Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.

Bild:
<< vorherige Seite
au gouvernement toutes les tendances, toutes les entreprises, tous
les actes qui pourraient etre contraires, soit a la volonte, soit
aux interets du gouvernement. Et c'est a de pareils esclaves
qu'on confie la direction exclusive des ecoles populaires en
Prusse! (Das Kultusministerium.) Cette instruction tant vantee
n'est donc rien qu'un empoisonnement des masses, une propaga-
tion systematique de la doctrine de l'esclavage".
66) Jules Lemaeitre in "Enquete sur la Monarchie", ed. par
Charles Maurras, Nouvelle Librairie Nationale, Paris 1909.
67) Noch Fichte bekennt: "Jeder kann demnach der Kirche
den Gehorsam aufkündigen, sobald er will ... Der Vertrag ist
aufgehoben; er gibt der Kirche ihren himmlischen Schatz, den er
noch nicht angegriffen hat, unversehrt
zurück und lässt ihr die
Freiheit, alle ihre Zornesschalen in der unsichtbaren Welt über
ihn auszuschütten; und sie gibt ihm seine Glaubensfreiheit wie-
der." (Deutscher Glaube", S. 27.)
68) Auch Nietzsche fand: "Die Reformation entfernte uns
vom Altertum: musste sie das? Sie entdeckte den alten Wider-
spruch Heidentum - Christentum von neuem" (Werke, Bd. X).
Doch er beging den fundamentalen Fehler, sich für das germani-
sche Heidentum, statt für das romanische Christentum zu entschei-
den. Er musste diese Entscheidung teuer bezahlen.
ZWEITES KAPITEL, SEITE 52-124.
1) Das ist ein Geschenk des Augustinerordens, in dessen
Geist ausser Luther auch Johannes Tauler, Luthers Lehrer in theo-
logicis, wirkte. "Wir sind", sagte Tauler, "wegen unserer Sünde
von Natur Kinder des Zornes und des ewigen Todes und der
ewigen Verdammnis. St. Augustinus spricht: "Der Mensch ist von
einer faulen Materie, stinkend und verdorben, ein Klotz und ein
faules Holz und Erdreich und das Ende ist der ewige Tod". (Wil-
helm Preger, "Geschichte der Deutschen Mystik im Mittelalter",
III. Teil, S. 177, Leipzig 1893.
2) Georg Christoph Lichtenberg, Vermischte Schriften, Bd.
I., S. 252, Göttingen 1844.
3) Die ersten ernsthaften Elemente einer Bibelkritik rühren,
wie billig, von einem Juden, von Baruch Spinoza her.
4) Lichtenberg, Vermischte Schriften, Bd. I, S. 99: "Es denkt,
sollte man sagen, so wie man sagt: es blitzt. Zu sagen cogito
au gouvernement toutes les tendances, toutes les entreprises, tous
les actes qui pourraient être contraires, soit à la volonté, soit
aux intérêts du gouvernement. Et c'est à de pareils esclaves
qu'on confie la direction exclusive des écoles populaires en
Prusse! (Das Kultusministerium.) Cette instruction tant vantée
n'est donc rien qu'un empoisonnement des masses, une propaga-
tion systématique de la doctrine de l'esclavage“.
66) Jules Lemaître in „Enquête sur la Monarchie“, éd. par
Charles Maurras, Nouvelle Librairie Nationale, Paris 1909.
67) Noch Fichte bekennt: „Jeder kann demnach der Kirche
den Gehorsam aufkündigen, sobald er will ... Der Vertrag ist
aufgehoben; er gibt der Kirche ihren himmlischen Schatz, den er
noch nicht angegriffen hat, unversehrt
zurück und lässt ihr die
Freiheit, alle ihre Zornesschalen in der unsichtbaren Welt über
ihn auszuschütten; und sie gibt ihm seine Glaubensfreiheit wie-
der.“ (Deutscher Glaube“, S. 27.)
68) Auch Nietzsche fand: „Die Reformation entfernte uns
vom Altertum: musste sie das? Sie entdeckte den alten Wider-
spruch Heidentum - Christentum von neuem“ (Werke, Bd. X).
Doch er beging den fundamentalen Fehler, sich für das germani-
sche Heidentum, statt für das romanische Christentum zu entschei-
den. Er musste diese Entscheidung teuer bezahlen.
