Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ begeben würde zu schawen. Wie sie den Hoff alsoschmücken sahen/ nach Art deß Menschlichen Ge- müts das zur Geilheit geneiget ist/ wußten sie nicht warumb sie frolockten vnd sich zu förchten auffge- höret hetten/ vnd waren vber die masse lustig. Die einen brachten jhre stattlichste Sachen in die Tem- pel; andere trugen Speisen von den Opffern wel- che die Reichen abgeschlachtet hatten/ vnd vermei- neten sie danckten den Göttern mit spielen vnd tan- tzen. Meleander ließ jhm auch diese vnbedachte frewde deß Völckleins nicht mißfallen/ vnd zohe al- les für sich an/ in Meinung/ was sich auch lustiges oder trawriges zutrüge/ das köndte er für ein gutes oder böses Zeichen halten. Es war der vierdte Tag kommen/ vnd man sa- mehren-
Joh. Barclayens Argenis/ begeben wuͤrde zu ſchawen. Wie ſie den Hoff alſoſchmuͤcken ſahen/ nach Art deß Menſchlichen Ge- muͤts das zur Geilheit geneiget iſt/ wußten ſie nicht warumb ſie frolockten vnd ſich zu foͤrchten auffge- hoͤret hetten/ vnd waren vber die maſſe luſtig. Die einen brachten jhre ſtattlichſte Sachen in die Tem- pel; andere trugen Speiſen von den Opffern wel- che die Reichen abgeſchlachtet hatten/ vnd vermei- neten ſie danckten den Goͤttern mit ſpielen vnd tan- tzen. Meleander ließ jhm auch dieſe vnbedachte frewde deß Voͤlckleins nicht mißfallen/ vnd zohe al- les fuͤr ſich an/ in Meinung/ was ſich auch luſtiges oder trawriges zutruͤge/ das koͤndte er fuͤr ein gutes oder boͤſes Zeichen halten. Es war der vierdte Tag kommen/ vnd man ſa- mehren-
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Joh. Barclayens Argenis/
begeben wuͤrde zu ſchawen. Wie ſie den Hoff alſo
ſchmuͤcken ſahen/ nach Art deß Menſchlichen Ge-
muͤts das zur Geilheit geneiget iſt/ wußten ſie nicht
warumb ſie frolockten vnd ſich zu foͤrchten auffge-
hoͤret hetten/ vnd waren vber die maſſe luſtig. Die
einen brachten jhre ſtattlichſte Sachen in die Tem-
pel; andere trugen Speiſen von den Opffern wel-
che die Reichen abgeſchlachtet hatten/ vnd vermei-
neten ſie danckten den Goͤttern mit ſpielen vnd tan-
tzen. Meleander ließ jhm auch dieſe vnbedachte
frewde deß Voͤlckleins nicht mißfallen/ vnd zohe al-
les fuͤr ſich an/ in Meinung/ was ſich auch luſtiges
oder trawriges zutruͤge/ das koͤndte er fuͤr ein gutes
oder boͤſes Zeichen halten.
Es war der vierdte Tag kommen/ vnd man ſa-
he von ferꝛnen die Maſtbaͤume der Koͤnige. Eury-
medes vnd Arſidas/ ſo vom Meleander zu beyden
geſchifft worden/ hatten die Flotte mit jhren Schif-
fen gemehret. Die Herꝛen vnd das Volck hatten
das Vfer erfuͤllet/ als ob etwan Goͤtter in dieſem
Gepraͤnge ſolten angebracht werden. Die Haupt-
ſchiffe kamen aber nicht zu erſt in den Hafen/ wel-
cher damals zwantzig Stadien von der Statt war.
Gobrias kundte in denſelben den einen Theil ſeines
Heeres kaum in dreyen Stunden außſetzen. Es
waren Sechstauſendt außgeruͤſtete Maͤnner. Mi-
cipſa brachte gleichfals Zweytauſendt. Sie ſtun-
den mit jhrem Gewehr in Companien vnd Fahnen
als zu einer Feldſchlacht eingetheilet/ ohne daß ſie
mehren-
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