gewidmet ist. So verlohnt es sich schon, auf den heroisch- tragischen Sinn näher einzugehen.
Die Sammlung macht dem Verlag Diederichs nicht allzuviel Ehre. Denn abgesehen davon, dass es einer Fälschung gleichkommt, Aeusserungen von Kant und Herder über die Franzosen und Engländer von 1780 heute der Feldpost zu übergeben, so geht es nicht an, den deutschen "Idealismus" zum Deckmantel einer hinreichend kompro- mittierten Politik zu machen, ohne diesen Idealismus und das religiöse Ideal der Nation mit zu kompromittieren. Auch lässt sich aus der rhetorischen Zweideutigkeit unserer "klassischen" Philosophie ebensowohl die Verneinung wie die Bejahung von dem predigen, was diese Bücherei be- zweckt, und so hätte sich ein so namhafter Verlag wie Diederichs, in dem sich gestern noch die vorzüglichsten pädagogischen Tendenzen Deutschlands spiegelten, die Teil- nahme am physikalischen Gelegenheitsheroismus versagen sollen.
Der Sinn des deutschen Humanitätsideals ist weder heroisch noch tragisch. Voraussetzung solcher Eigenschaften sind Verhältnisse der inneren oder äusseren Politik, die den Widerstreit des reinen Individuums nicht lächerlich erscheinen lassen. Der ganze Aspekt der damaligen deutschen Geschichte aber: Tausendherrenländchenwesen in Beschluss und Aus- führung, Krähwinkelei in Gesellschaft und Phantasie, Zer- rissenheit in jeglichem Betracht -- wie sollten Tragik und Heroismus daraus entstehen? Heroisch und tragisch war die Situation einiger weniger Köpfe, die von ihrem Humanitäts- ideal desto weniger sprachen, je klarer sie sahen, je tiefer sie litten, je mehr ihre schadenfrohe und klägliche Zeit sie damit in die Enge trieb. Lessing wäre zu nennen und Lichten- berg, Friedrich August Wolf und Johann Wolfgang von Goethe.
Mit Mühe behauptete sich Aufklärung gegen Theologen- tyrannei. Und als die Aufklärung siegte: Kants Kritizismus
gewidmet ist. So verlohnt es sich schon, auf den heroisch- tragischen Sinn näher einzugehen.
Die Sammlung macht dem Verlag Diederichs nicht allzuviel Ehre. Denn abgesehen davon, dass es einer Fälschung gleichkommt, Aeusserungen von Kant und Herder über die Franzosen und Engländer von 1780 heute der Feldpost zu übergeben, so geht es nicht an, den deutschen „Idealismus“ zum Deckmantel einer hinreichend kompro- mittierten Politik zu machen, ohne diesen Idealismus und das religiöse Ideal der Nation mit zu kompromittieren. Auch lässt sich aus der rhetorischen Zweideutigkeit unserer „klassischen“ Philosophie ebensowohl die Verneinung wie die Bejahung von dem predigen, was diese Bücherei be- zweckt, und so hätte sich ein so namhafter Verlag wie Diederichs, in dem sich gestern noch die vorzüglichsten pädagogischen Tendenzen Deutschlands spiegelten, die Teil- nahme am physikalischen Gelegenheitsheroismus versagen sollen.
Der Sinn des deutschen Humanitätsideals ist weder heroisch noch tragisch. Voraussetzung solcher Eigenschaften sind Verhältnisse der inneren oder äusseren Politik, die den Widerstreit des reinen Individuums nicht lächerlich erscheinen lassen. Der ganze Aspekt der damaligen deutschen Geschichte aber: Tausendherrenländchenwesen in Beschluss und Aus- führung, Krähwinkelei in Gesellschaft und Phantasie, Zer- rissenheit in jeglichem Betracht — wie sollten Tragik und Heroismus daraus entstehen? Heroisch und tragisch war die Situation einiger weniger Köpfe, die von ihrem Humanitäts- ideal desto weniger sprachen, je klarer sie sahen, je tiefer sie litten, je mehr ihre schadenfrohe und klägliche Zeit sie damit in die Enge trieb. Lessing wäre zu nennen und Lichten- berg, Friedrich August Wolf und Johann Wolfgang von Goethe.
Mit Mühe behauptete sich Aufklärung gegen Theologen- tyrannei. Und als die Aufklärung siegte: Kants Kritizismus
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gewidmet ist. So verlohnt es sich schon, auf den heroisch-
tragischen Sinn näher einzugehen.
Die Sammlung macht dem Verlag Diederichs nicht
allzuviel Ehre. Denn abgesehen davon, dass es einer
Fälschung gleichkommt, Aeusserungen von Kant und
Herder über die Franzosen und Engländer von 1780 heute der
Feldpost zu übergeben, so geht es nicht an, den deutschen
„Idealismus“ zum Deckmantel einer hinreichend kompro-
mittierten Politik zu machen, ohne diesen Idealismus und
das religiöse Ideal der Nation mit zu kompromittieren. Auch
lässt sich aus der rhetorischen Zweideutigkeit unserer
„klassischen“ Philosophie ebensowohl die Verneinung wie
die Bejahung von dem predigen, was diese Bücherei be-
zweckt, und so hätte sich ein so namhafter Verlag wie
Diederichs, in dem sich gestern noch die vorzüglichsten
pädagogischen Tendenzen Deutschlands spiegelten, die Teil-
nahme am physikalischen Gelegenheitsheroismus versagen
sollen.
Der Sinn des deutschen Humanitätsideals ist weder
heroisch noch tragisch. Voraussetzung solcher Eigenschaften
sind Verhältnisse der inneren oder äusseren Politik, die den
Widerstreit des reinen Individuums nicht lächerlich erscheinen
lassen. Der ganze Aspekt der damaligen deutschen Geschichte
aber: Tausendherrenländchenwesen in Beschluss und Aus-
führung, Krähwinkelei in Gesellschaft und Phantasie, Zer-
rissenheit in jeglichem Betracht — wie sollten Tragik und
Heroismus daraus entstehen? Heroisch und tragisch war die
Situation einiger weniger Köpfe, die von ihrem Humanitäts-
ideal desto weniger sprachen, je klarer sie sahen, je tiefer
sie litten, je mehr ihre schadenfrohe und klägliche Zeit sie
damit in die Enge trieb. Lessing wäre zu nennen und Lichten-
berg, Friedrich August Wolf und Johann Wolfgang von
Goethe.
Mit Mühe behauptete sich Aufklärung gegen Theologen-
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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/76>, abgerufen am 29.11.2024.
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