Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ keit/ welche einen Schem der Frömigkeit von sichgab/ betrogen worden. Hierzu ist kommen die Macht der Newerung/ welche die Gemühter der- massen verblendet hat/ daß die barbarischen Erfin- dungen deß Vsinalcas hoch sind gelobet worden; vnd zwar nicht von rauhen vnd weit abgelegenen Völckern/ sondern (worüber jhr euch wundern möchtet) von Leuten in Sicilien selber. Wiewol nichts ärgers seyn kan als die vngereymeten Sa- chen/ mit denen er seine Schule befleckt hatt. So daß ich mich schäme die grosse Thorheit/ welche den Göttern außdrücklich vnrecht thut/ zu erzeh- len. Er verleugnet daß ein Mensch er sey wer er wol- le mit einiger Sünde behafftet sey/ es sey dann daß er von den Göttern böses zu thun gezwungen vnd gedrungen werde. Hergegen möget jhr den Lastern widerstreben auff das beste als jhr könnet möget ge- gen euch vnschüldig/ gegen den Menschen dienst- bar/ vnd gegen den Göttern freygebig seyn/ so kan euch solches/ seiner Meynung nach/ bey den Göt- tern angenehmer nicht machen. Dann alle diese Sachen/ spricht er/ sind nicht eben die Tugendt/ welche den Menschen bey den vnsterblichen Göt- tern ersprößlich ist; sondern nur Zeichen solcher Tu- gendt. Vber diß helt er vnter den Verbrechen kei- nen Vnterscheidt/ sondern vnter den Menschen die- selbige Versprechen begehen. Er gibt auch für/ daß die/ welche bey den Göttern in Vngnaden sind alle Straffen der Furien von denen die Poeten schrei- ben ver-
Joh. Barclayens Argenis/ keit/ welche einen Schem der Froͤmigkeit von ſichgab/ betrogen worden. Hierzu iſt kommen die Macht der Newerung/ welche die Gemuͤhter der- maſſen verblendet hat/ daß die barbariſchen Erfin- dungen deß Vſinalcas hoch ſind gelobet worden; vnd zwar nicht von rauhen vnd weit abgelegenen Voͤlckern/ ſondern (woruͤber jhr euch wundern moͤchtet) von Leuten in Sicilien ſelber. Wiewol nichts aͤrgers ſeyn kan als die vngereymeten Sa- chen/ mit denen er ſeine Schule befleckt hatt. So daß ich mich ſchaͤme die groſſe Thorheit/ welche den Goͤttern außdruͤcklich vnrecht thut/ zu erzeh- len. Er verleugnet daß ein Menſch er ſey wer er wol- le mit einiger Suͤnde behafftet ſey/ es ſey dann daß er von den Goͤttern boͤſes zu thun gezwungen vnd gedrungen werde. Hergegen moͤget jhr den Laſtern widerſtreben auff das beſte als jhr koͤnnet moͤget ge- gen euch vnſchuͤldig/ gegen den Menſchen dienſt- bar/ vnd gegen den Goͤttern freygebig ſeyn/ ſo kan euch ſolches/ ſeiner Meynung nach/ bey den Goͤt- tern angenehmer nicht machen. Dann alle dieſe Sachen/ ſpricht er/ ſind nicht eben die Tugendt/ welche den Menſchen bey den vnſterblichen Goͤt- tern erſproͤßlich iſt; ſondern nur Zeichen ſolcher Tu- gendt. Vber diß helt er vnter den Verbrechen kei- nen Vnterſcheidt/ ſondern vnter den Menſchen die- ſelbige Verſprechen begehen. Er gibt auch fuͤr/ daß die/ welche bey den Goͤttern in Vngnaden ſind alle Straffen der Furien von denen die Poeten ſchrei- ben ver-
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Joh. Barclayens Argenis/
keit/ welche einen Schem der Froͤmigkeit von ſich
gab/ betrogen worden. Hierzu iſt kommen die
Macht der Newerung/ welche die Gemuͤhter der-
maſſen verblendet hat/ daß die barbariſchen Erfin-
dungen deß Vſinalcas hoch ſind gelobet worden;
vnd zwar nicht von rauhen vnd weit abgelegenen
Voͤlckern/ ſondern (woruͤber jhr euch wundern
moͤchtet) von Leuten in Sicilien ſelber. Wiewol
nichts aͤrgers ſeyn kan als die vngereymeten Sa-
chen/ mit denen er ſeine Schule befleckt hatt. So
daß ich mich ſchaͤme die groſſe Thorheit/ welche
den Goͤttern außdruͤcklich vnrecht thut/ zu erzeh-
len. Er verleugnet daß ein Menſch er ſey wer er wol-
le mit einiger Suͤnde behafftet ſey/ es ſey dann daß
er von den Goͤttern boͤſes zu thun gezwungen vnd
gedrungen werde. Hergegen moͤget jhr den Laſtern
widerſtreben auff das beſte als jhr koͤnnet moͤget ge-
gen euch vnſchuͤldig/ gegen den Menſchen dienſt-
bar/ vnd gegen den Goͤttern freygebig ſeyn/ ſo kan
euch ſolches/ ſeiner Meynung nach/ bey den Goͤt-
tern angenehmer nicht machen. Dann alle dieſe
Sachen/ ſpricht er/ ſind nicht eben die Tugendt/
welche den Menſchen bey den vnſterblichen Goͤt-
tern erſproͤßlich iſt; ſondern nur Zeichen ſolcher Tu-
gendt. Vber diß helt er vnter den Verbrechen kei-
nen Vnterſcheidt/ ſondern vnter den Menſchen die-
ſelbige Verſprechen begehen. Er gibt auch fuͤr/ daß
die/ welche bey den Goͤttern in Vngnaden ſind alle
Straffen der Furien von denen die Poeten ſchrei-
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