Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ wird zu Beschützung deß Reiches gar genug seyn;doch also daß man die Verwaltung den Machtig- sten im Lande nicht lasse. Die Obristen musten weder zu arm noch zu reich seyn/ daß sie von euch viel hoffen/ nichts aber erzwingen können. Lasset die Gewonheit vieler Schlösser denen Königen/ welche mit einer frembden vnd also verhasseten Ge- walt entlegene Völcker beherrschen/ die sich weder mit den Sitten vntereinander vergleichen/ noch mit sicherer Freundtschafft Trew vnd Glauben halten; die auch/ wann sie den Verlauff jhrer Vor- fahren lesen vnd betrachten/ es jhnen für ein Schan- de halten/ daß sie vnter frembder Regierung le- ben/ vnd nicht allein einem abwesenden Herren/ sondern auch einer Nation bey welcher der Herr wohnet/ Gehorsam leisten sollen. Ewer Sicilien aber ist ein Volck/ ein Geblüte/ sie haben einerley Recht/ einerley Gemeinschafft deß Ruhmes/ deß Fürstens/ vnd deß guten Nahmens. Wiewol die Gütigkeit ewerer Vorfahren sie wiederumb zer- trennet/ vnd vber eine jegliche Provintz einen ab- sonderlichen Verwalter gesetzet hat; vnter welchem sie sich erinnern können/ daß bey jhnen vor Zeiten auch ein Königreich gewesen. Eben dieses war das andere/ von welchem geben/
Joh. Barclayens Argenis/ wird zu Beſchuͤtzung deß Reiches gar genug ſeyn;doch alſo daß man die Verwaltung den Machtig- ſten im Lande nicht laſſe. Die Obriſten muſten weder zu arm noch zu reich ſeyn/ daß ſie von euch viel hoffen/ nichts aber erzwingen koͤnnen. Laſſet die Gewonheit vieler Schloͤſſer denen Koͤnigen/ welche mit einer frembden vnd alſo verhaſſeten Ge- walt entlegene Voͤlcker beherꝛſchen/ die ſich weder mit den Sitten vntereinander vergleichen/ noch mit ſicherer Freundtſchafft Trew vnd Glauben halten; die auch/ wann ſie den Verlauff jhrer Vor- fahren leſen vnd betrachten/ es jhnen fuͤr ein Schan- de halten/ daß ſie vnter frembder Regierung le- ben/ vnd nicht allein einem abweſenden Herꝛen/ ſondern auch einer Nation bey welcher der Herꝛ wohnet/ Gehorſam leiſten ſollen. Ewer Sicilien aber iſt ein Volck/ ein Gebluͤte/ ſie haben einerley Recht/ einerley Gemeinſchafft deß Ruhmes/ deß Fuͤrſtens/ vnd deß guten Nahmens. Wiewol die Guͤtigkeit ewerer Vorfahren ſie wiederumb zer- trennet/ vnd vber eine jegliche Provintz einen ab- ſonderlichen Verwalter geſetzet hat; vnter welchem ſie ſich erinnern koͤnnen/ daß bey jhnen vor Zeiten auch ein Koͤnigreich geweſen. Eben dieſes war das andere/ von welchem geben/
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Joh. Barclayens Argenis/
wird zu Beſchuͤtzung deß Reiches gar genug ſeyn;
doch alſo daß man die Verwaltung den Machtig-
ſten im Lande nicht laſſe. Die Obriſten muſten
weder zu arm noch zu reich ſeyn/ daß ſie von euch
viel hoffen/ nichts aber erzwingen koͤnnen. Laſſet
die Gewonheit vieler Schloͤſſer denen Koͤnigen/
welche mit einer frembden vnd alſo verhaſſeten Ge-
walt entlegene Voͤlcker beherꝛſchen/ die ſich weder
mit den Sitten vntereinander vergleichen/ noch
mit ſicherer Freundtſchafft Trew vnd Glauben
halten; die auch/ wann ſie den Verlauff jhrer Vor-
fahren leſen vnd betrachten/ es jhnen fuͤr ein Schan-
de halten/ daß ſie vnter frembder Regierung le-
ben/ vnd nicht allein einem abweſenden Herꝛen/
ſondern auch einer Nation bey welcher der Herꝛ
wohnet/ Gehorſam leiſten ſollen. Ewer Sicilien
aber iſt ein Volck/ ein Gebluͤte/ ſie haben einerley
Recht/ einerley Gemeinſchafft deß Ruhmes/ deß
Fuͤrſtens/ vnd deß guten Nahmens. Wiewol die
Guͤtigkeit ewerer Vorfahren ſie wiederumb zer-
trennet/ vnd vber eine jegliche Provintz einen ab-
ſonderlichen Verwalter geſetzet hat; vnter welchem
ſie ſich erinnern koͤnnen/ daß bey jhnen vor Zeiten
auch ein Koͤnigreich geweſen.
Eben dieſes war das andere/ von welchem
ich ſagte daß ewerer Friede zerꝛuͤttet/ vnd die Fuͤr-
nehmen Haͤupter wieder euch geruͤſtet wuͤrden/
die Gewohnheit nemlich/ einer ſo lanwirigen vnd
beſtendigen Verwaltung die Provintzen zu vnter-
geben/
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