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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das Ander Buch.
verhoffte Anklagung jrr gemacht worden/ vnd gleich-
sam als er nach solcher Rede nicht fragte/ sieng
er an; Daß den Göttern hierdurch nichts entzogen
würde/ weil auff jhren Befehl eben diese Gewalt
von welcher er redete in dem Gestirne were; vnd daß
sie sich jhrer Macht so gar nicht begeben hetten/
daß mann noch vnzehlich viel Sachen wißte/ durch
welche sie sich gnädig oder vngütig erzeigeten. So
weren die Liebhaber der Mathematic keine solche
Leute/ daß sie dafür hielten/ als ob alle die mit ei-
nem Könige geboren würden auch musten zu einem
Königreiche gelangen. Wann man künfftige Din-
ge wissen wolte/ so muste man noch in vielen Sa-
chen ohne die Sternkunst erfahren seyn; darunter
vornemlich weren die Gelegenheit vnd Art der zeit
in welcher man lebet/ vnd die Würde eines jeglichen
seines Standes. Im vbrigen wann jemandt ver-
leugnete daß der Himmel keine Gewalt vber die
Menschen hette/ der were werth daß man jhn für
Vnsinnig hielte. Weil ja ein jederer verstünde/
daß die Lufft/ welche nach Gelegenheit deß Him-
mels entweder trübe oder lauter sey/ von sich selbst
in der Menschen Cörper dringe/ von welcher die
Gemüter so darinnen beschlossen sindt solche Zu-
neigungen bekämen/ wie sie jhnen einbliese. Weil
er also glimpfflich redete/ sagte Nicopompus dar-
zwischen: Mein Mathematicus/ ich leugue den
Gestirnen nicht alle Gewalt. Daß ein Mensch zu
der Faulheit oder Arbeit angeregt werde; daß er einen

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Das Ander Buch.
verhoffte Anklagũg jrꝛ gemacht wordẽ/ vnd gleich-
ſam als er nach ſolcher Rede nicht fragte/ ſieng
er an; Daß den Goͤttern hierdurch nichts entzogen
wuͤrde/ weil auff jhren Befehl eben dieſe Gewalt
von welcher er redete in dem Geſtirne were; vnd daß
ſie ſich jhrer Macht ſo gar nicht begeben hetten/
daß mann noch vnzehlich viel Sachen wißte/ durch
welche ſie ſich gnaͤdig oder vnguͤtig erzeigeten. So
weren die Liebhaber der Mathematic keine ſolche
Leute/ daß ſie dafuͤr hielten/ als ob alle die mit ei-
nem Koͤnige geboren wuͤrden auch muſten zu einem
Koͤnigreiche gelangẽ. Wann man kuͤnfftige Din-
ge wiſſen wolte/ ſo muſte man noch in vielen Sa-
chen ohne die Sternkunſt erfahren ſeyn; darunter
vornemlich weren die Gelegenheit vnd Art der zeit
in welcher man lebet/ vnd die Wuͤrde eines jeglichẽ
ſeines Standes. Im vbrigen wann jemandt ver-
leugnete daß der Himmel keine Gewalt vber die
Menſchen hette/ der were werth daß man jhn fuͤr
Vnſinnig hielte. Weil ja ein jederer verſtuͤnde/
daß die Lufft/ welche nach Gelegenheit deß Him-
mels entweder truͤbe oder lauter ſey/ von ſich ſelbſt
in der Menſchen Coͤrper dringe/ von welcher die
Gemuͤter ſo darinnen beſchloſſen ſindt ſolche Zu-
neigungen bekaͤmen/ wie ſie jhnen einblieſe. Weil
er alſo glimpfflich redete/ ſagte Nicopompus dar-
zwiſchen: Mein Mathematicus/ ich leugue den
Geſtirnen nicht alle Gewalt. Daß ein Menſch zu
der Faulheit oder Arbeit angeregt werde; daß er einẽ

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[325/0369] Das Ander Buch. verhoffte Anklagũg jrꝛ gemacht wordẽ/ vnd gleich- ſam als er nach ſolcher Rede nicht fragte/ ſieng er an; Daß den Goͤttern hierdurch nichts entzogen wuͤrde/ weil auff jhren Befehl eben dieſe Gewalt von welcher er redete in dem Geſtirne were; vnd daß ſie ſich jhrer Macht ſo gar nicht begeben hetten/ daß mann noch vnzehlich viel Sachen wißte/ durch welche ſie ſich gnaͤdig oder vnguͤtig erzeigeten. So weren die Liebhaber der Mathematic keine ſolche Leute/ daß ſie dafuͤr hielten/ als ob alle die mit ei- nem Koͤnige geboren wuͤrden auch muſten zu einem Koͤnigreiche gelangẽ. Wann man kuͤnfftige Din- ge wiſſen wolte/ ſo muſte man noch in vielen Sa- chen ohne die Sternkunſt erfahren ſeyn; darunter vornemlich weren die Gelegenheit vnd Art der zeit in welcher man lebet/ vnd die Wuͤrde eines jeglichẽ ſeines Standes. Im vbrigen wann jemandt ver- leugnete daß der Himmel keine Gewalt vber die Menſchen hette/ der were werth daß man jhn fuͤr Vnſinnig hielte. Weil ja ein jederer verſtuͤnde/ daß die Lufft/ welche nach Gelegenheit deß Him- mels entweder truͤbe oder lauter ſey/ von ſich ſelbſt in der Menſchen Coͤrper dringe/ von welcher die Gemuͤter ſo darinnen beſchloſſen ſindt ſolche Zu- neigungen bekaͤmen/ wie ſie jhnen einblieſe. Weil er alſo glimpfflich redete/ ſagte Nicopompus dar- zwiſchen: Mein Mathematicus/ ich leugue den Geſtirnen nicht alle Gewalt. Daß ein Menſch zu der Faulheit oder Arbeit angeregt werde; daß er einẽ verſchla- X iij

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/369>, abgerufen am 21.11.2024.