ZWEITES KAPITEL, SEITE 52-124.
1) Das ist ein Geschenk des Augustinerordens, in dessen
Geist ausser Luther auch Johannes Tauler, Luthers Lehrer in theo-
logicis, wirkte. „Wir sind“, sagte Tauler, „wegen unserer Sünde
von Natur Kinder des Zornes und des ewigen Todes und der
ewigen Verdammnis. St. Augustinus spricht: „Der Mensch ist von
einer faulen Materie, stinkend und verdorben, ein Klotz und ein
faules Holz und Erdreich und das Ende ist der ewige Tod“. (Wil-
helm Preger, „Geschichte der Deutschen Mystik im Mittelalter“,
III. Teil, S. 177, Leipzig 1893.
2) Georg Christoph Lichtenberg, Vermischte Schriften, Bd.
I., S. 252, Göttingen 1844.
3) Die ersten ernsthaften Elemente einer Bibelkritik rühren,
wie billig, von einem Juden, von Baruch Spinoza her.
4) Lichtenberg, Vermischte Schriften, Bd. I, S. 99: „Es denkt,
sollte man sagen, so wie man sagt: es blitzt. Zu sagen cogito
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <note xml:id="id65a65a" prev="id65a" place="end" n="65)"><pb facs="#f0257" n="249"/>
au gouvernement toutes les tendances, toutes les entreprises, tous<lb/>
les actes qui pourraient être contraires, soit à la volonté, soit<lb/>
aux intérêts du gouvernement. Et c'est à de pareils esclaves<lb/>
qu'on confie la direction exclusive des écoles populaires en<lb/>
Prusse! (Das Kultusministerium.) Cette instruction tant vantée<lb/>
n'est donc rien qu'un empoisonnement des masses, une propaga-<lb/>
tion systématique de la doctrine de l'esclavage&#x201C;.</note><lb/>
            <note xml:id="id66a66a" prev="id66a" place="end" n="66)"> Jules Lemaître in &#x201E;Enquête sur la Monarchie&#x201C;, éd. par<lb/>
Charles Maurras, Nouvelle Librairie Nationale, Paris 1909.</note><lb/>
            <note xml:id="id67a67a" prev="id67a" place="end" n="67)"> Noch Fichte bekennt: &#x201E;Jeder kann demnach der Kirche<lb/>
den Gehorsam aufkündigen, sobald er will ... Der Vertrag ist<lb/>
aufgehoben; er gibt der Kirche ihren himmlischen Schatz, <hi rendition="#i">den er<lb/>
noch nicht angegriffen hat, unversehrt</hi> zurück und lässt ihr die<lb/>
Freiheit, alle ihre Zornesschalen in der unsichtbaren Welt über<lb/>
ihn auszuschütten; und sie gibt ihm seine Glaubensfreiheit wie-<lb/>
der.&#x201C; (Deutscher Glaube&#x201C;, S. 27.)</note><lb/>
            <note xml:id="id68a68a" prev="id68a" place="end" n="68)"> Auch Nietzsche fand: &#x201E;Die Reformation entfernte uns<lb/>
vom Altertum: musste sie das? Sie entdeckte den alten Wider-<lb/>
spruch Heidentum - Christentum von neuem&#x201C; (Werke, Bd. X).<lb/>
Doch er beging den fundamentalen Fehler, sich für das germani-<lb/>
sche Heidentum, statt für das romanische Christentum zu entschei-<lb/>
den. Er musste diese Entscheidung teuer bezahlen.</note><lb/>
          </div>
          <div n="3">
            <head><hi rendition="#g">ZWEITES KAPITEL, SEITE</hi> 52-124.</head><lb/>
            <note xml:id="id1b1b" prev="id1b" place="end" n="1)"> Das ist ein Geschenk des Augustinerordens, in dessen<lb/>
Geist ausser Luther auch Johannes Tauler, Luthers Lehrer in theo-<lb/>
logicis, wirkte. &#x201E;Wir sind&#x201C;, sagte Tauler, &#x201E;wegen unserer Sünde<lb/>
von Natur Kinder des Zornes und des ewigen Todes und der<lb/>
ewigen Verdammnis. St. Augustinus spricht: &#x201E;Der Mensch ist von<lb/>
einer faulen Materie, stinkend und verdorben, ein Klotz und ein<lb/>
faules Holz und Erdreich und das Ende ist der ewige Tod&#x201C;. (Wil-<lb/>
helm Preger, &#x201E;Geschichte der Deutschen Mystik im Mittelalter&#x201C;,<lb/>
III. Teil, S. 177, Leipzig 1893.</note><lb/>
