Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Ander Buch.
Glück blühet schon. Macht nur daß wir baldt in
Mauritanien ankommen/ ich sage beym Jupiter
zu/ euch alle auff freyen Fuß zustellen. Was darff
es euch frembde fürkommen/ daß ich/ zu vergeltung
ewerer Freyheit/ eine kleine Müh begehre/ deren ich
aber nicht entberen kan. Wann der Schiffpatron
gerade zusaget/ so wöllen wir in zweyen Tagen da
seyn. Hernach wird sich zugleich mein schiffen vnd
ewer Gefängnüß enden.

Als die Ruderer solche Hoffnung bekommen/
theileten sie sich dermassen mit der Arbeit ein/ daß es
schiene/ als ein jeglicher nicht in Africa/ sondern
nach Hause vnd zu den Seinigen gelangen solte.
Der Patron zeigete beynebenst an/ das Meer pfleg-
te keine Leichen auff den Schiffen zuleyden; vnd die
Seegötter erzürneten sich hierüber; so daß solch Er-
barmung gegen den Todten/ offtmals die Lebendi-
gen in grosse Gefahr gebracht hette. Es lagen drey
von den Räubern/ so in vorigem Kampff vmbkom-
men/ auff dem Getäfel deß Schiffes. Poliarchus
durffte mit vngelegener Frömmigkeit der allgemei-
nen Einbildung der Schiffenden nicht widerspre-
chen. Darumb entschuldigte er sich Ehrerbietig ge-
gen den Hellischen Göttern/ daß er sie vnbegraben
außwürffe; So bald sie ihn in A[fric]a bringen wür-
den/ wolte er jnen an dem Vfer Grabstätte auffrich-
ten. Gab also zu/ daß sie sich mit den Cörpern der ent-
leibten fasseten. Damit aber nicht etwas vergebens
vmbkäme/ suchten sie in jhren Kleidern/ ob was guts

darin-
R iiij

Das Ander Buch.
Gluͤck bluͤhet ſchon. Macht nur daß wir baldt in
Mauritanien ankommen/ ich ſage beym Jupiter
zu/ euch alle auff freyen Fuß zuſtellen. Was darff
es euch frembde fuͤrkommen/ daß ich/ zu vergeltung
ewerer Freyheit/ eine kleine Muͤh begehre/ deren ich
aber nicht entberen kan. Wann der Schiffpatron
gerade zuſaget/ ſo woͤllen wir in zweyen Tagen da
ſeyn. Hernach wird ſich zugleich mein ſchiffen vnd
ewer Gefaͤngnuͤß enden.

Als die Ruderer ſolche Hoffnung bekommen/
theileten ſie ſich dermaſſen mit der Arbeit ein/ daß es
ſchiene/ als ein jeglicher nicht in Africa/ ſondern
nach Hauſe vnd zu den Seinigen gelangen ſolte.
Der Patron zeigete beynebenſt an/ das Meer pfleg-
te keine Leichen auff den Schiffen zuleyden; vnd die
Seegoͤtter erzuͤrneten ſich hieruͤber; ſo daß ſolch Er-
barmung gegen den Todten/ offtmals die Lebendi-
gen in groſſe Gefahr gebracht hette. Es lagen drey
von den Raͤubern/ ſo in vorigem Kampff vmbkom-
men/ auff dem Getaͤfel deß Schiffes. Poliarchus
durffte mit vngelegener Froͤmmigkeit der allgemei-
nen Einbildung der Schiffenden nicht widerſpre-
chen. Darumb entſchuldigte er ſich Ehrerbietig ge-
gen den Helliſchen Goͤttern/ daß er ſie vnbegraben
außwuͤrffe; So bald ſie ihn in A[fric]a bringen wuͤr-
den/ wolte er jnen an dem Vfer Grabſtaͤtte auffrich-
tẽ. Gab alſo zu/ daß ſie ſich mit den Coͤrpern der ent-
leibten faſſeten. Damit aber nicht etwas vergebens
vmbkaͤme/ ſuchten ſie in jhren Kleidern/ ob was guts

