Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919.sondern wesentlich das Werk seiner selbst ist". Fast wörtlich hatte sich Kant in der "Kritik der praktischen Vernunft" so geäussert). 181) Nicht nur die preussische Monarchie, sondern der preus- sische Absolutismus. "Die Regierung ruht in der Beamtenwelt (!) und die persönliche Entscheidung des Monarchen steht an der Spitze; denn eine letzte Entscheidung ist ... schlechthin not- wendig". Oder: "Allerdings ist es für ein grosses Glück zu halten, wenn einem Volk ein edler Monarch zugeteilt ist; doch auch das hat in einem grossen Staat weniger auf sich, denn dieser hat die Stärke in seiner Vernunft". Oder: "Es sollen die Wissen- den regieren, oi aristoi, nicht die Ignoranz und die Eitelkeit des Besserwissens". (Philosophie der Geschichte) Der preussische Militär- und der Hegel'sche Intellekt-Absolutismus erklären sich gleicherweise aus den menschlich und moralisch verzweifelten Zuständen der vom 30 jährigen Krieg und den Habsburgern her fortwirkenden Volksverwahrlosung. 182) Masaryk ("Die philosophischen und soziologischen Grund- lagen des Marxismus") hat klar und bündig gezeigt, wohin der "Trieb der Perfektibilität" und der Glaube an die "historischen Naturgesetze" bei dem schlimmsten Schüler Hegels, bei Marx führte, -- zur moralischen Anarchie. Religion und Moral (die Ideologie) sind abgetan. Das Fatum herrscht. Die Entwicklung, die die Vernunft ist, wird alles selbsttätig entscheiden und die Moral lautet einfach: Wer die Macht hat, hat das Recht. Moral ist jetzt "Anerkennung der Tatsachen", bei aller Freiheit, moralisch oder unmoralisch handeln zu können. Die Entfesselung des Verbrecher- tums ist die Folge. 183) Wobei aber zu sagen ist, dass das Freiheitspanier, das die Reformation errichtete, nicht politischen, sondern religiösen Ursprungs und sein Herold nicht jener Luther war, der die Augs- burgische Konfession guthiess, sondern jener Roger Williams, der von gewaltigem, tief religiösem Enthusiasmus getrieben, in die Einöde auszog, um ein Reich der Glaubensfreiheit zu gründen. (vergl. J. Jellinek, "Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Ein Beitrag zur modernen Verfassungsgeschichte", 1895, S. 42). 184) "Philosophie der Geschichte". 185) "Das Ministerium unterstützte Hegel beständig auf ausserordentliche Weise, bald durch ansehnliche Remunerationen, bald durch splendide Reisegelder, und ging auch aufs Freund- lichste auf möglichste Realisierung anderer Wünsche desselben ein. Alles stellt ihn zufrieden und die kühnsten Hoffnungen für seine Wirksamkeit breiten sich mit behaglichem Lächeln aus. sondern wesentlich das Werk seiner selbst ist“. Fast wörtlich hatte sich Kant in der „Kritik der praktischen Vernunft“ so geäussert). 181) Nicht nur die preussische Monarchie, sondern der preus- sische Absolutismus. „Die Regierung ruht in der Beamtenwelt (!) und die persönliche Entscheidung des Monarchen steht an der Spitze; denn eine letzte Entscheidung ist ... schlechthin not- wendig“. Oder: „Allerdings ist es für ein grosses Glück zu halten, wenn einem Volk ein edler Monarch zugeteilt ist; doch auch das hat in einem grossen Staat weniger auf sich, denn dieser hat die Stärke in seiner Vernunft“. Oder: „Es sollen die Wissen- den regieren, οἱ ἂριστοι, nicht die Ignoranz und die Eitelkeit des Besserwissens“. (Philosophie der Geschichte) Der preussische Militär- und der Hegel'sche Intellekt-Absolutismus erklären sich gleicherweise aus den menschlich und moralisch verzweifelten Zuständen der vom 30 jährigen Krieg und den Habsburgern her fortwirkenden Volksverwahrlosung. 