Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ Haupter helffen? weil die Leichtsinnigkeit deß Pö-fels offtermals vnerfahrenen vnd trägen Leuten die Macht zu regieren an die Hand gibet; weil auch deß gemeinen Mannes Gemühte zu Auffruhr/ Neid/ vnd geschwinder Verfahrung geneiget ist/ vnd offtermals für ein Exempel einer grossen Tu- gend gehalten worden/ wann die vnerfahrene Men- ge das Vbel gestraffet hat. Wollet jhr euch aber auff die andere Seite legen/ wo die fürnemesten al- les zu thun vermögen/ so schämet euch/ Anaximan- der/ daß jhr ein Reich einem solchen Rathe nachse- tzet/ vnd durch Vermehrung der Herren die Ver- ächtligkeit deß Dienens häuffet. Dann an statt ei- nes einigen Königes machet jhr so viel Beherrscher/ als viel Personen einen Rath bestellen. Aber/ wen- det jhr eyn/ die allgemeinen Sachen werden von vielen reiffer erwogen/ als von einem Könige allei- ne. Gleichsam als Könige sich weiser Leute Gut- achten nicht gebraucheten/ vnd dieser Raht der Ob- risten Haupter/ den jr so sehr lobet/ nicht offtermals vnrecht thete/ in dem ein jeglicher seinen eygenen Notz/ oder die Gunst gegen die seinigen/ oder auch den Neid wider seines gleichen in acht nimbt. Wei- ter/ sprechet jhr/ bey einem solchen freyen Regimen- te wird der Jugend Fleiß zum studieren vnd Arbeit mit grösserer Belohnung auffgeweckt; Da herge- gen solche in Königreichen/ welche der Geschicklig- keit vnd Tugend zuwider sind/ dahinden verbleiben. Bey welchem freyen Regimente? Bey dem allge- meinen
Joh. Barclayens Argenis/ Haupter helffen? weil die Leichtſinnigkeit deß Poͤ-fels offtermals vnerfahrenen vnd traͤgen Leuten die Macht zu regieren an die Hand gibet; weil auch deß gemeinen Mannes Gemuͤhte zu Auffruhr/ Neid/ vnd geſchwinder Verfahrung geneiget iſt/ vnd offtermals fuͤr ein Exempel einer groſſen Tu- gend gehalten worden/ wann die vnerfahrene Men- ge das Vbel geſtraffet hat. Wollet jhr euch aber auff die andere Seite legen/ wo die fuͤrnemeſten al- les zu thun vermoͤgen/ ſo ſchaͤmet euch/ Anaximan- der/ daß jhr ein Reich einem ſolchen Rathe nachſe- tzet/ vnd durch Vermehrung der Herren die Ver- aͤchtligkeit deß Dienens haͤuffet. Dann an ſtatt ei- nes einigen Koͤniges machet jhr ſo viel Beherꝛſcher/ als viel Perſonen einen Rath beſtellen. Aber/ wen- det jhr eyn/ die allgemeinen Sachen werden von vielen reiffer erwogen/ als von einem Koͤnige allei- ne. Gleichſam als Koͤnige ſich weiſer Leute Gut- achten nicht gebraucheten/ vnd dieſer Raht der Ob- riſten Haupter/ den jr ſo ſehr lobet/ nicht offtermals vnrecht thete/ in dem ein jeglicher ſeinen eygenen Notz/ oder die Gunſt gegen die ſeinigen/ oder auch den Neid wider ſeines gleichen in acht nimbt. Wei- ter/ ſprechet jhr/ bey einem ſolchen freyen Regimen- te wird der Jugend Fleiß zum ſtudieren vnd Arbeit mit groͤſſerer Belohnung auffgeweckt; Da herge- gen ſolche in Koͤnigreichen/ welche der Geſchicklig- keit vnd Tugend zuwider ſind/ dahinden verbleiben. Bey welchem freyen Regimente? Bey dem allge- meinen
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Joh. Barclayens Argenis/
Haupter helffen? weil die Leichtſinnigkeit deß Poͤ-
fels offtermals vnerfahrenen vnd traͤgen Leuten die
Macht zu regieren an die Hand gibet; weil auch
deß gemeinen Mannes Gemuͤhte zu Auffruhr/
Neid/ vnd geſchwinder Verfahrung geneiget iſt/
vnd offtermals fuͤr ein Exempel einer groſſen Tu-
gend gehalten worden/ wann die vnerfahrene Men-
ge das Vbel geſtraffet hat. Wollet jhr euch aber
auff die andere Seite legen/ wo die fuͤrnemeſten al-
les zu thun vermoͤgen/ ſo ſchaͤmet euch/ Anaximan-
der/ daß jhr ein Reich einem ſolchen Rathe nachſe-
tzet/ vnd durch Vermehrung der Herren die Ver-
aͤchtligkeit deß Dienens haͤuffet. Dann an ſtatt ei-
nes einigen Koͤniges machet jhr ſo viel Beherꝛſcher/
als viel Perſonen einen Rath beſtellen. Aber/ wen-
det jhr eyn/ die allgemeinen Sachen werden von
vielen reiffer erwogen/ als von einem Koͤnige allei-
ne. Gleichſam als Koͤnige ſich weiſer Leute Gut-
achten nicht gebraucheten/ vnd dieſer Raht der Ob-
riſten Haupter/ den jr ſo ſehr lobet/ nicht offtermals
vnrecht thete/ in dem ein jeglicher ſeinen eygenen
Notz/ oder die Gunſt gegen die ſeinigen/ oder auch
den Neid wider ſeines gleichen in acht nimbt. Wei-
ter/ ſprechet jhr/ bey einem ſolchen freyen Regimen-
te wird der Jugend Fleiß zum ſtudieren vnd Arbeit
mit groͤſſerer Belohnung auffgeweckt; Da herge-
gen ſolche in Koͤnigreichen/ welche der Geſchicklig-
keit vnd Tugend zuwider ſind/ dahinden verbleiben.
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