Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ verschlagenen Kopff oder einfaltiges gemüte bekom-me daß er sich zur Lust/ oder boßhafftigen Einsam- keit neige; letzlich mit einer reitzung vnd nachdruck Lastern oder Tugenden nachhänge; dieses sage ich freylich wol/ daß es von der Regierung herkomme/ welche der Himmel vber die jrrdischen Dinge hat. So wil ich auch nicht darwider streitten/ wann jhr muthmasset daß die/ so vnter einem gütigen Gestir- ne eine Sanfftmuth geschöpffet haben/ in anderen Zustandt vnd Glück gerathen mögen/ als die jeni- gen/ welche von jhren ernsten vnd vnruhigen Gestir- nen auff hitzigere Anschläge geleitet werden: oder daß die welchen von dem guten Gewitter deß Himmels Muth vnd Fröligkeit eingepflantzet ist worden/ an- genemer von Sitten seyn werden/ als diese Leute/ welche Saturnus durch eine widerwertige vnd ver- drießliche Einsamkeit voll von Gedancken vnd Nachsinnen gemacht hat. Solche Lehren/ die nicht von einer gewissen Kunst/ sondern von einer sonder- derlichen Weißheit vnd Vernunfft herrühren/ ver- achte ich zum wenigsten nicht. Es sindt andere Sachen/ warumb ich wider euch steitte; sonderlich aber diese viere: Erstlich darumb/ daß ich glaube/ daß vns die Gestirne zur rechten oder bösen Begier- den reitzen/ aber nicht zwingen; welches wieder euch ist. Hernach/ daß man auß betrachtung der Gestir- ne oder Begiehrden nicht könne gewiß zu vorher sagen/ was einem Menschen in seinem Leben be- gegnen/
Joh. Barclayens Argenis/ verſchlagenen Kopff odeꝛ einfaltiges gemuͤte bekom-me daß er ſich zur Luſt/ oder boßhafftigen Einſam- keit neige; letzlich mit einer reitzung vnd nachdruck Laſtern oder Tugenden nachhaͤnge; dieſes ſage ich freylich wol/ daß es von der Regierung herkomme/ welche der Himmel vber die jrꝛdiſchen Dinge hat. So wil ich auch nicht darwider ſtreitten/ wann jhr muthmaſſet daß die/ ſo vnter einem guͤtigen Geſtir- ne eine Sanfftmuth geſchoͤpffet haben/ in anderen Zuſtandt vnd Gluͤck gerathen moͤgen/ als die jeni- gen/ welche von jhren ernſten vnd vnruhigen Geſtir- nen auff hitzigere Anſchlaͤge geleitet werden: oder daß die welchen von dem guten Gewitter deß Himmels Muth vnd Froͤligkeit eingepflantzet iſt worden/ an- genemer von Sitten ſeyn werden/ als dieſe Leute/ welche Saturnus durch eine widerwertige vnd ver- drießliche Einſamkeit voll von Gedancken vnd Nachſinnen gemacht hat. Solche Lehren/ die nicht von einer gewiſſen Kunſt/ ſondern von einer ſonder- derlichen Weißheit vnd Vernunfft herꝛuͤhren/ ver- achte ich zum wenigſten nicht. Es ſindt andere Sachen/ warumb ich wider euch ſteitte; ſonderlich aber dieſe viere: Erſtlich darumb/ daß ich glaube/ daß vns die Geſtirne zur rechten oder boͤſen Begier- den reitzen/ aber nicht zwingen; welches wieder euch iſt. Hernach/ daß man auß betrachtung der Geſtir- ne oder Begiehrden nicht koͤnne gewiß zu vorher ſagen/ was einem Menſchen in ſeinem Leben be- gegnen/
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Joh. Barclayens Argenis/
verſchlagenen Kopff odeꝛ einfaltiges gemuͤte bekom-
me daß er ſich zur Luſt/ oder boßhafftigen Einſam-
keit neige; letzlich mit einer reitzung vnd nachdruck
Laſtern oder Tugenden nachhaͤnge; dieſes ſage ich
freylich wol/ daß es von der Regierung herkomme/
welche der Himmel vber die jrꝛdiſchen Dinge hat.
So wil ich auch nicht darwider ſtreitten/ wann jhr
muthmaſſet daß die/ ſo vnter einem guͤtigen Geſtir-
ne eine Sanfftmuth geſchoͤpffet haben/ in anderen
Zuſtandt vnd Gluͤck gerathen moͤgen/ als die jeni-
gen/ welche von jhren ernſten vnd vnruhigen Geſtir-
nen auff hitzigere Anſchlaͤge geleitet werden: oder daß
die welchen von dem guten Gewitter deß Himmels
Muth vnd Froͤligkeit eingepflantzet iſt worden/ an-
genemer von Sitten ſeyn werden/ als dieſe Leute/
welche Saturnus durch eine widerwertige vnd ver-
drießliche Einſamkeit voll von Gedancken vnd
Nachſinnen gemacht hat. Solche Lehren/ die nicht
von einer gewiſſen Kunſt/ ſondern von einer ſonder-
derlichen Weißheit vnd Vernunfft herꝛuͤhren/ ver-
achte ich zum wenigſten nicht. Es ſindt andere
Sachen/ warumb ich wider euch ſteitte; ſonderlich
aber dieſe viere: Erſtlich darumb/ daß ich glaube/
daß vns die Geſtirne zur rechten oder boͤſen Begier-
den reitzen/ aber nicht zwingen; welches wieder euch
iſt. Hernach/ daß man auß betrachtung der Geſtir-
ne oder Begiehrden nicht koͤnne gewiß zu vorher
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