Gestalten seiner Zeit, gegen die "Apostolische Majestät" auf dem habsburgischen Throne -- "mein gefährlichster Feind", sagte Metternich von ihm -- und so hätte er sich, wäre er 1871 noch jung genug gewesen, auch gegen den protestantischen Papst zu Berlin gewandt. Die Menschenpflichten gegenüber den Menschenrechten hat niemand beredter und grossartiger gefordert als er, und geriet er damit auch, wie Dostojewsky und Tschaadajew, in eine fatale Allianz mit der "schwarzen Seelenpolizei", so musste sein mächtigster Gegner, Michael Bakunin, doch anerkennen, dass er der "Grossiegelbewahrer des religiösen, metaphysischen und politischen Idealismus" blieb 16).
Im christlichen Streite wider die Theokratie fühlte Mazzini, "dass Italien bei seinem Auferstehen der Beginn eines neuen Lebens, der Beginn einer neuen gewaltigen Einheit für die europäischen Nationen sein werde"; empfand er, "dass in Europa eine Leere bestand, dass die Autorität, die wahre, die gute und heilige Autorität, in deren Erforschung doch immer das Geheimnis unseres Lebens liegt, ob wir es uns zugestehen oder nicht, von all denen unvernünftig verneint wird, die mit ihr ein Ge- spenst verwechseln, eine lügnerische Autorität, indem sie glauben, Gott zu leugnen, wenn sie nur die Götzen leugnen" 17). Er spricht von den Päpsten, "die einst so heilig waren, als sie heute verrucht sind"; und von den Revolutionen sagte er: "man muss sie mit Bildung vor- bereiten; sie reifen mit der Vorsicht, vollziehen sich mit der Kraft und heiligen sich, indem man sie zum allge- meinen Guten leitet". "Meine jungen Mitbrüder", spricht er uns heutigen Republikanern zu, wie er zur Zeit Jung- deutschlands unseren Vätern zusprach, "fasset Mut und seid gross! Vertrauet auf Gott, auf euer Recht und auf uns! Erhebet diesen Ruf und vorwärts! Die Ereignisse werden uns zeigen, ob wir uns täuschten, wenn wir ausrufen: die Zukunft gehört uns" 18). Und an die Dichter des 19. Jahr-
Gestalten seiner Zeit, gegen die „Apostolische Majestät“ auf dem habsburgischen Throne — „mein gefährlichster Feind“, sagte Metternich von ihm — und so hätte er sich, wäre er 1871 noch jung genug gewesen, auch gegen den protestantischen Papst zu Berlin gewandt. Die Menschenpflichten gegenüber den Menschenrechten hat niemand beredter und grossartiger gefordert als er, und geriet er damit auch, wie Dostojewsky und Tschaadajew, in eine fatale Allianz mit der „schwarzen Seelenpolizei“, so musste sein mächtigster Gegner, Michael Bakunin, doch anerkennen, dass er der „Grossiegelbewahrer des religiösen, metaphysischen und politischen Idealismus“ blieb 16).
Im christlichen Streite wider die Theokratie fühlte Mazzini, „dass Italien bei seinem Auferstehen der Beginn eines neuen Lebens, der Beginn einer neuen gewaltigen Einheit für die europäischen Nationen sein werde“; empfand er, „dass in Europa eine Leere bestand, dass die Autorität, die wahre, die gute und heilige Autorität, in deren Erforschung doch immer das Geheimnis unseres Lebens liegt, ob wir es uns zugestehen oder nicht, von all denen unvernünftig verneint wird, die mit ihr ein Ge- spenst verwechseln, eine lügnerische Autorität, indem sie glauben, Gott zu leugnen, wenn sie nur die Götzen leugnen“ 17). Er spricht von den Päpsten, „die einst so heilig waren, als sie heute verrucht sind“; und von den Revolutionen sagte er: „man muss sie mit Bildung vor- bereiten; sie reifen mit der Vorsicht, vollziehen sich mit der Kraft und heiligen sich, indem man sie zum allge- meinen Guten leitet“. „Meine jungen Mitbrüder“, spricht er uns heutigen Republikanern zu, wie er zur Zeit Jung- deutschlands unseren Vätern zusprach, „fasset Mut und seid gross! Vertrauet auf Gott, auf euer Recht und auf uns! Erhebet diesen Ruf und vorwärts! Die Ereignisse werden uns zeigen, ob wir uns täuschten, wenn wir ausrufen: die Zukunft gehört uns“ 18). Und an die Dichter des 19. Jahr-
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Gestalten seiner Zeit, gegen die „Apostolische Majestät“ auf
dem habsburgischen Throne — „mein gefährlichster Feind“,
sagte Metternich von ihm — und so hätte er sich, wäre er 1871
noch jung genug gewesen, auch gegen den protestantischen
Papst zu Berlin gewandt. Die Menschenpflichten gegenüber
den Menschenrechten hat niemand beredter und grossartiger
gefordert als er, und geriet er damit auch, wie Dostojewsky
und Tschaadajew, in eine fatale Allianz mit der „schwarzen
Seelenpolizei“, so musste sein mächtigster Gegner, Michael
Bakunin, doch anerkennen, dass er der „Grossiegelbewahrer
des religiösen, metaphysischen und politischen Idealismus“
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Im christlichen Streite wider die Theokratie fühlte
Mazzini, „dass Italien bei seinem Auferstehen der Beginn
eines neuen Lebens, der Beginn einer neuen gewaltigen
Einheit für die europäischen Nationen sein werde“;
empfand er, „dass in Europa eine Leere bestand, dass die
Autorität, die wahre, die gute und heilige Autorität, in
deren Erforschung doch immer das Geheimnis unseres
Lebens liegt, ob wir es uns zugestehen oder nicht, von
all denen unvernünftig verneint wird, die mit ihr ein Ge-
spenst verwechseln, eine lügnerische Autorität, indem sie
glauben, Gott zu leugnen, wenn sie nur die Götzen
leugnen“
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. Er spricht von den Päpsten, „die einst so
heilig waren, als sie heute verrucht sind“; und von den
Revolutionen sagte er: „man muss sie mit Bildung vor-
bereiten; sie reifen mit der Vorsicht, vollziehen sich mit
der Kraft und heiligen sich, indem man sie zum allge-
meinen Guten leitet“. „Meine jungen Mitbrüder“, spricht
er uns heutigen Republikanern zu, wie er zur Zeit Jung-
deutschlands unseren Vätern zusprach, „fasset Mut und seid
gross! Vertrauet auf Gott, auf euer Recht und auf uns!
Erhebet diesen Ruf und vorwärts! Die Ereignisse werden
uns zeigen, ob wir uns täuschten, wenn wir ausrufen: die
Zukunft gehört uns“
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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/144>, abgerufen am 27.11.2024.
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