im Paragraphen. Artikel I: "Es muss zuvorderst wohl dar- auff gesehen werden, dass, so offt ein Kerl im Gewehr, und absonderlich auf dem Exerzier-Platze ist, sich bon-air gebe, nemlich den Kopf, Leib und Füsse recht und ungezwungen halte, und den Bauch einziehe". Artikel VII: "Das erste im Exerciren muss seyn, einen Kerl zu dressieren, und ihm das air von einem Soldaten beyzubringen, dass der Bauer heraus kommt". Oder Art. II für die Offiziere: "Weilen ein Kerl, welcher nicht GOTT fürchtet, auch schwerlich seinem Herrn treu dienen, und seinen Vorgesetzten rechten Gehorsam leisten wird; Als sollen die Officiers den Soldaten wohl einschärfen, eines Christlichen und ehrbahren Wandels sich zu befleissigen"; Weshalb die Officiers, wenn sie von eines Soldaten gottlosem Leben in Erfahrung kommen, selbigen vermahnen, und wenn er sich nicht bessert, den Kerl zum Priester schicken müssen".
So im "Reglement, Vor die Königl. Preussische Infanterie", Potsdam, den 1. Martii 1726 83). Das Reglement ist beeinflusst vom Kriegsreglement des Spaniers Della Sala ed Abarca (1681), das auf Befehl des Königs ins Deutsche übersetzt wurde und mit geringen Aenderungen auch an Friedrich den Grossen überging. Von letzterem aber stammt jenes Wort, das die Herkunft des preussischen Soldaten noch deutlich erkennen lässt: "Kann ein Fürst, der seine Truppen in blaues Tuch kleidet, und ihnen Hüte mit weissen Schnüren gibt, der sie sich kehren lässt rechtsum und linksum, sie ehren- halber einen Feldzug tun lassen, ohne den Ehrentitel eines Anführers von Taugenichtsen zu verdienen, die nur aus Not gedungene Henker werden, um das ehrbare Handwerk von Strassenräubern zu treiben?" 84)
Man sieht: die preussische Armee regt zum Philoso- phieren an, und es ist kein Scherz, wenn ich sage, der preussische Militarismus beruht auf "Religionsphilosophie". Er ist spanisch nach seiner Herkunft, Zuchtrute und Geissel, und wird nur überwunden werden von einer geistigen Dis- ziplin, die sich an jesuitischen Vorbildern schulte 85). Die
im Paragraphen. Artikel I: „Es muss zuvorderst wohl dar- auff gesehen werden, dass, so offt ein Kerl im Gewehr, und absonderlich auf dem Exerzier-Platze ist, sich bon-air gebe, nemlich den Kopf, Leib und Füsse recht und ungezwungen halte, und den Bauch einziehe“. Artikel VII: „Das erste im Exerciren muss seyn, einen Kerl zu dressieren, und ihm das air von einem Soldaten beyzubringen, dass der Bauer heraus kommt“. Oder Art. II für die Offiziere: „Weilen ein Kerl, welcher nicht GOTT fürchtet, auch schwerlich seinem Herrn treu dienen, und seinen Vorgesetzten rechten Gehorsam leisten wird; Als sollen die Officiers den Soldaten wohl einschärfen, eines Christlichen und ehrbahren Wandels sich zu befleissigen“; Weshalb die Officiers, wenn sie von eines Soldaten gottlosem Leben in Erfahrung kommen, selbigen vermahnen, und wenn er sich nicht bessert, den Kerl zum Priester schicken müssen“.
So im „Reglement, Vor die Königl. Preussische Infanterie“, Potsdam, den 1. Martii 1726 83). Das Reglement ist beeinflusst vom Kriegsreglement des Spaniers Della Sala ed Abarca (1681), das auf Befehl des Königs ins Deutsche übersetzt wurde und mit geringen Aenderungen auch an Friedrich den Grossen überging. Von letzterem aber stammt jenes Wort, das die Herkunft des preussischen Soldaten noch deutlich erkennen lässt: „Kann ein Fürst, der seine Truppen in blaues Tuch kleidet, und ihnen Hüte mit weissen Schnüren gibt, der sie sich kehren lässt rechtsum und linksum, sie ehren- halber einen Feldzug tun lassen, ohne den Ehrentitel eines Anführers von Taugenichtsen zu verdienen, die nur aus Not gedungene Henker werden, um das ehrbare Handwerk von Strassenräubern zu treiben?“ 84)
Man sieht: die preussische Armee regt zum Philoso- phieren an, und es ist kein Scherz, wenn ich sage, der preussische Militarismus beruht auf „Religionsphilosophie“. Er ist spanisch nach seiner Herkunft, Zuchtrute und Geissel, und wird nur überwunden werden von einer geistigen Dis- ziplin, die sich an jesuitischen Vorbildern schulte 85). Die
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im Paragraphen. Artikel I: „Es muss zuvorderst wohl dar-
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absonderlich auf dem Exerzier-Platze ist, sich bon-air gebe,
nemlich den Kopf, Leib und Füsse recht und ungezwungen
halte, und den Bauch einziehe“. Artikel VII: „Das erste im
Exerciren muss seyn, einen Kerl zu dressieren, und ihm das
air von einem Soldaten beyzubringen, dass der Bauer heraus
kommt“. Oder Art. II für die Offiziere: „Weilen ein Kerl,
welcher nicht GOTT fürchtet, auch schwerlich seinem Herrn
treu dienen, und seinen Vorgesetzten rechten Gehorsam leisten
wird; Als sollen die Officiers den Soldaten wohl einschärfen,
eines Christlichen und ehrbahren Wandels sich zu befleissigen“;
Weshalb die Officiers, wenn sie von eines Soldaten gottlosem
Leben in Erfahrung kommen, selbigen vermahnen, und wenn
er sich nicht bessert, den Kerl zum Priester schicken müssen“.
So im „Reglement, Vor die Königl. Preussische Infanterie“,
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wurde und mit geringen Aenderungen auch an Friedrich den
Grossen überging. Von letzterem aber stammt jenes Wort,
das die Herkunft des preussischen Soldaten noch deutlich
erkennen lässt: „Kann ein Fürst, der seine Truppen in blaues
Tuch kleidet, und ihnen Hüte mit weissen Schnüren gibt,
der sie sich kehren lässt rechtsum und linksum, sie ehren-
halber einen Feldzug tun lassen, ohne den Ehrentitel eines
Anführers von Taugenichtsen zu verdienen, die nur aus Not
gedungene Henker werden, um das ehrbare Handwerk von
Strassenräubern zu treiben?“
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Man sieht: die preussische Armee regt zum Philoso-
phieren an, und es ist kein Scherz, wenn ich sage, der
preussische Militarismus beruht auf „Religionsphilosophie“.
Er ist spanisch nach seiner Herkunft, Zuchtrute und Geissel,
und wird nur überwunden werden von einer geistigen Dis-
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Ball, Hugo: Zur Kritik der deutschen Intelligenz. Bern, 1919, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/ball_intelligenz_1919/93>, abgerufen am 27.11.2024.
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