Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Joh. Barclayens Argenis/
wollen sie jhnen doch nur darumb vngemach zufü-
gen/ damit sie andere neben sich plagen mögen.
Was sol ich von den Vestalischen Jungfrawen
vnd Geistlichen sagen? Wann sie der Keuschheit
vberdrüssig worden/ so schmehen sie jhre Religion
vngeschewet/ vnd ergeben sich den Hyperephaniern/
bey denen jhnen jhre Blutschandige Heyrath ge-
stattet wird. Durch dergleichen Exempel/ vnd sol-
che Freyheit nach willen zu reden vnd zu leben/ fällt
das gemeine Volck in mancherley Irrthumb/
vnd hebet zum ersten an zu zweiffeln an welche
Götter es glauben/ vnd wie es dieselben anbeten
solle. Nachmals gerähtet es in eine verwegene
vnd ruchlose Sicherheit/ fraget weder nach Gött-
lichen Sachen/ noch nach Gott selber. Also wird
alles heylige Wesen durch solche schändliche Ir-
rung vmbgekehret/ der allgemeine Friede zugleich
angegrieffen/ vnd deß krancken Sicilien Kräfften
außgesauget; welches zu voriger Stärcke nimmer-
mehr gelangen kan/ es sey dann daß diese Wunde
durch Zwang der Hyperephanier/ welche man zum
ersten zu rechte bringen muß/ zugestriechen vnd ver-
heilet werde.

Darauff fieng Archombrotus an: Was ma-
chen dann die Sicilier/ daß sie diesen Brandt nicht
mit Gewalt leschen? Warumb nehmen sie nit das
Eysen zur Handt/ vnd schneyden den anfälligen
Krebs der so weit vmb sich frist? Meines Theils/
wiewol ich ein frembder bin/ so wil ich doch meiner

Faust

Joh. Barclayens Argenis/
wollen ſie jhnen doch nur darumb vngemach zufuͤ-
gen/ damit ſie andere neben ſich plagen moͤgen.
Was ſol ich von den Veſtaliſchen Jungfrawen
vnd Geiſtlichen ſagen? Wann ſie der Keuſchheit
vberdruͤſſig worden/ ſo ſchmehen ſie jhre Religion
vngeſchewet/ vnd ergeben ſich den Hyperephaniern/
bey denen jhnen jhre Blutſchandige Heyrath ge-
ſtattet wird. Durch dergleichen Exempel/ vnd ſol-
che Freyheit nach willen zu reden vnd zu leben/ faͤllt
das gemeine Volck in mancherley Irꝛthumb/
vnd hebet zum erſten an zu zweiffeln an welche
Goͤtter es glauben/ vnd wie es dieſelben anbeten
ſolle. Nachmals geraͤhtet es in eine verwegene
vnd ruchloſe Sicherheit/ fraget weder nach Goͤtt-
lichen Sachen/ noch nach Gott ſelber. Alſo wird
alles heylige Weſen durch ſolche ſchaͤndliche Ir-
rung vmbgekehret/ der allgemeine Friede zugleich
angegrieffen/ vnd deß krancken Sicilien Kraͤfften
außgeſauget; welches zu voriger Staͤrcke nimmer-
mehr gelangen kan/ es ſey dann daß dieſe Wunde
durch Zwang der Hyperephanier/ welche man zum
erſten zu rechte bringen muß/ zugeſtriechen vnd ver-
heilet werde.

Darauff fieng Archombrotus an: Was ma-
chen dann die Sicilier/ daß ſie dieſen Brandt nicht
mit Gewalt leſchen? Warumb nehmen ſie nit das
Eyſen zur Handt/ vnd ſchneyden den anfaͤlligen
Krebs der ſo weit vmb ſich friſt? Meines Theils/
wiewol ich ein frembder bin/ ſo wil ich doch meiner

