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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

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19) Mitgeteilt von Maximilian Harden in der "Zukunft",
Januar oder Februar 1918.
20) Zitiert auch in der "Aktion", Berlin 1918, Nr.3/4: "Napoleon,
dem allerdings keine grosse Presse das Leben verschönte, hat
gemeint: "Der Krieg wird einmal ein Anachronismus sein. Glauben
Sie mir, die Zivilisation wird ihre Revanche nehmen. Die Siege
werden einmal ohne Kanonen und Bajonette errungen werden".
Jener Mönch hingegen, der die Reformation zu verantworten hat,
Luther, hat auch ein Buch auf dem Gewissen, das solchen Titel
trägt: "Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können?" In
diesem Buch finden sich folgende Unglaublichkeiten ..." (es folgt
das Zitat.)
21) Rene Schickele, "Schreie auf dem Boulevard", Verlag der
"Weissen Bücher", Leipzig 1910.
22) W. E. Hartpole Lecky, "Geschichte des Ursprungs und
Einflusses der Aufklärung in Europa", 2. Bd. S. 16, C. F. Winter'sche
Verlagsbuchhandlung, Leipzig u. Heidelberg 1868.
23) Der Pastorensohn Fr. Nietzsche sympathisierte hierin mit
ihm. Im Verhältnis Nietzsches zu Schopenhauers Heiligen- und
Asketenlehre wiederholt sich Luthers Verhältnis zum Mönchsideal.
"Kritik unerfüllbarer Ideale. Wir müssen es dahin bringen, das
Unmögliche, Unnatürliche, gänzlich Phantastische in dem Ideale
Gottes, Christi und der christlichen Heiligen mit intellektuellem
Ekel (!) zu empfinden. Das Muster soll kein Phantasma sein."
(Werke, Bd. XI.) Oder: "Neuplatonismus und Christentum, die
religiosi, die höheren Menschen! Die Reformation verwarf diese
Höheren und leugnete die Erfüllung des sittlichen, religiösen
Ideals. Luther hatte gegen die vita contemplativa viel Bosheit und
Widerspruch" (Ebendort). Oder: "Luther, der grosse Wohltäter.
Das Bedeutendste, was Luther gewirkt hat, liegt in dem Miss-
trauen, das er gegen die Heiligen und die ganze christliche vita
contemplativa geweckt hat" (Werke Bd. IV). -- Genügt aber die
Unerfüllbarkeit eines Ideals, seine Verwerfung zu rechtfertigen?
Das ist die Frage. Die ganze französische Kultur, die der Subli-
mierung traditioneller Begriffe und Symbole gewidmet ist, ver-
neint diese Frage.
24) Luthers geistige Freunde waren Dürer und Cranach.
Beide haben weder mit der frühesten Renaissance die seltsam
erhabene Gottesidee, noch mit der späten Renaissance die mondän-
zarte Illusion und den dekorativen, im Gestus aufgelösten Sinnen-
rausch gemeinsam. Luthers Freunde waren hartschlägige Realisten,
wenn nicht Zyniker. Das hausbacken Altfränkische war ihnen
19) Mitgeteilt von Maximilian Harden in der „Zukunft“,
Januar oder Februar 1918.
20) Zitiert auch in der „Aktion“, Berlin 1918, Nr.3/4: „Napoleon,
dem allerdings keine grosse Presse das Leben verschönte, hat
gemeint: «Der Krieg wird einmal ein Anachronismus sein. Glauben
Sie mir, die Zivilisation wird ihre Revanche nehmen. Die Siege
werden einmal ohne Kanonen und Bajonette errungen werden».
Jener Mönch hingegen, der die Reformation zu verantworten hat,
Luther, hat auch ein Buch auf dem Gewissen, das solchen Titel
trägt: «Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können?» In
diesem Buch finden sich folgende Unglaublichkeiten ...“ (es folgt
das Zitat.)
21) René Schickele, „Schreie auf dem Boulevard“, Verlag der
„Weissen Bücher“, Leipzig 1910.
22) W. E. Hartpole Lecky, „Geschichte des Ursprungs und
Einflusses der Aufklärung in Europa“, 2. Bd. S. 16, C. F. Winter'sche
Verlagsbuchhandlung, Leipzig u. Heidelberg 1868.
23) Der Pastorensohn Fr. Nietzsche sympathisierte hierin mit
ihm. Im Verhältnis Nietzsches zu Schopenhauers Heiligen- und
Asketenlehre wiederholt sich Luthers Verhältnis zum Mönchsideal.