            <note xml:id="id2b2b" prev="id2b" place="end" n="2)"> Georg Christoph Lichtenberg, Vermischte Schriften, Bd.<lb/>
I., S. 252, Göttingen 1844.</note><lb/>
            <note xml:id="id3b3b" prev="id3b" place="end" n="3)"> Die ersten ernsthaften Elemente einer Bibelkritik rühren,<lb/>
wie billig, von einem Juden, von Baruch Spinoza her.</note><lb/>
            <note xml:id="id4b4b" prev="id4b" place="end" n="4)"> Lichtenberg, Vermischte Schriften, Bd. I, S. 99: &#x201E;<hi rendition="#i">Es denkt,</hi><lb/>
sollte man sagen, so wie man sagt: <hi rendition="#i">es blitzt</hi>. Zu sagen cogito<lb/></note>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[249/0257] ⁶⁵⁾ au gouvernement toutes les tendances, toutes les entreprises, tous les actes qui pourraient être contraires, soit à la volonté, soit aux intérêts du gouvernement. Et c'est à de pareils esclaves qu'on confie la direction exclusive des écoles populaires en Prusse! (Das Kultusministerium.) Cette instruction tant vantée n'est donc rien qu'un empoisonnement des masses, une propaga- tion systématique de la doctrine de l'esclavage“. ⁶⁶⁾ Jules Lemaître in „Enquête sur la Monarchie“, éd. par Charles Maurras, Nouvelle Librairie Nationale, Paris 1909. ⁶⁷⁾ Noch Fichte bekennt: „Jeder kann demnach der Kirche den Gehorsam aufkündigen, sobald er will ... Der Vertrag ist aufgehoben; er gibt der Kirche ihren himmlischen Schatz, den er noch nicht angegriffen hat, unversehrt zurück und lässt ihr die Freiheit, alle ihre Zornesschalen in der unsichtbaren Welt über ihn auszuschütten; und sie gibt ihm seine Glaubensfreiheit wie- der.“ (Deutscher Glaube“, S. 27.) ⁶⁸⁾ Auch Nietzsche fand: „Die Reformation entfernte uns vom Altertum: musste sie das? Sie entdeckte den alten Wider- spruch Heidentum - Christentum von neuem“ (Werke, Bd. X). Doch er beging den fundamentalen Fehler, sich für das germani- sche Heidentum, statt für das romanische Christentum zu entschei- den. Er musste diese Entscheidung teuer bezahlen. ZWEITES KAPITEL, SEITE 52-124. ¹⁾ Das ist ein Geschenk des Augustinerordens, in dessen Geist ausser Luther auch Johannes Tauler, Luthers Lehrer in theo- logicis, wirkte. „Wir sind“, sagte Tauler, „wegen unserer Sünde von Natur Kinder des Zornes und des ewigen Todes und der ewigen Verdammnis. St. Augustinus spricht: „Der Mensch ist von einer faulen Materie, stinkend und verdorben, ein Klotz und ein faules Holz und Erdreich und das Ende ist der ewige Tod“. (Wil- helm Preger, „Geschichte der Deutschen Mystik im Mittelalter“, III. Teil, S. 177, Leipzig 1893. ²⁾ Georg Christoph Lichtenberg, Vermischte Schriften, Bd. I., S. 252, Göttingen 1844. ³⁾ Die ersten ernsthaften Elemente einer Bibelkritik rühren, wie billig, von einem Juden, von Baruch Spinoza her. ⁴⁾ Lichtenberg, Vermischte Schriften, Bd. I, S. 99: „Es denkt, sollte man sagen, so wie man sagt: es blitzt. Zu sagen cogito

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Matthias Schulz, Dienstleister (Muttersprachler): Bereitstellung der Texttranskription nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-02-17T09:20:45Z)
Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften, Akademiebibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-02-17T09:20:45Z)

Weitere Informationen:

  • Nach den Richtlinien des Deutschen Textarchivs (DTA) transkribiert und ausgezeichnet.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/257
Zitationshilfe: Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 249. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/257>, abgerufen am 22.11.2024.