Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Erste Buch. Trawrigkeit nicht entdecken/ weil etzliche von deßLycogenes Freunden zu gegen waren/ die auff sein Gesichte/ auff die Augen vnd alle Worte Achtung gaben. Derhalben bezwang er sich selber/ daß er we- der ein Zeichen der Frewde/ noch des Leides von sich gab/ vnd fragte nur wie er were vmbkommen; gieng darauff in das Gezelte/ in denen gewissen Gedan- cken/ daß deß Poliarchus Vntergang keiner gerne hörete/ der nicht auch wolte/ daß der König zugleich mit jhm außgerottet were. Viel von den Soldaten kundten auß Schew für dem Könige sich kaum be- zwingen/ daß sie nicht offentlich weineten. Die Be- stendigkeitt derselben/ welche von den Fürnembsten dem gemeinen Wesen mit Trewen beygethan wa- ren/ vermöchten jhre Seufftzer nicht anzuhalten/ vnd beklagten diesen Verlust vngeschewet. Alle jhre vertrewliche Reden waren von dem vbelen Zustande vnd der Trübseligkeit jhrer Zeiten. Diese vnterschie- de der König mit grossen vleiß bey sich selbst von den andern/ als welche er für würdig hielte/ denen er sich vertrawen möchte. Doch schämete er sich auch sie anzuschawen/ in Meinung daß sie jhm nicht zum besten wolten; als den sie eine Vr- sach an Poliarchus Todt zuseyn meineten. Das
Das Erſte Buch. Trawrigkeit nicht entdecken/ weil etzliche von deßLycogenes Freunden zu gegen waren/ die auff ſein Geſichte/ auff die Augen vnd alle Worte Achtung gaben. Derhalben bezwang er ſich ſelber/ daß er we- der ein Zeichen der Frewde/ noch des Leides von ſich gab/ vnd fragte nur wie er were vmbkommen; gieng darauff in das Gezelte/ in denen gewiſſen Gedan- cken/ daß deß Poliarchus Vntergang keiner gerne hoͤrete/ der nicht auch wolte/ daß der Koͤnig zugleich mit jhm außgerottet were. Viel von den Soldaten kundten auß Schew fuͤr dem Koͤnige ſich kaum be- zwingen/ daß ſie nicht offentlich weineten. Die Be- ſtendigkeitt derſelben/ welche von den Fuͤrnembſten dem gemeinen Weſen mit Trewen beygethan wa- ren/ vermoͤchten jhre Seufftzer nicht anzuhalten/ vnd beklagten dieſen Verluſt vngeſchewet. Alle jhre vertrewliche Reden waren von dem vbelen Zuſtande vnd der Truͤbſeligkeit jhrer Zeiten. Dieſe vnterſchie- de der Koͤnig mit groſſen vleiß bey ſich ſelbſt von den andern/ als welche er fuͤr wuͤrdig hielte/ denen er ſich vertrawen moͤchte. Doch ſchaͤmete er ſich auch ſie anzuſchawen/ in Meinung daß ſie jhm nicht zum beſten wolten; als den ſie eine Vr- ſach an Poliarchus Todt zuſeyn meineten. Das
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Das Erſte Buch.
Trawrigkeit nicht entdecken/ weil etzliche von deß
Lycogenes Freunden zu gegen waren/ die auff ſein
Geſichte/ auff die Augen vnd alle Worte Achtung
gaben. Derhalben bezwang er ſich ſelber/ daß er we-
der ein Zeichen der Frewde/ noch des Leides von ſich
gab/ vnd fragte nur wie er were vmbkommen; gieng
darauff in das Gezelte/ in denen gewiſſen Gedan-
cken/ daß deß Poliarchus Vntergang keiner gerne
hoͤrete/ der nicht auch wolte/ daß der Koͤnig zugleich
mit jhm außgerottet were. Viel von den Soldaten
kundten auß Schew fuͤr dem Koͤnige ſich kaum be-
zwingen/ daß ſie nicht offentlich weineten. Die Be-
ſtendigkeitt derſelben/ welche von den Fuͤrnembſten
dem gemeinen Weſen mit Trewen beygethan wa-
ren/ vermoͤchten jhre Seufftzer nicht anzuhalten/
vnd beklagten dieſen Verluſt vngeſchewet. Alle jhre
vertrewliche Reden waren von dem vbelen Zuſtande
vnd der Truͤbſeligkeit jhrer Zeiten. Dieſe vnterſchie-
de der Koͤnig mit groſſen vleiß bey ſich ſelbſt von den
andern/ als welche er fuͤr wuͤrdig hielte/ denen er ſich
vertrawen moͤchte. Doch ſchaͤmete er ſich auch ſie
anzuſchawen/ in Meinung daß ſie jhm nicht
zum beſten wolten; als den ſie eine Vr-
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