Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ vnd hatte mit ertragung vielen Vbels zuwegen ge-bracht/ daß keine eines solchen Glücks schiene wür- diger zuseyn. Poliarchus/ der an keine Strittigkeit/ an keine Sorgen mehr gedachte/ empfandt es mit grosser Wollust/ wann jhn der Schwehervatter außlachte/ daß er wegen der Küsse geeiffert/ die Ar- genis dem Archombrotus auß Schwesterlicher Lieb gegeben hette. Meleander schertzte ferrner mit bey- den/ vnd hieß den Archombrotus seinen Eydam/ den Poliarchus aber Theocrinen. Archombrotus frag- te die Argenis/ was jhr als sie jhn erkandt hette frö- licher were fürkommen/ daß sie jhn zum Bruder haben/ oder daß sie jhn zum Gemahl nicht haben solte? Vnter solchen Schertzreden kundten sie für Fröligkeit an kein Geschäffte groß gedencken. Ane- roest legte seinen Ernst selbst zur Seiten/ vnd mach- te sich lustig. Wiewol er nun raw bekleidet war/ ehre- ten jhn doch Meleander vnd Argenis als einen Kö- nig. Es wußten von dieser Lust wenig vnter den geheimsten Freunden. Doch wurden Aneroest/ Ib- buranes vnd Dunalbius an die königliche Tafel gezogen. Gelanor/ Arsidas/ Gobrias/ der Mohr Micipsa/ Eurymedes vnd Cleobulus waren zuge- gen. Nicopompus/ welchen der König zwey mal fordern lassen/ kam was später; dann er hatte sich abgesondertein Hochzeit Gedichte zuschreiben. Auß dem Frawenzimmer wardt Argenis allein von der Timocleen begleitet. Dlese warteten fast allein den Königen
Joh. Barclayens Argenis/ vnd hatte mit ertragung vielen Vbels zuwegen ge-bracht/ daß keine eines ſolchen Gluͤcks ſchiene wuͤr- diger zuſeyn. Poliarchus/ der an keine Strittigkeit/ an keine Sorgen mehr gedachte/ empfandt es mit groſſer Wolluſt/ wann jhn der Schwehervatter außlachte/ daß er wegen der Kuͤſſe geeiffert/ die Ar- genis dem Archombrotus auß Schweſterlicher Lieb gegeben hette. Meleander ſchertzte ferꝛner mit bey- den/ vnd hieß den Archombrotus ſeinen Eydam/ den Poliarchus aber Theocrinen. Archombrotus frag- te die Argenis/ was jhr als ſie jhn erkandt hette froͤ- licher were fuͤrkommen/ daß ſie jhn zum Bruder haben/ oder daß ſie jhn zum Gemahl nicht haben ſolte? Vnter ſolchen Schertzreden kundten ſie fuͤr Froͤligkeit an kein Geſchaͤffte groß gedencken. Ane- roeſt legte ſeinen Ernſt ſelbſt zur Seiten/ vnd mach- te ſich luſtig. Wiewol er nun raw bekleidet war/ ehre- ten jhn doch Meleander vnd Argenis als einen Koͤ- nig. Es wußten von dieſer Luſt wenig vnter den geheimſten Freunden. Doch wurden Aneroeſt/ Ib- buranes vnd Dunalbius an die koͤnigliche Tafel gezogen. Gelanor/ Arſidas/ Gobrias/ der Mohr Micipſa/ Eurymedes vnd Cleobulus waren zuge- gen. Nicopompus/ welchen der Koͤnig zwey mal fordern laſſen/ kam was ſpaͤter; dann er hatte ſich abgeſondertein Hochzeit Gedichte zuſchreiben. Auß dem Frawenzimmer wardt Argenis allein von der Timocleen begleitet. Dleſe warteten faſt allein den Koͤnigen
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Joh. Barclayens Argenis/
vnd hatte mit ertragung vielen Vbels zuwegen ge-
bracht/ daß keine eines ſolchen Gluͤcks ſchiene wuͤr-
diger zuſeyn. Poliarchus/ der an keine Strittigkeit/
an keine Sorgen mehr gedachte/ empfandt es mit
groſſer Wolluſt/ wann jhn der Schwehervatter
außlachte/ daß er wegen der Kuͤſſe geeiffert/ die Ar-
genis dem Archombrotus auß Schweſterlicher Lieb
gegeben hette. Meleander ſchertzte ferꝛner mit bey-
den/ vnd hieß den Archombrotus ſeinen Eydam/ den
Poliarchus aber Theocrinen. Archombrotus frag-
te die Argenis/ was jhr als ſie jhn erkandt hette froͤ-
licher were fuͤrkommen/ daß ſie jhn zum Bruder
haben/ oder daß ſie jhn zum Gemahl nicht haben
ſolte? Vnter ſolchen Schertzreden kundten ſie fuͤr
Froͤligkeit an kein Geſchaͤffte groß gedencken. Ane-
roeſt legte ſeinen Ernſt ſelbſt zur Seiten/ vnd mach-
te ſich luſtig. Wiewol er nun raw bekleidet war/ ehre-
ten jhn doch Meleander vnd Argenis als einen Koͤ-
nig. Es wußten von dieſer Luſt wenig vnter den
geheimſten Freunden. Doch wurden Aneroeſt/ Ib-
buranes vnd Dunalbius an die koͤnigliche Tafel
gezogen. Gelanor/ Arſidas/ Gobrias/ der Mohr
Micipſa/ Eurymedes vnd Cleobulus waren zuge-
gen. Nicopompus/ welchen der Koͤnig zwey mal
fordern laſſen/ kam was ſpaͤter; dann er hatte ſich
abgeſondertein Hochzeit Gedichte zuſchreiben. Auß
dem Frawenzimmer wardt Argenis allein von der
Timocleen begleitet. Dleſe warteten faſt allein den
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