182) Masaryk („Die philosophischen und soziologischen Grund- lagen des Marxismus“) hat klar und bündig gezeigt, wohin der „Trieb der Perfektibilität“ und der Glaube an die „historischen Naturgesetze“ bei dem schlimmsten Schüler Hegels, bei Marx führte, — zur moralischen Anarchie. Religion und Moral (die Ideologie) sind abgetan. Das Fatum herrscht. Die Entwicklung, die die Vernunft ist, wird alles selbsttätig entscheiden und die Moral lautet einfach: Wer die Macht hat, hat das Recht. Moral ist jetzt „Anerkennung der Tatsachen“, bei aller Freiheit, moralisch oder unmoralisch handeln zu können. Die Entfesselung des Verbrecher- tums ist die Folge. 183) Wobei aber zu sagen ist, dass das Freiheitspanier, das die Reformation errichtete, nicht politischen, sondern religiösen Ursprungs und sein Herold nicht jener Luther war, der die Augs- burgische Konfession guthiess, sondern jener Roger Williams, der von gewaltigem, tief religiösem Enthusiasmus getrieben, in die Einöde auszog, um ein Reich der Glaubensfreiheit zu gründen. (vergl. J. Jellinek, „Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte. Ein Beitrag zur modernen Verfassungsgeschichte“, 1895, S. 42). 184) „Philosophie der Geschichte“. 185) „Das Ministerium unterstützte Hegel beständig auf ausserordentliche Weise, bald durch ansehnliche Remunerationen, bald durch splendide Reisegelder, und ging auch aufs Freund- lichste auf möglichste Realisierung anderer Wünsche desselben ein. 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¹⁸⁰⁾ sondern wesentlich das Werk seiner selbst ist“. Fast wörtlich hatte
sich Kant in der „Kritik der praktischen Vernunft“ so geäussert).
¹⁸¹⁾ Nicht nur die preussische Monarchie, sondern der preus-
sische Absolutismus. „Die Regierung ruht in der Beamtenwelt (!)
und die persönliche Entscheidung des Monarchen steht an der
Spitze; denn eine letzte Entscheidung ist ... schlechthin not-
wendig“. Oder: „Allerdings ist es für ein grosses Glück zu
halten, wenn einem Volk ein edler Monarch zugeteilt ist; doch
auch das hat in einem grossen Staat weniger auf sich, denn dieser
hat die Stärke in seiner Vernunft“. Oder: „Es sollen die Wissen-
den regieren, οἱ ἂριστοι, nicht die Ignoranz und die Eitelkeit des
Besserwissens“. (Philosophie der Geschichte) Der preussische
Militär- und der Hegel'sche Intellekt-Absolutismus erklären sich
gleicherweise aus den menschlich und moralisch verzweifelten
Zuständen der vom 30 jährigen Krieg und den Habsburgern her
fortwirkenden Volksverwahrlosung.
¹⁸²⁾ Masaryk („Die philosophischen und soziologischen Grund-
lagen des Marxismus“) hat klar und bündig gezeigt, wohin der
„Trieb der Perfektibilität“ und der Glaube an die „historischen
Naturgesetze“ bei dem schlimmsten Schüler Hegels, bei Marx führte,
— zur moralischen Anarchie. Religion und Moral (die Ideologie)
sind abgetan. Das Fatum herrscht. Die Entwicklung, die die
Vernunft ist, wird alles selbsttätig entscheiden und die Moral
lautet einfach: Wer die Macht hat, hat das Recht. Moral ist jetzt
„Anerkennung der Tatsachen“, bei aller Freiheit, moralisch oder
unmoralisch handeln zu können. Die Entfesselung des Verbrecher-
tums ist die Folge.
¹⁸³⁾ Wobei aber zu sagen ist, dass das Freiheitspanier,
das die Reformation errichtete, nicht politischen, sondern religiösen
Ursprungs und sein Herold nicht jener Luther war, der die Augs-
burgische Konfession guthiess, sondern jener Roger Williams,
der von gewaltigem, tief religiösem Enthusiasmus getrieben, in
die Einöde auszog, um ein Reich der Glaubensfreiheit zu gründen.
(vergl. J. Jellinek, „Die Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte.
Ein Beitrag zur modernen Verfassungsgeschichte“, 1895, S. 42).
¹⁸⁴⁾ „Philosophie der Geschichte“.
¹⁸⁵⁾ „Das Ministerium unterstützte Hegel beständig auf
ausserordentliche Weise, bald durch ansehnliche Remunerationen,
bald durch splendide Reisegelder, und ging auch aufs Freund-
lichste auf möglichste Realisierung anderer Wünsche desselben
ein. Alles stellt ihn zufrieden und die kühnsten Hoffnungen für
seine Wirksamkeit breiten sich mit behaglichem Lächeln aus.
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