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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

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sagt Mereschkowsky. "Der Hass gegen Religion und Christen-
tum, gegen den Heiland wird nicht nur verneint, er führt
ihn auch als der Versucher selbst bis zur Bejahung der
Antireligion und des Antichristentums". Am Ende aber
hält er Russland für den "Besessenen, der von Christus
geheilt ist" und die atheistischen Revolutionäre für jene
"vom Teufel besessenen Schweine, die in den Abgrund
stürzen". Seine Flucht in die Orthodoxie ist sein vorletztes
Wort, sein letztes Wort aber die Erklärung dieser Flucht,
eine Tagebuchnotiz, ehe er am 1. März 1881 starb. "Es
naht das Ende der Welt, der Antichrist kommt". Und
ebenso sein Schüler Solowjew, der jenes Sterbewort in
seiner "Geschichte des Antichrist" wiederholt; Solowjew,
dessen Lehre darin besteht, dass die orthodoxe Autokratie,
und nicht nur für die russische gilt das, sondern für die
protestantisch-preussische noch viel mehr, einer der grössten
weltgeschichtlichen Wege zum Reiche des apokalyptischen
Tieres ist 14).

In Italien wurde der Kampf gegen Papst- und König-
tum vom asketischen Geiste Giuseppe Mazzinis geführt.
Die mit Garibaldis Waffenhilfe erzwungene Flucht des
Papstes 1848 nach Gaeta war Mazzinis Werk, der als Prä-
sident der römischen Republik die theologisch gestützte
Autokratie im Bewusstsein des italienischen Volkes ein für
allemal erschütterte. Mazzinis Idee eines unabhängigen
Christentums und der religiösen Demokratie war in edelstem
Fanatismus unerbittlich und streng. In seinem Hauptwerk
"I doveri dell' uomo" bekämpfte er die aufgeklärte Vernunft-
moral der französischen Revolution, wie er im Kampfe
gegen die atheistische und materialistische Arbeiter-Interna-
tionale und ihr Genuss-Philisterium, im Sinne Tolstois und
Dostojewskys das "höchste Glück im Opfer" forderte 15).

Wie Mazzini sich gegen das Papsttum in Italien und
den Atheismus des 19. Jahrhunderts gleichzeitig wandte, so
wandte er sich, eine der suggestivsten und brennendsten

sagt Mereschkowsky. „Der Hass gegen Religion und Christen-
tum, gegen den Heiland wird nicht nur verneint, er führt
ihn auch als der Versucher selbst bis zur Bejahung der
Antireligion und des Antichristentums“. Am Ende aber
hält er Russland für den „Besessenen, der von Christus
geheilt ist“ und die atheistischen Revolutionäre für jene
„vom Teufel besessenen Schweine, die in den Abgrund
stürzen“. Seine Flucht in die Orthodoxie ist sein vorletztes
Wort, sein letztes Wort aber die Erklärung dieser Flucht,
eine Tagebuchnotiz, ehe er am 1. März 1881 starb. „Es
naht das Ende der Welt, der Antichrist kommt“. Und
ebenso sein Schüler Solowjew, der jenes Sterbewort in
seiner „Geschichte des Antichrist“ wiederholt; Solowjew,
dessen Lehre darin besteht, dass die orthodoxe Autokratie,
und nicht nur für die russische gilt das, sondern für die
protestantisch-preussische noch viel mehr, einer der grössten
weltgeschichtlichen Wege zum Reiche des apokalyptischen
Tieres ist 14).

In Italien wurde der Kampf gegen Papst- und König-
tum vom asketischen Geiste Giuseppe Mazzinis geführt.
Die mit Garibaldis Waffenhilfe erzwungene Flucht des
Papstes 1848 nach Gaëta war Mazzinis Werk, der als Prä-
sident der römischen Republik die theologisch gestützte
Autokratie im Bewusstsein des italienischen Volkes ein für
allemal erschütterte. Mazzinis Idee eines unabhängigen
Christentums und der religiösen Demokratie war in edelstem
Fanatismus unerbittlich und streng. In seinem Hauptwerk
„I doveri dell' uomo“ bekämpfte er die aufgeklärte Vernunft-
moral der französischen Revolution, wie er im Kampfe
gegen die atheistische und materialistische Arbeiter-Interna-
tionale und ihr Genuss-Philisterium, im Sinne Tolstois und
Dostojewskys das „höchste Glück im Opfer“ forderte 15).

Wie Mazzini sich gegen das Papsttum in Italien und
den Atheismus des 19. Jahrhunderts gleichzeitig wandte, so
wandte er sich, eine der suggestivsten und brennendsten

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[135/0143] sagt Mereschkowsky. „Der Hass gegen Religion und Christen- tum, gegen den Heiland wird nicht nur verneint, er führt ihn auch als der Versucher selbst bis zur Bejahung der Antireligion und des Antichristentums“. Am Ende aber hält er Russland für den „Besessenen, der von Christus geheilt ist“ und die atheistischen Revolutionäre für jene „vom Teufel besessenen Schweine, die in den Abgrund stürzen“. Seine Flucht in die Orthodoxie ist sein vorletztes Wort, sein letztes Wort aber die Erklärung dieser Flucht, eine Tagebuchnotiz, ehe er am 1. März 1881 starb. „Es naht das Ende der Welt, der Antichrist kommt“. Und ebenso sein Schüler Solowjew, der jenes Sterbewort in seiner „Geschichte des Antichrist“ wiederholt; Solowjew, dessen Lehre darin besteht, dass die orthodoxe Autokratie, und nicht nur für die russische gilt das, sondern für die protestantisch-preussische noch viel mehr, einer der grössten weltgeschichtlichen Wege zum Reiche des apokalyptischen Tieres ist ¹⁴⁾ . In Italien wurde der Kampf gegen Papst- und König- tum vom asketischen Geiste Giuseppe Mazzinis geführt. Die mit Garibaldis Waffenhilfe erzwungene Flucht des Papstes 1848 nach Gaëta war Mazzinis Werk, der als Prä- sident der römischen Republik die theologisch gestützte Autokratie im Bewusstsein des italienischen Volkes ein für allemal erschütterte. Mazzinis Idee eines unabhängigen Christentums und der religiösen Demokratie war in edelstem Fanatismus unerbittlich und streng. In seinem Hauptwerk „I doveri dell' uomo“ bekämpfte er die aufgeklärte Vernunft- moral der französischen Revolution, wie er im Kampfe gegen die atheistische und materialistische Arbeiter-Interna- tionale und ihr Genuss-Philisterium, im Sinne Tolstois und Dostojewskys das „höchste Glück im Opfer“ forderte ¹⁵⁾ . Wie Mazzini sich gegen das Papsttum in Italien und den Atheismus des 19. Jahrhunderts gleichzeitig wandte, so wandte er sich, eine der suggestivsten und brennendsten

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Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 135. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/143>, abgerufen am 27.11.2024.