Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ seyn. Legt die Degen ab/ vnd geht jmmer nach Hau-se. Dann jhr habt die Waffen nicht auß Liebe ge- gen mir ergrieffen/ sondern euch meines Beystan- des vnd Rhates gebrauchen wöllen. Itzt lasse ich euch ewres Eides loß; ich begehre ewre Wolfah nicht mehr fortzustellen; dann einem gutes thur wieder seinen Willen/ wirdt offtmals für Tyran- ney gehalten. Ich war der Meinung/ jhr soltet Frey vnd Vberwinder seyn; vnd waret es auch fast schon; Nun vnterwerffet jhr euch mit schändlicher Offen- bahrung der Faulheit/ ewrem erregten vnd zornigen Feinde. Welch Pan? welche Furie bethöret ewer Gemüt/ jhr Soldaten? Ewre billiche Sach machte euch gerecht/ jetzt macht euch ewere Berewung gut- willig schüldig. Ich trage mehr erba[r]men mit ewe- rem Zustandt/ als ich mich schäme ewerer Leicht- fertigkeit. Gehet hin/ gehet/ liefert euch wie ein O- pffer zur Schlachtbanck; es sey daß euch Melean- der in dem ersten Zorne wirdt hinrichten wöllen/ o- der so lange auffziehen biß er sich sicherer an euch rechen kan. Ich wil doch nebenst getrewen auffrich- tigen Leuten/ das gemeine Wesen nicht verlassen/ vndt/ vnangesehen dessen was jhr heute verdienet/ mich dennoch an dem Meineyde deß Meleanders/ den er auch beweisen wirdt/ rechen. Ich dancke auch den Göttern/ daß sie ewere Leichtfertigkeit noch für der Schlacht/ von bestendigen vnd hertzhafften Leu- ten getrennt haben. Ihr hettet sie können in wehren- der
Joh. Barclayens Argenis/ ſeyn. Legt die Degen ab/ vnd geht jmmer nach Hau-ſe. Dann jhr habt die Waffen nicht auß Liebe ge- gen mir ergrieffen/ ſondern euch meines Beyſtan- des vnd Rhates gebrauchen woͤllen. Itzt laſſe ich euch ewres Eides loß; ich begehre ewre Wolfah nicht mehr fortzuſtellen; dann einem gutes thur wieder ſeinen Willen/ wirdt offtmals fuͤr Tyran- ney gehalten. Ich war der Meinung/ jhr ſoltet Frey vnd Vberwinder ſeyn; vñ waret es auch faſt ſchon; Nun vnterwerffet jhr euch mit ſchaͤndlicher Offen- bahrung der Faulheit/ ewrem erꝛegten vnd zornigẽ Feinde. Welch Pan? welche Furie bethoͤret ewer Gemuͤt/ jhr Soldaten? Ewre billiche Sach machte euch gerecht/ jetzt macht euch ewere Berewung gut- willig ſchuͤldig. Ich trage mehr erba[r]men mit ewe- rem Zuſtandt/ als ich mich ſchaͤme ewerer Leicht- fertigkeit. Gehet hin/ gehet/ liefert euch wie ein O- pffer zur Schlachtbanck; es ſey daß euch Melean- der in dem erſten Zorne wirdt hinrichten woͤllen/ o- der ſo lange auffziehen biß er ſich ſicherer an euch rechen kan. Ich wil doch nebenſt getrewen auffrich- tigen Leuten/ das gemeine Weſen nicht verlaſſen/ vndt/ vnangeſehen deſſen was jhr heute verdienet/ mich dennoch an dem Meineyde deß Meleanders/ den er auch beweiſen wirdt/ rechen. Ich dancke auch den Goͤttern/ daß ſie ewere Leichtfertigkeit noch fuͤr der Schlacht/ von beſtendigen vnd hertzhafftẽ Leu- ten getrennt haben. Ihr hettet ſie koͤnnen in wehren- der
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Joh. Barclayens Argenis/
ſeyn. Legt die Degen ab/ vnd geht jmmer nach Hau-
ſe. Dann jhr habt die Waffen nicht auß Liebe ge-
gen mir ergrieffen/ ſondern euch meines Beyſtan-
des vnd Rhates gebrauchen woͤllen. Itzt laſſe ich
euch ewres Eides loß; ich begehre ewre Wolfah
nicht mehr fortzuſtellen; dann einem gutes thur
wieder ſeinen Willen/ wirdt offtmals fuͤr Tyran-
ney gehalten. Ich war der Meinung/ jhr ſoltet Frey
vnd Vberwinder ſeyn; vñ waret es auch faſt ſchon;
Nun vnterwerffet jhr euch mit ſchaͤndlicher Offen-
bahrung der Faulheit/ ewrem erꝛegten vnd zornigẽ
Feinde. Welch Pan? welche Furie bethoͤret ewer
Gemuͤt/ jhr Soldaten? Ewre billiche Sach machte
euch gerecht/ jetzt macht euch ewere Berewung gut-
willig ſchuͤldig. Ich trage mehr erbarmen mit ewe-
rem Zuſtandt/ als ich mich ſchaͤme ewerer Leicht-
fertigkeit. Gehet hin/ gehet/ liefert euch wie ein O-
pffer zur Schlachtbanck; es ſey daß euch Melean-
der in dem erſten Zorne wirdt hinrichten woͤllen/ o-
der ſo lange auffziehen biß er ſich ſicherer an euch
rechen kan. Ich wil doch nebenſt getrewen auffrich-
tigen Leuten/ das gemeine Weſen nicht verlaſſen/
vndt/ vnangeſehen deſſen was jhr heute verdienet/
mich dennoch an dem Meineyde deß Meleanders/
den er auch beweiſen wirdt/ rechen. Ich dancke auch
den Goͤttern/ daß ſie ewere Leichtfertigkeit noch fuͤr
der Schlacht/ von beſtendigen vnd hertzhafftẽ Leu-
ten getrennt haben. Ihr hettet ſie koͤnnen in wehren-
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