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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

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eines von ihm benutzten Instrumentes spielte, die Rolle
einer Waffe, mit der er die persönliche Kraftprobe zu
liefern gedachte.

Man kennt die schmeichelhaften Worte, die Lassalle
für die deutschen Arbeiter fand: "Sie sind der Fels, auf
welchen die Kirche der Gegenwart gebaut werden soll!"
Oder messianisch: "Der deutsche Volksgeist ist die meta-
physische Volksidee und seine Bedeutung besteht darin,
dass die Deutschen die hohe weltgeschichtliche Bedeutung
haben,
aus dem reinen Geiste heraus (!) demselben nicht
bloss eine reale Wirklichkeit, sondern sogar die blosse
Stätte seines Daseins, sein Territorium zu schaffen!" 7) Um so erstaunlicher, wie viel Nachsicht Eduard Bernstein
noch 1892 für die delikate Natur der Lassalle'schen Verhand-
lungen mit Bismarck besitzt. Bismarck schrieb zwar 1878
"Was hätte Lassalle mir bieten und geben können! Er hatte
nichts hinter sich! In allen politischen Verhandlungen ist
das do ut des eine Sache, die im Hintergrunde steht, wenn
man auch anstandshalber einstweilen nicht davon spricht",
und er hatte darin Recht! Aber ist es, nachdem das ,all-
gemeine Wahlrecht' und die ,Sozialgesetzgebung' der pro-
letarischen Opposition die Spitze abbrachen, angebracht,
mit fast Lassalle'schem Stolz hierauf zu antworten: "Etwas
konnte Lassalle ihm immerhin geben. Die Sache war nur
die, dass es nicht genug war, um Bismarck zu bestimmen" 8)?
Ist es die Rasse, die auch bei Bernstein spricht und zu
schützen versucht? Mit welch beschämender Nachsicht
versucht sie es!

Bismarck charakterisierte Lassalle sehr richtig: "Er war
einer der geistreichsten und liebenswürdigsten Menschen,
mit denen ich verkehrt habe, ein Mann, der ehrgeizig im
grossen Stile war, durchaus nicht Republikaner; er hatte
eine ausgeprägte nationale und monarchische Gesinnung.
Seine Idee, der er zustrebte, war das deutsche Kaisertum,
und darin hatten wir einen Berührungspunkt. Ob das deutsche

eines von ihm benutzten Instrumentes spielte, die Rolle
einer Waffe, mit der er die persönliche Kraftprobe zu
liefern gedachte.

Man kennt die schmeichelhaften Worte, die Lassalle
für die deutschen Arbeiter fand: „Sie sind der Fels, auf
welchen die Kirche der Gegenwart gebaut werden soll!“
Oder messianisch: „Der deutsche Volksgeist ist die meta-
physische Volksidee und seine Bedeutung besteht darin,
dass die Deutschen die hohe weltgeschichtliche Bedeutung
haben,
aus dem reinen Geiste heraus (!) demselben nicht
bloss eine reale Wirklichkeit, sondern sogar die blosse
Stätte seines Daseins, sein Territorium zu schaffen!“ 7) Um so erstaunlicher, wie viel Nachsicht Eduard Bernstein
noch 1892 für die delikate Natur der Lassalle'schen Verhand-
lungen mit Bismarck besitzt. Bismarck schrieb zwar 1878
„Was hätte Lassalle mir bieten und geben können! Er hatte
nichts hinter sich! In allen politischen Verhandlungen ist
das do ut des eine Sache, die im Hintergrunde steht, wenn
man auch anstandshalber einstweilen nicht davon spricht“,
und er hatte darin Recht! Aber ist es, nachdem das ‚all-
gemeine Wahlrecht‘ und die ‚Sozialgesetzgebung‘ der pro-
letarischen Opposition die Spitze abbrachen, angebracht,
mit fast Lassalle'schem Stolz hierauf zu antworten: „Etwas
konnte Lassalle ihm immerhin geben. Die Sache war nur
die, dass es nicht genug war, um Bismarck zu bestimmen“ 8)?
Ist es die Rasse, die auch bei Bernstein spricht und zu
schützen versucht? Mit welch beschämender Nachsicht
versucht sie es!

Bismarck charakterisierte Lassalle sehr richtig: „Er war
einer der geistreichsten und liebenswürdigsten Menschen,
mit denen ich verkehrt habe, ein Mann, der ehrgeizig im
grossen Stile war, durchaus nicht Republikaner; er hatte
eine ausgeprägte nationale und monarchische Gesinnung.
Seine Idee, der er zustrebte, war das deutsche Kaisertum,
und darin hatten wir einen Berührungspunkt. Ob das deutsche

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[174/0182] eines von ihm benutzten Instrumentes spielte, die Rolle einer Waffe, mit der er die persönliche Kraftprobe zu liefern gedachte. Man kennt die schmeichelhaften Worte, die Lassalle für die deutschen Arbeiter fand: „Sie sind der Fels, auf welchen die Kirche der Gegenwart gebaut werden soll!“ Oder messianisch: „Der deutsche Volksgeist ist die meta- physische Volksidee und seine Bedeutung besteht darin, dass die Deutschen die hohe weltgeschichtliche Bedeutung haben, aus dem reinen Geiste heraus (!) demselben nicht bloss eine reale Wirklichkeit, sondern sogar die blosse Stätte seines Daseins, sein Territorium zu schaffen!“ ⁷⁾ Um so erstaunlicher, wie viel Nachsicht Eduard Bernstein noch 1892 für die delikate Natur der Lassalle'schen Verhand- lungen mit Bismarck besitzt. Bismarck schrieb zwar 1878 „Was hätte Lassalle mir bieten und geben können! Er hatte nichts hinter sich! In allen politischen Verhandlungen ist das do ut des eine Sache, die im Hintergrunde steht, wenn man auch anstandshalber einstweilen nicht davon spricht“, und er hatte darin Recht! Aber ist es, nachdem das ‚all- gemeine Wahlrecht‘ und die ‚Sozialgesetzgebung‘ der pro- letarischen Opposition die Spitze abbrachen, angebracht, mit fast Lassalle'schem Stolz hierauf zu antworten: „Etwas konnte Lassalle ihm immerhin geben. Die Sache war nur die, dass es nicht genug war, um Bismarck zu bestimmen“ ⁸⁾ ? Ist es die Rasse, die auch bei Bernstein spricht und zu schützen versucht? Mit welch beschämender Nachsicht versucht sie es! Bismarck charakterisierte Lassalle sehr richtig: „Er war einer der geistreichsten und liebenswürdigsten Menschen, mit denen ich verkehrt habe, ein Mann, der ehrgeizig im grossen Stile war, durchaus nicht Republikaner; er hatte eine ausgeprägte nationale und monarchische Gesinnung. Seine Idee, der er zustrebte, war das deutsche Kaisertum, und darin hatten wir einen Berührungspunkt. Ob das deutsche

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Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 174. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/182>, abgerufen am 21.11.2024.