darin-
R iiij
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0307" n="263"/><fw place="top" type="header">Das Ander Buch.</fw><lb/>
Glu&#x0364;ck blu&#x0364;het &#x017F;chon. Macht nur daß wir baldt in<lb/>
Mauritanien ankommen/ ich &#x017F;age beym Jupiter<lb/>
zu/ euch alle auff freyen Fuß zu&#x017F;tellen. Was darff<lb/>
es euch frembde fu&#x0364;rkommen/ daß ich/ zu vergeltung<lb/>
ewerer Freyheit/ eine kleine Mu&#x0364;h begehre/ deren ich<lb/>
aber nicht entberen kan. Wann der Schiffpatron<lb/>
gerade zu&#x017F;aget/ &#x017F;o wo&#x0364;llen wir in zweyen Tagen da<lb/>
&#x017F;eyn. Hernach wird &#x017F;ich zugleich mein &#x017F;chiffen vnd<lb/>
ewer Gefa&#x0364;ngnu&#x0364;ß enden.</p><lb/>
            <p>Als die Ruderer &#x017F;olche Hoffnung bekommen/<lb/>
theileten &#x017F;ie &#x017F;ich derma&#x017F;&#x017F;en mit der Arbeit ein/ daß es<lb/>
&#x017F;chiene/ als ein jeglicher nicht in Africa/ &#x017F;ondern<lb/>
nach Hau&#x017F;e vnd zu den Seinigen gelangen &#x017F;olte.<lb/>
Der Patron zeigete beyneben&#x017F;t an/ das Meer pfleg-<lb/>
te keine Leichen auff den Schiffen zuleyden; vnd die<lb/>
Seego&#x0364;tter erzu&#x0364;rneten &#x017F;ich hieru&#x0364;ber; &#x017F;o daß &#x017F;olch Er-<lb/>
barmung gegen den Todten/ offtmals die Lebendi-<lb/>
gen in gro&#x017F;&#x017F;e Gefahr gebracht hette. Es lagen drey<lb/>
von den Ra&#x0364;ubern/ &#x017F;o in vorigem Kampff vmbkom-<lb/>
men/ auff dem Geta&#x0364;fel deß Schiffes. Poliarchus<lb/>
durffte mit vngelegener Fro&#x0364;mmigkeit der allgemei-<lb/>
nen Einbildung der Schiffenden nicht wider&#x017F;pre-<lb/>
chen. Darumb ent&#x017F;chuldigte er &#x017F;ich Ehrerbietig ge-<lb/>
gen den Helli&#x017F;chen Go&#x0364;ttern/ daß er &#x017F;ie vnbegraben<lb/>
außwu&#x0364;rffe; So bald &#x017F;ie ihn in A<supplied>fric</supplied>a bringen wu&#x0364;r-<lb/>
den/ wolte er jnen an dem Vfer Grab&#x017F;ta&#x0364;tte auffrich-<lb/>
te&#x0303;. Gab al&#x017F;o zu/ daß &#x017F;ie &#x017F;ich mit den Co&#x0364;rpern der ent-<lb/>
leibten fa&#x017F;&#x017F;eten. Damit aber nicht etwas vergebens<lb/>
vmbka&#x0364;me/ &#x017F;uchten &#x017F;ie in jhren Kleidern/ ob was guts<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">R iiij</fw><fw place="bottom" type="catch">darin-</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[263/0307] Das Ander Buch. Gluͤck bluͤhet ſchon. Macht nur daß wir baldt in Mauritanien ankommen/ ich ſage beym Jupiter zu/ euch alle auff freyen Fuß zuſtellen. Was darff es euch frembde fuͤrkommen/ daß ich/ zu vergeltung ewerer Freyheit/ eine kleine Muͤh begehre/ deren ich aber nicht entberen kan. Wann der Schiffpatron gerade zuſaget/ ſo woͤllen wir in zweyen Tagen da ſeyn. Hernach wird ſich zugleich mein ſchiffen vnd ewer Gefaͤngnuͤß enden. Als die Ruderer ſolche Hoffnung bekommen/ theileten ſie ſich dermaſſen mit der Arbeit ein/ daß es ſchiene/ als ein jeglicher nicht in Africa/ ſondern nach Hauſe vnd zu den Seinigen gelangen ſolte. Der Patron zeigete beynebenſt an/ das Meer pfleg- te keine Leichen auff den Schiffen zuleyden; vnd die Seegoͤtter erzuͤrneten ſich hieruͤber; ſo daß ſolch Er- barmung gegen den Todten/ offtmals die Lebendi- gen in groſſe Gefahr gebracht hette. Es lagen drey von den Raͤubern/ ſo in vorigem Kampff vmbkom- men/ auff dem Getaͤfel deß Schiffes. Poliarchus durffte mit vngelegener Froͤmmigkeit der allgemei- nen Einbildung der Schiffenden nicht widerſpre- chen. Darumb entſchuldigte er ſich Ehrerbietig ge- gen den Helliſchen Goͤttern/ daß er ſie vnbegraben außwuͤrffe; So bald ſie ihn in Africa bringen wuͤr- den/ wolte er jnen an dem Vfer Grabſtaͤtte auffrich- tẽ. Gab alſo zu/ daß ſie ſich mit den Coͤrpern der ent- leibten faſſeten. Damit aber nicht etwas vergebens vmbkaͤme/ ſuchten ſie in jhren Kleidern/ ob was guts darin- R iiij

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/307
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 263. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/307>, abgerufen am 21.11.2024.