Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Dritte Buch. sie doch zu meiner Schnur nicht/ wann sie euchnicht zum Manne begehrte. Meleander suchte mit solchen zweiffelhafftigen Reden dem Radiro- banes zugleich ein Genügen zuthun/ vnd dennoch die Sache in Weitläufftigkeit zuspielen/ weil er wüste/ daß seine Tochter zu solcher Vermählung keinen Sinn trüge. Dann er hatte zuvor schon jhre Meinung außgeforschet/ weil er nicht zweiffelte/ daß Radirobanes in solcher Hoffnung kommen were. Er aber satzte nach/ gab jhm gute Worte/ vnd sagte/ es bestünde sein Leben hierauff/ daß er sich seinen Eidam nennen möchte. In solcher grossen Brunst verstundt er weder Rede noch Meinung deß Meleanders/ welcher jhm eine solche Hoffnung machte/ daß einer der mehr verständig vnd weni- ger verliebet gewesen were/ es genugsam für eine Abschlagung hette erkennen können. Eu- rimedes hatte jhnen ällbereit angezeiget/ daß es Zeit were die Spiele anzufangen/ welche man/ sonderlich dem Volcke bey deß Königes Siege eine Frewde zumachen/ in dem königlichen Vorho- fe auff eine Eil zubereitet hatte. Giengen sie der- wen zum Schawplatze/ in welchem die Pfleger der Spiele auß den königlichen Zimmern viel Sach- en auffgesatzt hatten/ sonderlich die alten Bildtnis- se der Götter vnd Helden/ die nicht allein durch die Bildthawer von Fuß auff in Lebens grösse gemacht stunden/ sondern auch noch vorm Dedalus gemacht worden/ vnd auff den vnauß- E e iiij
Das Dritte Buch. ſie doch zu meiner Schnur nicht/ wann ſie euchnicht zum Manne begehrte. Meleander ſuchte mit ſolchen zweiffelhafftigen Reden dem Radiro- banes zugleich ein Genuͤgen zuthun/ vnd dennoch die Sache in Weitlaͤufftigkeit zuſpielen/ weil er wuͤſte/ daß ſeine Tochter zu ſolcher Vermaͤhlung keinen Sinn truͤge. Dann er hatte zuvor ſchon jhre Meinung außgeforſchet/ weil er nicht zweiffelte/ daß Radirobanes in ſolcher Hoffnung kommen were. Er aber ſatzte nach/ gab jhm gute Worte/ vnd ſagte/ es beſtuͤnde ſein Leben hierauff/ daß er ſich ſeinen Eidam nennen moͤchte. In ſolcher groſſen Brunſt verſtundt er weder Rede noch Meinung deß Meleanders/ welcher jhm eine ſolche Hoffnung machte/ daß einer der mehr verſtaͤndig vnd weni- ger verliebet geweſen were/ es genugſam fuͤr eine Abſchlagung hette erkennen koͤnnen. Eu- rimedes hatte jhnen aͤllbereit angezeiget/ daß es Zeit were die Spiele anzufangen/ welche man/ ſonderlich dem Volcke bey deß Koͤniges Siege eine Frewde zumachen/ in dem koͤniglichen Vorho- fe auff eine Eil zubereitet hatte. Giengen ſie der- wen zum Schawplatze/ in welchem die Pfleger der Spiele auß den koͤniglichen Zimmern viel Sach- en auffgeſatzt hatten/ ſonderlich die alten Bildtniſ- ſe der Goͤtter vnd Helden/ die nicht allein durch die Bildthawer von Fuß auff in Lebens groͤſſe gemacht ſtunden/ ſondern auch noch vorm Dedalus gemacht worden/ vnd auff den vnauß- E e iiij
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Das Dritte Buch.
ſie doch zu meiner Schnur nicht/ wann ſie euch
nicht zum Manne begehrte. Meleander ſuchte
mit ſolchen zweiffelhafftigen Reden dem Radiro-
banes zugleich ein Genuͤgen zuthun/ vnd dennoch
die Sache in Weitlaͤufftigkeit zuſpielen/ weil er
wuͤſte/ daß ſeine Tochter zu ſolcher Vermaͤhlung
keinen Sinn truͤge. Dann er hatte zuvor ſchon jhre
Meinung außgeforſchet/ weil er nicht zweiffelte/
daß Radirobanes in ſolcher Hoffnung kommen
were. Er aber ſatzte nach/ gab jhm gute Worte/ vnd
ſagte/ es beſtuͤnde ſein Leben hierauff/ daß er ſich
ſeinen Eidam nennen moͤchte. In ſolcher groſſen
Brunſt verſtundt er weder Rede noch Meinung
deß Meleanders/ welcher jhm eine ſolche Hoffnung
machte/ daß einer der mehr verſtaͤndig vnd weni-
ger verliebet geweſen were/ es genugſam fuͤr
eine Abſchlagung hette erkennen koͤnnen. Eu-
rimedes hatte jhnen aͤllbereit angezeiget/ daß es
Zeit were die Spiele anzufangen/ welche man/
ſonderlich dem Volcke bey deß Koͤniges Siege
eine Frewde zumachen/ in dem koͤniglichen Vorho-
fe auff eine Eil zubereitet hatte. Giengen ſie der-
wen zum Schawplatze/ in welchem die Pfleger der
Spiele auß den koͤniglichen Zimmern viel Sach-
en auffgeſatzt hatten/ ſonderlich die alten Bildtniſ-
ſe der Goͤtter vnd Helden/ die nicht allein durch
die Bildthawer von Fuß auff in Lebens groͤſſe
gemacht ſtunden/ ſondern auch noch vorm
Dedalus gemacht worden/ vnd auff den
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