Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ ge vnter ein altes vnd bequemes Dach/ wo mannohtwendig von Hofe muste fürüber gehen. Er hatte nicht lange auffgewartet/ als er wegen deß Monden Scheines den Oloodemus vnd Eriste- nes erblickte/ welche nebenst dreyen Knechten ge- schwinde vnd mit gebückten Häuptern gegangen kamen. Derentwegen gieng er jhnen mit seiner Rott entgegen/ vnd/ Wo hinauß/ sagte er/ Oloode- mus? Wo hinauß Eristenes? Beym Jupiter jhr must nichts gutes im Schilde führen. Warumb bey Nacht? Warumb beyde zugleich? Warumb machet jhr euch ohn deß Königes Vorwissen hin- weg? Warumb habet jhr so wenig Diener vnd Freunde bey euch? Sie wusten vor Schrecken nichts zu sagen. Wie sie gehen wolten/ fuhrte er sie wider zu rücke/ vnd vberantwortete sie also den Wächtern im Gefängnüsse zu verwahren. Ihre Flucht war augenscheinlich: die Knechte hielten mit den Pferden nicht weit darvon/ vnd vnter den an- dern zugleiche hatten sie jhre Reysekleider ange- leget. Vber diesem Verlauff ward ein jeder verwirret/ vnd
Joh. Barclayens Argenis/ ge vnter ein altes vnd bequemes Dach/ wo mannohtwendig von Hofe muſte fuͤruͤber gehen. Er hatte nicht lange auffgewartet/ als er wegen deß Monden Scheines den Oloodemus vnd Eriſte- nes erblickte/ welche nebenſt dreyen Knechten ge- ſchwinde vnd mit gebuͤckten Haͤuptern gegangen kamen. Derentwegen gieng er jhnen mit ſeiner Rott entgegen/ vnd/ Wo hinauß/ ſagte er/ Oloode- mus? Wo hinauß Eriſtenes? Beym Jupiter jhr muſt nichts gutes im Schilde fuͤhren. Warumb bey Nacht? Warumb beyde zugleich? Warumb machet jhr euch ohn deß Koͤniges Vorwiſſen hin- weg? Warumb habet jhr ſo wenig Diener vnd Freunde bey euch? Sie wuſten vor Schrecken nichts zu ſagen. Wie ſie gehen wolten/ fuhrte er ſie wider zu ruͤcke/ vnd vberantwortete ſie alſo den Waͤchtern im Gefaͤngnuͤſſe zu verwahren. Ihre Flucht war augenſcheinlich: die Knechte hielten mit den Pferden nicht weit darvon/ vnd vnter den an- dern zugleiche hatten ſie jhre Reyſekleider ange- leget. Vber dieſem Verlauff ward ein jeder verwirꝛet/ vnd
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Joh. Barclayens Argenis/
ge vnter ein altes vnd bequemes Dach/ wo man
nohtwendig von Hofe muſte fuͤruͤber gehen. Er
hatte nicht lange auffgewartet/ als er wegen deß
Monden Scheines den Oloodemus vnd Eriſte-
nes erblickte/ welche nebenſt dreyen Knechten ge-
ſchwinde vnd mit gebuͤckten Haͤuptern gegangen
kamen. Derentwegen gieng er jhnen mit ſeiner
Rott entgegen/ vnd/ Wo hinauß/ ſagte er/ Oloode-
mus? Wo hinauß Eriſtenes? Beym Jupiter jhr
muſt nichts gutes im Schilde fuͤhren. Warumb
bey Nacht? Warumb beyde zugleich? Warumb
machet jhr euch ohn deß Koͤniges Vorwiſſen hin-
weg? Warumb habet jhr ſo wenig Diener vnd
Freunde bey euch? Sie wuſten vor Schrecken
nichts zu ſagen. Wie ſie gehen wolten/ fuhrte er ſie
wider zu ruͤcke/ vnd vberantwortete ſie alſo den
Waͤchtern im Gefaͤngnuͤſſe zu verwahren. Ihre
Flucht war augenſcheinlich: die Knechte hielten mit
den Pferden nicht weit darvon/ vnd vnter den an-
dern zugleiche hatten ſie jhre Reyſekleider ange-
leget.
Vber dieſem Verlauff ward ein jeder verwirꝛet/
vnd als es Iburranes vnd Dunalbius folgenden
Tag erfahren/ welche damals zu dem Tempel deß
Apollo bey Palermo verreyſet waren/ vnd ſich da-
ſelbſt bey dem Vorſteher deß Tempels dem Ante-
norius einem ſehr luſtigen Manne eine Zeitlang
auffgehalten hatten/ lieſſen ſie eylendts anſpannen/
vnd
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