Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ der König/ auff Vorschlag der Argenis/ zu solcherheimlichen Absendung. Wie dieses also beschlossen war/ beriethen sie sich auch deß Geschencks wegen. Es hatte ohngefehr ein Kauffmann auß Arabien vnd Syrien viel schöne Sachen gebracht/ so zwar mehrentheil zu nichts als zum Pracht vnd Eytel- keit dieser Welt dienen. Vnter andern war ein Arm- bandt von gestickter Seyden/ mit allerley edelen Steinen von vnterschiedenen Farben also versetzet/ daß sie eine Jagt machten der ergrimmeten oder flüch- tigen Thiere/ welchen die Jäger mit jhren Bogen nacheileten/ oder mit den Spiessen einen Fang ga- ben. Die Perlen vnd Kunst waren hoch am Kauffe: dann sie bey Funffzig Talent machten. Dieses Armbandt haben viel Sicilier beschawet. Melean- der/ Argenis vnd Cleobolus hielten darfür/ daß es gar bequem were dem Poliarchus zur Verehrung zu vbersenden/ weil man es leichtlich verbergen kön- te; vnd die Sache heimlich muste gehalten werden. Dann wann man jhm Waffen vnd Rosse zuschi- ckete/ so würden sie von den Feinden vngesehen nicht bleiben. So sey auch dieses in etlichen Ortten so wol eine Ziehr der Männer als der Frawen. Vnd mö- chte es derentwegen ein Frawen zimmer einer Man- nes Person wol verehren. Der König hatte es zwar zuvor in deß Kauffmans Händen gesehen/ weil er a- ber grössere Sorgen gehabt hat er fast nie achtung darauff gegeben. Nichts desto weniger schickte er nach dem Eristenes als dem Obristen Cammermei- ster/
Joh. Barclayens Argenis/ der Koͤnig/ auff Vorſchlag der Argenis/ zu ſolcherheimlichen Abſendung. Wie dieſes alſo beſchloſſen war/ beriethen ſie ſich auch deß Geſchencks wegen. Es hatte ohngefehr ein Kauffmann auß Arabien vnd Syrien viel ſchoͤne Sachen gebracht/ ſo zwar mehrentheil zu nichts als zum Pracht vnd Eytel- keit dieſer Welt dienen. Vnter andern war ein Arm- bandt von geſtickter Seyden/ mit allerley edelen Steinen von vnterſchiedenen Farben alſo verſetzet/ daß ſie eine Jagt machten der ergrim̃eten oder fluͤch- tigen Thiere/ welchen die Jaͤger mit jhren Bogen nacheileten/ oder mit den Spieſſen einen Fang ga- ben. Die Perlen vnd Kunſt waren hoch am Kauffe: dann ſie bey Funffzig Talent machten. Dieſes Armbandt haben viel Sicilier beſchawet. Melean- der/ Argenis vnd Cleobolus hielten darfuͤr/ daß es gar bequem were dem Poliarchus zur Verehrung zu vberſenden/ weil man es leichtlich verbergen koͤn- te; vnd die Sache heimlich muſte gehalten werden. Dann wann man jhm Waffen vnd Roſſe zuſchi- ckete/ ſo wuͤrden ſie von den Feinden vngeſehen nicht bleiben. So ſey auch dieſes in etlichen Ortten ſo wol eine Ziehr der Maͤnner als der Frawen. Vnd moͤ- chte es derentwegen ein Frawen zimmer einer Man- nes Perſon wol verehren. Der Koͤnig hatte es zwar zuvor in deß Kauffmans Haͤnden geſehen/ weil er a- ber groͤſſere Sorgen gehabt hat er faſt nie achtung darauff gegeben. Nichts deſto weniger ſchickte er nach dem Eriſtenes als dem Obriſten Cammermei- ſter/
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Joh. Barclayens Argenis/
der Koͤnig/ auff Vorſchlag der Argenis/ zu ſolcher
heimlichen Abſendung. Wie dieſes alſo beſchloſſen
war/ beriethen ſie ſich auch deß Geſchencks wegen.
Es hatte ohngefehr ein Kauffmann auß Arabien
vnd Syrien viel ſchoͤne Sachen gebracht/ ſo zwar
mehrentheil zu nichts als zum Pracht vnd Eytel-
keit dieſer Welt dienen. Vnter andern war ein Arm-
bandt von geſtickter Seyden/ mit allerley edelen
Steinen von vnterſchiedenen Farben alſo verſetzet/
daß ſie eine Jagt machten der ergrim̃eten oder fluͤch-
tigen Thiere/ welchen die Jaͤger mit jhren Bogen
nacheileten/ oder mit den Spieſſen einen Fang ga-
ben. Die Perlen vnd Kunſt waren hoch am Kauffe:
dann ſie bey Funffzig Talent machten. Dieſes
Armbandt haben viel Sicilier beſchawet. Melean-
der/ Argenis vnd Cleobolus hielten darfuͤr/ daß es
gar bequem were dem Poliarchus zur Verehrung
zu vberſenden/ weil man es leichtlich verbergen koͤn-
te; vnd die Sache heimlich muſte gehalten werden.
Dann wann man jhm Waffen vnd Roſſe zuſchi-
ckete/ ſo wuͤrden ſie von den Feinden vngeſehen nicht
bleiben. So ſey auch dieſes in etlichen Ortten ſo wol
eine Ziehr der Maͤnner als der Frawen. Vnd moͤ-
chte es derentwegen ein Frawen zimmer einer Man-
nes Perſon wol verehren. Der Koͤnig hatte es zwar
zuvor in deß Kauffmans Haͤnden geſehen/ weil er a-
ber groͤſſere Sorgen gehabt hat er faſt nie achtung
darauff gegeben. Nichts deſto weniger ſchickte er
nach dem Eriſtenes als dem Obriſten Cammermei-
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