und des grossen Fritzen, errichtete. Ausschlag- gebend waren das eine wie das andere Mal nicht die In- teressen und das Wohl der Völker, sondern "die Ehre und die Sicherheit" der Kronen.
In Friedrich II. fanden die Hohenzollern den Promp- testen ihrer Tradition; auch den Witzigsten, wenn man als Witz gelten lässt, was aus der Lust am Düpieren und aus sarkastischer Frivolität entsprang. Vor allem den Promptesten; von aussergewöhnlicher Schlagkraft war er, von einer ver- blüffenden Selbständigkeit.
Seine Schlachten sind keine Meisterwerke der Kriegs- kunst. Napoleon hat sich moquiert darüber 111). Er schlug, wie es traf, ohne viel Federlesens. Und er fand seinen Meister und erhielt Schläge, ebenfalls ohne viel Federlesens. Seine Philosophie bestand in einem agacanten Zynismus, der heftig bereit war, Talente und menschliche Einsicht, selbst wenn sie zur Tiefe von Ueberzeugungen drangen, ohne viele Skrupel "dem Ruhme" zu opfern 112). Ja, fast scheint seine ganze Melancholie und sein einsames Flöten- blasen von dem Erlebnisse herzurühren, dass der Genius, der ihn "wider Willen" begeisterte, mit dem preussischen Prügelmeister in unauflösbaren Widerspruch geriet.
Was ihn auszeichnete, war seine Zähigkeit, eine Elastizität, die mit unfehlbarer Pünktlichkeit da war, gewärtig war, ein- griff und ausbog. Nicht der "Philosoph" von Sanssouci, nicht der Stratege, noch der Poet, der Vernunft in gereimten Kolonnen bezaubert marschieren liess: -- der Draufgänger und Tausendsassa war es, der die Deutschen zwang, "wieder an das Wunder des Heldentums zu glauben".
sie einzig verstanden werden darf: als Ausdruck des höfi- schen Macchiavellismus und einer lutheranischen Pseudo- moral. Der Fürstenbund, den Friedrich 1785 gründete, ist der Vorläufer jenes zweiten deutschen Fürstenbundes, den Bismarck 1871 gründlicher und umfassender, aber ganz im Sinne der alten preussischen Einigungsidee des grossen Kurfürsten und des grossen Fritzen, errichtete. Ausschlag- gebend waren das eine wie das andere Mal nicht die In- teressen und das Wohl der Völker, sondern „die Ehre und die Sicherheit“ der Kronen.
In Friedrich II. fanden die Hohenzollern den Promp- testen ihrer Tradition; auch den Witzigsten, wenn man als Witz gelten lässt, was aus der Lust am Düpieren und aus sarkastischer Frivolität entsprang. Vor allem den Promptesten; von aussergewöhnlicher Schlagkraft war er, von einer ver- blüffenden Selbständigkeit.
Seine Schlachten sind keine Meisterwerke der Kriegs- kunst. Napoleon hat sich moquiert darüber 111). Er schlug, wie es traf, ohne viel Federlesens. Und er fand seinen Meister und erhielt Schläge, ebenfalls ohne viel Federlesens. Seine Philosophie bestand in einem agaçanten Zynismus, der heftig bereit war, Talente und menschliche Einsicht, selbst wenn sie zur Tiefe von Ueberzeugungen drangen, ohne viele Skrupel „dem Ruhme“ zu opfern 112). Ja, fast scheint seine ganze Melancholie und sein einsames Flöten- blasen von dem Erlebnisse herzurühren, dass der Genius, der ihn „wider Willen“ begeisterte, mit dem preussischen Prügelmeister in unauflösbaren Widerspruch geriet.
Was ihn auszeichnete, war seine Zähigkeit, eine Elastizität, die mit unfehlbarer Pünktlichkeit da war, gewärtig war, ein- griff und ausbog. Nicht der „Philosoph“ von Sanssouci, nicht der Stratege, noch der Poet, der Vernunft in gereimten Kolonnen bezaubert marschieren liess: — der Draufgänger und Tausendsassa war es, der die Deutschen zwang, „wieder an das Wunder des Heldentums zu glauben“.
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sie einzig verstanden werden darf: als Ausdruck des höfi-
schen Macchiavellismus und einer lutheranischen Pseudo-
moral. Der Fürstenbund, den Friedrich 1785 gründete, ist
der Vorläufer jenes zweiten deutschen Fürstenbundes, den
Bismarck 1871 gründlicher und umfassender, aber ganz im
Sinne der alten preussischen Einigungsidee des grossen
Kurfürsten und des grossen Fritzen, errichtete. Ausschlag-
gebend waren das eine wie das andere Mal nicht die In-
teressen und das Wohl der Völker, sondern „die Ehre und
die Sicherheit“ der Kronen.
In Friedrich II. fanden die Hohenzollern den Promp-
testen ihrer Tradition; auch den Witzigsten, wenn man als
Witz gelten lässt, was aus der Lust am Düpieren und aus
sarkastischer Frivolität entsprang. Vor allem den Promptesten;
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kunst. Napoleon hat sich moquiert darüber
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Meister und erhielt Schläge, ebenfalls ohne viel Federlesens.
Seine Philosophie bestand in einem agaçanten Zynismus,
der heftig bereit war, Talente und menschliche Einsicht,
selbst wenn sie zur Tiefe von Ueberzeugungen drangen,
ohne viele Skrupel „dem Ruhme“ zu opfern
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scheint seine ganze Melancholie und sein einsames Flöten-
blasen von dem Erlebnisse herzurühren, dass der Genius,
der ihn „wider Willen“ begeisterte, mit dem preussischen
Prügelmeister in unauflösbaren Widerspruch geriet.
Was ihn auszeichnete, war seine Zähigkeit, eine Elastizität,
die mit unfehlbarer Pünktlichkeit da war, gewärtig war, ein-
griff und ausbog. Nicht der „Philosoph“ von Sanssouci,
nicht der Stratege, noch der Poet, der Vernunft in gereimten
Kolonnen bezaubert marschieren liess: — der Draufgänger
und Tausendsassa war es, der die Deutschen zwang,
„wieder an das Wunder des Heldentums zu glauben“.
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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 94. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/102>, abgerufen am 23.11.2024.
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