Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ leander/ der vmb diese Wahnsinnigkeit nicht wußtezu jhm/ vnd: Verzeihet vns/ mein Gast/ sagte er daß vns eine vnverhoffte Frewde verhindert ha euch gebührliche Ehr anzuthun. Ihr werdet viel- leicht nicht weniger dessentwegen froh seyn/ als jhr jetzt gesehen habt/ daß ich vnd Argenis gewesen sind. Kompt her/ allerliebster Freundt auff der gantzen Welt/ geniesset vnserer Glückseligkeit/ vnd sehet wie wol sich dieser Tag vmb euch verdienet habe. Poli- archus wardt durch diese Rede geändert/ vnd wuß- te in solcher Verwechslung der Gedancken nicht was er gewarten oder vrtheilen solte; folgte also dem Meleander der jhn führte. Nachdem sie aber bey dem Archombrotus vnd der Argenis stunden/ fieng Meleander nicht mit sehr gelinder Sprache/ daß es die nechsten Vmbstehenden hören kundten/ an: O/ glückseliger/ O meinem Alter gewündschter Tag! da ich vorhin auff der einigen Tochter beru- hete/ sehe ich mich noch mit zweyen andern Kindern die jhr gleiche sindt gemehret. Ich mißgönne den Göttern jhr Glück nicht. Welch Mensch ist glück- haffter als ich? oder wem soll die kleine Zeit zu leben lieber als mir seyn? Hat das günstige Verhängniß mir durch so viel Vmbschweiffe vnd harte Bedrä- wungen diese starcke Seulen vnd Zier meines Ge- schlechts fürbehalten wöllen? Lasset den gefaßten Zorn wider den Archombrotus fahren/ O jhr grös- sester König; oder damit ich euch mit einem rühm- lichern
Joh. Barclayens Argenis/ leander/ der vmb dieſe Wahnſinnigkeit nicht wußtezu jhm/ vnd: Verzeihet vns/ mein Gaſt/ ſagte er daß vns eine vnverhoffte Frewde verhindert ha euch gebuͤhrliche Ehr anzuthun. Ihr werdet viel- leicht nicht weniger deſſentwegen froh ſeyn/ als jhr jetzt geſehen habt/ daß ich vnd Argenis geweſen ſind. Kompt her/ allerliebſter Freundt auff der gantzen Welt/ genieſſet vnſerer Gluͤckſeligkeit/ vnd ſehet wie wol ſich dieſer Tag vmb euch verdienet habe. Poli- archus wardt durch dieſe Rede geaͤndert/ vnd wuß- te in ſolcher Verwechslung der Gedancken nicht was er gewarten oder vrtheilen ſolte; folgte alſo dem Meleander der jhn fuͤhrte. Nachdem ſie aber bey dem Archombrotus vnd der Argenis ſtunden/ fieng Meleander nicht mit ſehr gelinder Sprache/ daß es die nechſten Vmbſtehenden hoͤren kundten/ an: O/ gluͤckſeliger/ O meinem Alter gewuͤndſchter Tag! da ich vorhin auff der einigen Tochter beru- hete/ ſehe ich mich noch mit zweyen andern Kindern die jhr gleiche ſindt gemehret. Ich mißgoͤnne den Goͤttern jhr Gluͤck nicht. Welch Menſch iſt gluͤck- haffter als ich? oder wem ſoll die kleine Zeit zu leben lieber als mir ſeyn? Hat das guͤnſtige Verhaͤngniß mir durch ſo viel Vmbſchweiffe vnd harte Bedraͤ- wungen dieſe ſtarcke Seulen vnd Zier meines Ge- ſchlechts fuͤrbehalten woͤllen? Laſſet den gefaßten Zorn wider den Archombrotus fahren/ O jhr groͤſ- ſeſter Koͤnig; oder damit ich euch mit einem ruͤhm- lichern
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Joh. Barclayens Argenis/
leander/ der vmb dieſe Wahnſinnigkeit nicht wußte
zu jhm/ vnd: Verzeihet vns/ mein Gaſt/ ſagte er
daß vns eine vnverhoffte Frewde verhindert ha
euch gebuͤhrliche Ehr anzuthun. Ihr werdet viel-
leicht nicht weniger deſſentwegen froh ſeyn/ als jhr
jetzt geſehen habt/ daß ich vnd Argenis geweſen ſind.
Kompt her/ allerliebſter Freundt auff der gantzen
Welt/ genieſſet vnſerer Gluͤckſeligkeit/ vnd ſehet wie
wol ſich dieſer Tag vmb euch verdienet habe. Poli-
archus wardt durch dieſe Rede geaͤndert/ vnd wuß-
te in ſolcher Verwechslung der Gedancken nicht
was er gewarten oder vrtheilen ſolte; folgte alſo
dem Meleander der jhn fuͤhrte. Nachdem ſie aber
bey dem Archombrotus vnd der Argenis ſtunden/
fieng Meleander nicht mit ſehr gelinder Sprache/
daß es die nechſten Vmbſtehenden hoͤren kundten/
an: O/ gluͤckſeliger/ O meinem Alter gewuͤndſchter
Tag! da ich vorhin auff der einigen Tochter beru-
hete/ ſehe ich mich noch mit zweyen andern Kindern
die jhr gleiche ſindt gemehret. Ich mißgoͤnne den
Goͤttern jhr Gluͤck nicht. Welch Menſch iſt gluͤck-
haffter als ich? oder wem ſoll die kleine Zeit zu leben
lieber als mir ſeyn? Hat das guͤnſtige Verhaͤngniß
mir durch ſo viel Vmbſchweiffe vnd harte Bedraͤ-
wungen dieſe ſtarcke Seulen vnd Zier meines Ge-
ſchlechts fuͤrbehalten woͤllen? Laſſet den gefaßten
Zorn wider den Archombrotus fahren/ O jhr groͤſ-
ſeſter Koͤnig; oder damit ich euch mit einem ruͤhm-
lichern
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