Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite
Das Ander Buch.

Meleander hatte längst zuvor im Gebrauch sich
daselbst zuerlustigen/ gleichsam als ob er solches we-
gen Anmutigkeit deß Orts/ vnd auß Liebe zu der
Jagt/ welche er in der Nachbarschafft haben kundte/
zuthun pflegte. Die Statt war mit seinen trewesten
Soldaten besetzet. Vber diß/ wann ja das Glück zu
rück schlüge/ daß die Gegelegenheit zu fliehen doch
nicht abgeschnitten wurde/ so ließ man vnter aller-
handt scheine die Königlichen Galeren in den Port
setzen. Man ersahe auch Gelegenheit allen Schatz/
den voriger Zeit Könige gesamblet/ auff die Burgk
zu bringen. Es fandt sich eine grosse menge Per-
len/ vnd mancherley Corallenäste/ welche sie auß der
benachbarten See geholet: item sehr viel Purpur
auß frembden Ländern/ der von langen Zeiten her
der Gütigkeit halben den lebendigen Glantz seiner
Farben behalten: gülden vnd silbern Geschirr/ von
denen kaum etzliche newlich mit sonderer Kunst auß-
gearbeitet/ die meisten aber/ so schlecht vnd rawe/ we-
gen Ehrerbietung gegen vergangenen Zeiten son-
derlich auffgehaben waren. Deß geprägten Geldes
war nicht vbrig viel; weil die Kammer durch Frey-
gebigkeit deß Königes/ welche er erst nun auß Be-
trachtung künfftiger Dinge abstellete/ erschöpffet
worden.

Der König eröffnete seinen Fürsatz niemanden
als der Argenis: daß er nämblich gesonnen were/ die
Ehr seines Königreichs zu rechen; vnd den Lycogenes
sampt seinem fürnämsten Anhang/ wann er sie vnter

dem
Das Ander Buch.

Meleander hatte laͤngſt zuvor im Gebrauch ſich
daſelbſt zuerluſtigen/ gleichſam als ob er ſolches we-
gen Anmutigkeit deß Orts/ vnd auß Liebe zu der
Jagt/ welche er in der Nachbarſchafft haben kundte/
zuthun pflegte. Die Statt war mit ſeinen treweſten
Soldaten beſetzet. Vber diß/ wann ja das Gluͤck zu
ruͤck ſchluͤge/ daß die Gegelegenheit zu fliehen doch
nicht abgeſchnitten wurde/ ſo ließ man vnter aller-
handt ſcheine die Koͤniglichen Galeren in den Port
ſetzen. Man erſahe auch Gelegenheit allen Schatz/
den voriger Zeit Koͤnige geſamblet/ auff die Burgk
zu bringen. Es fandt ſich eine groſſe menge Per-
len/ vnd mancherley Corallenaͤſte/ welche ſie auß der
benachbarten See geholet: item ſehr viel Purpur
auß frembden Laͤndern/ der von langen Zeiten her
der Guͤtigkeit halben den lebendigen Glantz ſeiner
Farben behalten: guͤlden vnd ſilbern Geſchirꝛ/ von
denen kaum etzliche newlich mit ſonderer Kunſt auß-
gearbeitet/ die meiſten aber/ ſo ſchlecht vnd rawe/ we-
gen Ehrerbietung gegen vergangenen Zeiten ſon-
derlich auffgehaben waren. Deß gepraͤgten Geldes
war nicht vbrig viel; weil die Kammer durch Frey-
gebigkeit deß Koͤniges/ welche er erſt nun auß Be-
trachtung kuͤnfftiger Dinge abſtellete/ erſchoͤpffet
worden.

Der Koͤnig eroͤffnete ſeinen Fuͤrſatz niemanden
als der Argenis: daß er naͤmblich geſonnen were/ die
Ehr ſeines Koͤnigreichs zu rechen; vñ den Lycogenes
ſampt ſeinem fuͤrnaͤmſten Anhang/ wañ er ſie vnter