„Kritik unerfüllbarer Ideale. Wir müssen es dahin bringen, das
Unmögliche, Unnatürliche, gänzlich Phantastische in dem Ideale
Gottes, Christi und der christlichen Heiligen mit intellektuellem
Ekel (!) zu empfinden. Das Muster soll kein Phantasma sein.“
(Werke, Bd. XI.) Oder: „Neuplatonismus und Christentum, die
religiosi, die höheren Menschen! Die Reformation verwarf diese
Höheren und leugnete die Erfüllung des sittlichen, religiösen
Ideals. Luther hatte gegen die vita contemplativa viel Bosheit und
Widerspruch“ (Ebendort). Oder: „Luther, der grosse Wohltäter.
Das Bedeutendste, was Luther gewirkt hat, liegt in dem Miss-
trauen, das er gegen die Heiligen und die ganze christliche vita
contemplativa geweckt hat“ (Werke Bd. IV). — Genügt aber die
Unerfüllbarkeit eines Ideals, seine Verwerfung zu rechtfertigen?
Das ist die Frage. Die ganze französische Kultur, die der Subli-
mierung traditioneller Begriffe und Symbole gewidmet ist, ver-
neint diese Frage.
24) Luthers geistige Freunde waren Dürer und Cranach.
Beide haben weder mit der frühesten Renaissance die seltsam
erhabene Gottesidee, noch mit der späten Renaissance die mondän-
zarte Illusion und den dekorativen, im Gestus aufgelösten Sinnen-
rausch gemeinsam. Luthers Freunde waren hartschlägige Realisten,
wenn nicht Zyniker. Das hausbacken Altfränkische war ihnen
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[244)[244]/0252] ¹⁹⁾ Mitgeteilt von Maximilian Harden in der „Zukunft“, Januar oder Februar 1918. ²⁰⁾ Zitiert auch in der „Aktion“, Berlin 1918, Nr.3/4: „Napoleon, dem allerdings keine grosse Presse das Leben verschönte, hat gemeint: «Der Krieg wird einmal ein Anachronismus sein. Glauben Sie mir, die Zivilisation wird ihre Revanche nehmen. Die Siege werden einmal ohne Kanonen und Bajonette errungen werden». Jener Mönch hingegen, der die Reformation zu verantworten hat, Luther, hat auch ein Buch auf dem Gewissen, das solchen Titel trägt: «Ob Kriegsleute auch in seligem Stande sein können?» In diesem Buch finden sich folgende Unglaublichkeiten ...“ (es folgt das Zitat.) ²¹⁾ René Schickele, „Schreie auf dem Boulevard“, Verlag der „Weissen Bücher“, Leipzig 1910. ²²⁾ W. E. Hartpole Lecky, „Geschichte des Ursprungs und Einflusses der Aufklärung in Europa“, 2. Bd. S. 16, C. F. Winter'sche Verlagsbuchhandlung, Leipzig u. Heidelberg 1868. ²³⁾ Der Pastorensohn Fr. Nietzsche sympathisierte hierin mit ihm. Im Verhältnis Nietzsches zu Schopenhauers Heiligen- und Asketenlehre wiederholt sich Luthers Verhältnis zum Mönchsideal. „Kritik unerfüllbarer Ideale. Wir müssen es dahin bringen, das Unmögliche, Unnatürliche, gänzlich Phantastische in dem Ideale Gottes, Christi und der christlichen Heiligen mit intellektuellem Ekel (!) zu empfinden. Das Muster soll kein Phantasma sein.“ (Werke, Bd. XI.) Oder: „Neuplatonismus und Christentum, die religiosi, die höheren Menschen! Die Reformation verwarf diese Höheren und leugnete die Erfüllung des sittlichen, religiösen Ideals. Luther hatte gegen die vita contemplativa viel Bosheit und Widerspruch“ (Ebendort). Oder: „Luther, der grosse Wohltäter. Das Bedeutendste, was Luther gewirkt hat, liegt in dem Miss- trauen, das er gegen die Heiligen und die ganze christliche vita contemplativa geweckt hat“ (Werke Bd. IV). — Genügt aber die Unerfüllbarkeit eines Ideals, seine Verwerfung zu rechtfertigen? Das ist die Frage. Die ganze französische Kultur, die der Subli- mierung traditioneller Begriffe und Symbole gewidmet ist, ver- neint diese Frage. ²⁴⁾ Luthers geistige Freunde waren Dürer und Cranach. Beide haben weder mit der frühesten Renaissance die seltsam erhabene Gottesidee, noch mit der späten Renaissance die mondän- zarte Illusion und den dekorativen, im Gestus aufgelösten Sinnen- rausch gemeinsam. Luthers Freunde waren hartschlägige Realisten, wenn nicht Zyniker. Das hausbacken Altfränkische war ihnen

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Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 244)[244]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/252>, abgerufen am 22.11.2024.