Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Erste Buch. Auff jhr Haupt hatten sie einen Krantz gesetzt voneben demselbigen Baume. Mit solchem Schmuck gieng sie auff die Opffer zu/ vnd als sie jhr Haupt mit einem Schleyer bedeckt/ fieng sie an das gewön- liche Gebett der Opfferung zu sprechen/ bestrewete die geheiligten Thier mit Saltz vnd Meel/ vnd gab jhnen mit jhrer zarten Hand einen Schlag auff das Haupt mit einer silbernen Keule. Stracks tratten die Priester vmbgeschürtzet hin/ machten sich mit den Messern an die Opffer/ vnd nachdem sie solche abgestochen/ vermeinten sie in jhren Eingeweyden das Verhängnüß vnd den Willen der Götter zu finden. Darauff gieng Argenis in den Tempel mit einem silbernen Rauchfaß/ trug den Göttern den ge- wöhnlichen Geruch für/ vnd nachdem sie zum Al- tar kommen/ nam sie den Krantz von jhrem Haupt/ vnd legte jhn dem gewaffneten Bild demütig zu den Füssen. Da wurden der Weyrauch vnd andere Ge- rüch auffs newe entzündet/ vnd in dessen fiengen die Jungfrawen an ein Lobgedichte zu singen. Nach- mals geschahe ein Gebett für Wolfart deß Königs/ gesunde Lufft/ vnd guten Zuwachs der Frucht im Felde. Ein jeglicher bettete auch mit stillem Munde für seine vnd der seinigen eigene Angelegenheit. Als- dann satzte sich Argenis zu der rechten Hand deß Al- tars auff einen erhabenen Stul/ hielt in jhrer Hand einen Zweig mit Bändern vmbwunden/ welchen man in das geweyhete Wasser getaucht/ vnd etwas mit dem Blut der Opffer besprengt hatte. Sie mei- neten/ L iij
Das Erſte Buch. Auff jhr Haupt hatten ſie einen Krantz geſetzt voneben demſelbigen Baume. Mit ſolchem Schmuck gieng ſie auff die Opffer zu/ vnd als ſie jhr Haupt mit einem Schleyer bedeckt/ fieng ſie an das gewoͤn- liche Gebett der Opfferung zu ſprechen/ beſtrewete die geheiligten Thier mit Saltz vnd Meel/ vnd gab jhnen mit jhrer zarten Hand einen Schlag auff das Haupt mit einer ſilbernen Keule. Stracks tratten die Prieſter vmbgeſchuͤrtzet hin/ machten ſich mit den Meſſern an die Opffer/ vnd nachdem ſie ſolche abgeſtochen/ vermeinten ſie in jhren Eingeweyden das Verhaͤngnuͤß vnd den Willen der Goͤtter zu finden. Darauff gieng Argenis in den Tempel mit einem ſilbernen Rauchfaß/ trug den Goͤttern den ge- woͤhnlichen Geruch fuͤr/ vnd nachdem ſie zum Al- tar kommen/ nam ſie den Krantz von jhrem Haupt/ vnd legte jhn dem gewaffneten Bild demuͤtig zu den Fuͤſſen. Da wurden der Weyrauch vnd andere Ge- ruͤch auffs newe entzuͤndet/ vnd in deſſen fiengen die Jungfrawen an ein Lobgedichte zu ſingen. Nach- mals geſchahe ein Gebett fuͤr Wolfart deß Koͤnigs/ geſunde Lufft/ vnd guten Zuwachs der Frucht im Felde. Ein jeglicher bettete auch mit ſtillem Munde fuͤr ſeine vnd der ſeinigen eigene Angelegenheit. Als- dann ſatzte ſich Argenis zu der rechten Hand deß Al- tars auff einen erhabenen Stul/ hielt in jhrer Hand einen Zweig mit Baͤndern vmbwunden/ welchen man in das geweyhete Waſſer getaucht/ vnd etwas mit dem Blut der Opffer beſprengt hatte. Sie mei- neten/ L iij
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Das Erſte Buch.
Auff jhr Haupt hatten ſie einen Krantz geſetzt von
eben demſelbigen Baume. Mit ſolchem Schmuck
gieng ſie auff die Opffer zu/ vnd als ſie jhr Haupt
mit einem Schleyer bedeckt/ fieng ſie an das gewoͤn-
liche Gebett der Opfferung zu ſprechen/ beſtrewete
die geheiligten Thier mit Saltz vnd Meel/ vnd gab
jhnen mit jhrer zarten Hand einen Schlag auff das
Haupt mit einer ſilbernen Keule. Stracks tratten
die Prieſter vmbgeſchuͤrtzet hin/ machten ſich mit
den Meſſern an die Opffer/ vnd nachdem ſie ſolche
abgeſtochen/ vermeinten ſie in jhren Eingeweyden
das Verhaͤngnuͤß vnd den Willen der Goͤtter zu
finden. Darauff gieng Argenis in den Tempel mit
einem ſilbernen Rauchfaß/ trug den Goͤttern den ge-
woͤhnlichen Geruch fuͤr/ vnd nachdem ſie zum Al-
tar kommen/ nam ſie den Krantz von jhrem Haupt/
vnd legte jhn dem gewaffneten Bild demuͤtig zu den
Fuͤſſen. Da wurden der Weyrauch vnd andere Ge-
ruͤch auffs newe entzuͤndet/ vnd in deſſen fiengen die
Jungfrawen an ein Lobgedichte zu ſingen. Nach-
mals geſchahe ein Gebett fuͤr Wolfart deß Koͤnigs/
geſunde Lufft/ vnd guten Zuwachs der Frucht im
Felde. Ein jeglicher bettete auch mit ſtillem Munde
fuͤr ſeine vnd der ſeinigen eigene Angelegenheit. Als-
dann ſatzte ſich Argenis zu der rechten Hand deß Al-
tars auff einen erhabenen Stul/ hielt in jhrer Hand
einen Zweig mit Baͤndern vmbwunden/ welchen
man in das geweyhete Waſſer getaucht/ vnd etwas
mit dem Blut der Opffer beſprengt hatte. Sie mei-
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