dem
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0231" n="187"/>
            <fw place="top" type="header">Das Ander Buch.</fw><lb/>
            <p>Meleander hatte la&#x0364;ng&#x017F;t zuvor im Gebrauch &#x017F;ich<lb/>
da&#x017F;elb&#x017F;t zuerlu&#x017F;tigen/ gleich&#x017F;am als ob er &#x017F;olches we-<lb/>
gen Anmutigkeit deß Orts/ vnd auß Liebe zu der<lb/>
Jagt/ welche er in der Nachbar&#x017F;chafft haben kundte/<lb/>
zuthun pflegte. Die Statt war mit &#x017F;einen trewe&#x017F;ten<lb/>
Soldaten be&#x017F;etzet. Vber diß/ wann ja das Glu&#x0364;ck zu<lb/>
ru&#x0364;ck &#x017F;chlu&#x0364;ge/ daß die Gegelegenheit zu fliehen doch<lb/>
nicht abge&#x017F;chnitten wurde/ &#x017F;o ließ man vnter aller-<lb/>
handt &#x017F;cheine die Ko&#x0364;niglichen Galeren in den Port<lb/>
&#x017F;etzen. Man er&#x017F;ahe auch Gelegenheit allen Schatz/<lb/>
den voriger Zeit Ko&#x0364;nige ge&#x017F;amblet/ auff die Burgk<lb/>
zu bringen. Es fandt &#x017F;ich eine gro&#x017F;&#x017F;e menge Per-<lb/>
len/ vnd mancherley Corallena&#x0364;&#x017F;te/ welche &#x017F;ie auß der<lb/>
benachbarten See geholet: item &#x017F;ehr viel Purpur<lb/>
auß frembden La&#x0364;ndern/ der von langen Zeiten her<lb/>
der Gu&#x0364;tigkeit halben den lebendigen Glantz &#x017F;einer<lb/>
Farben behalten: gu&#x0364;lden vnd &#x017F;ilbern Ge&#x017F;chir&#xA75B;/ von<lb/>
denen kaum etzliche newlich mit &#x017F;onderer Kun&#x017F;t auß-<lb/>
gearbeitet/ die mei&#x017F;ten aber/ &#x017F;o &#x017F;chlecht vnd rawe/ we-<lb/>
gen Ehrerbietung gegen vergangenen Zeiten &#x017F;on-<lb/>
derlich auffgehaben waren. Deß gepra&#x0364;gten Geldes<lb/>
war nicht vbrig viel; weil die Kammer durch Frey-<lb/>
gebigkeit deß Ko&#x0364;niges/ welche er er&#x017F;t nun auß Be-<lb/>
trachtung ku&#x0364;nfftiger Dinge ab&#x017F;tellete/ er&#x017F;cho&#x0364;pffet<lb/>
worden.</p><lb/>
            <p>Der Ko&#x0364;nig ero&#x0364;ffnete &#x017F;einen Fu&#x0364;r&#x017F;atz niemanden<lb/>
als der Argenis: daß er na&#x0364;mblich ge&#x017F;onnen were/ die<lb/>
Ehr &#x017F;eines Ko&#x0364;nigreichs zu rechen; vn&#x0303; den Lycogenes<lb/>
&#x017F;ampt &#x017F;einem fu&#x0364;rna&#x0364;m&#x017F;ten Anhang/ wan&#x0303; er &#x017F;ie vnter<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">dem</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[187/0231] Das Ander Buch. Meleander hatte laͤngſt zuvor im Gebrauch ſich daſelbſt zuerluſtigen/ gleichſam als ob er ſolches we- gen Anmutigkeit deß Orts/ vnd auß Liebe zu der Jagt/ welche er in der Nachbarſchafft haben kundte/ zuthun pflegte. Die Statt war mit ſeinen treweſten Soldaten beſetzet. Vber diß/ wann ja das Gluͤck zu ruͤck ſchluͤge/ daß die Gegelegenheit zu fliehen doch nicht abgeſchnitten wurde/ ſo ließ man vnter aller- handt ſcheine die Koͤniglichen Galeren in den Port ſetzen. Man erſahe auch Gelegenheit allen Schatz/ den voriger Zeit Koͤnige geſamblet/ auff die Burgk zu bringen. Es fandt ſich eine groſſe menge Per- len/ vnd mancherley Corallenaͤſte/ welche ſie auß der benachbarten See geholet: item ſehr viel Purpur auß frembden Laͤndern/ der von langen Zeiten her der Guͤtigkeit halben den lebendigen Glantz ſeiner Farben behalten: guͤlden vnd ſilbern Geſchirꝛ/ von denen kaum etzliche newlich mit ſonderer Kunſt auß- gearbeitet/ die meiſten aber/ ſo ſchlecht vnd rawe/ we- gen Ehrerbietung gegen vergangenen Zeiten ſon- derlich auffgehaben waren. Deß gepraͤgten Geldes war nicht vbrig viel; weil die Kammer durch Frey- gebigkeit deß Koͤniges/ welche er erſt nun auß Be- trachtung kuͤnfftiger Dinge abſtellete/ erſchoͤpffet worden. Der Koͤnig eroͤffnete ſeinen Fuͤrſatz niemanden als der Argenis: daß er naͤmblich geſonnen were/ die Ehr ſeines Koͤnigreichs zu rechen; vñ den Lycogenes ſampt ſeinem fuͤrnaͤmſten Anhang/ wañ er ſie vnter dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/231
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/231>, abgerufen am 21.11.2024.