Fauſt
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0256" n="212"/><fw place="top" type="header">Joh. Barclayens Argenis/</fw><lb/>
wollen &#x017F;ie jhnen doch nur darumb vngemach zufu&#x0364;-<lb/>
gen/ damit &#x017F;ie andere neben &#x017F;ich plagen mo&#x0364;gen.<lb/>
Was &#x017F;ol ich von den Ve&#x017F;tali&#x017F;chen Jungfrawen<lb/>
vnd Gei&#x017F;tlichen &#x017F;agen? Wann &#x017F;ie der Keu&#x017F;chheit<lb/>
vberdru&#x0364;&#x017F;&#x017F;ig worden/ &#x017F;o &#x017F;chmehen &#x017F;ie jhre Religion<lb/>
vnge&#x017F;chewet/ vnd ergeben &#x017F;ich den Hyperephaniern/<lb/>
bey denen jhnen jhre Blut&#x017F;chandige Heyrath ge-<lb/>
&#x017F;tattet wird. Durch dergleichen Exempel/ vnd &#x017F;ol-<lb/>
che Freyheit nach willen zu reden vnd zu leben/ fa&#x0364;llt<lb/>
das gemeine Volck in mancherley Ir&#xA75B;thumb/<lb/>
vnd hebet zum er&#x017F;ten an zu zweiffeln an welche<lb/>
Go&#x0364;tter es glauben/ vnd wie es die&#x017F;elben anbeten<lb/>
&#x017F;olle. Nachmals gera&#x0364;htet es in eine verwegene<lb/>
vnd ruchlo&#x017F;e Sicherheit/ fraget weder nach Go&#x0364;tt-<lb/>
lichen Sachen/ noch nach Gott &#x017F;elber. Al&#x017F;o wird<lb/>
alles heylige We&#x017F;en durch &#x017F;olche &#x017F;cha&#x0364;ndliche Ir-<lb/>
rung vmbgekehret/ der allgemeine Friede zugleich<lb/>
angegrieffen/ vnd deß krancken Sicilien Kra&#x0364;fften<lb/>
außge&#x017F;auget; welches zu voriger Sta&#x0364;rcke nimmer-<lb/>
mehr gelangen kan/ es &#x017F;ey dann daß die&#x017F;e Wunde<lb/>
durch Zwang der Hyperephanier/ welche man zum<lb/>
er&#x017F;ten zu rechte bringen muß/ zuge&#x017F;triechen vnd ver-<lb/>
heilet werde.</p><lb/>
            <p>Darauff fieng Archombrotus an: Was ma-<lb/>
chen dann die Sicilier/ daß &#x017F;ie die&#x017F;en Brandt nicht<lb/>
mit Gewalt le&#x017F;chen? Warumb nehmen &#x017F;ie nit das<lb/>
Ey&#x017F;en zur Handt/ vnd &#x017F;chneyden den anfa&#x0364;lligen<lb/>
Krebs der &#x017F;o weit vmb &#x017F;ich fri&#x017F;t? Meines Theils/<lb/>
wiewol ich ein frembder bin/ &#x017F;o wil ich doch meiner<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Fau&#x017F;t</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[212/0256] Joh. Barclayens Argenis/ wollen ſie jhnen doch nur darumb vngemach zufuͤ- gen/ damit ſie andere neben ſich plagen moͤgen. Was ſol ich von den Veſtaliſchen Jungfrawen vnd Geiſtlichen ſagen? Wann ſie der Keuſchheit vberdruͤſſig worden/ ſo ſchmehen ſie jhre Religion vngeſchewet/ vnd ergeben ſich den Hyperephaniern/ bey denen jhnen jhre Blutſchandige Heyrath ge- ſtattet wird. Durch dergleichen Exempel/ vnd ſol- che Freyheit nach willen zu reden vnd zu leben/ faͤllt das gemeine Volck in mancherley Irꝛthumb/ vnd hebet zum erſten an zu zweiffeln an welche Goͤtter es glauben/ vnd wie es dieſelben anbeten ſolle. Nachmals geraͤhtet es in eine verwegene vnd ruchloſe Sicherheit/ fraget weder nach Goͤtt- lichen Sachen/ noch nach Gott ſelber. Alſo wird alles heylige Weſen durch ſolche ſchaͤndliche Ir- rung vmbgekehret/ der allgemeine Friede zugleich angegrieffen/ vnd deß krancken Sicilien Kraͤfften außgeſauget; welches zu voriger Staͤrcke nimmer- mehr gelangen kan/ es ſey dann daß dieſe Wunde durch Zwang der Hyperephanier/ welche man zum erſten zu rechte bringen muß/ zugeſtriechen vnd ver- heilet werde. Darauff fieng Archombrotus an: Was ma- chen dann die Sicilier/ daß ſie dieſen Brandt nicht mit Gewalt leſchen? Warumb nehmen ſie nit das Eyſen zur Handt/ vnd ſchneyden den anfaͤlligen Krebs der ſo weit vmb ſich friſt? Meines Theils/ wiewol ich ein frembder bin/ ſo wil ich doch meiner Fauſt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/256
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 212. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/256>, abgerufen am 21.11.2024.