Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das dritte Buch. nug/ daß ich also auff das jenige/ was mir von dervnwandelbahren Vorsehung verordnet ist/ nicht lange werde warten dürffen. Dann meine Sache verhelt sich nur also/ daß es mir schmertzlicher ist kranck zuseyn/ als zusterben. Gelanor/ der sich vor dieser Gefahr entsatzte/ vermochte sein Gemüte we- der mit bitten noch weinen zugewinnen; was er jhm auch von der Argenis/ von seiner Mutter vnnd Freunden sagte. Die Königin Hianisbe kundte sel- ber bey jhm nichts erhalten. Derhalben als das Fe- ber nach dreyen Tagen wider kam/ ließ er sich in wehrendem Froste zum Fewer setzen/ vnd tranck von einem guten alten Weine/ welcher seine Hitze durch alle Glieder/ so nüchtern vnd deß Weines nicht ge- wohnet waren/ außbreitete. Die ärtzte mochten bey einer solchen Person nicht stehen/ die (wie sie sagten) sich selbst vmb den Hals brächte. Poliarchus aber lachte/ vnnd gab zur Antwort/ wann sie schon hin- weg giengen/ so würde doch der Artzt Bacchus (wie jhn der Pytische Warsagergeist offtmals nennet) wol bey jhm bleiben. Also stritte er wieder die Här- tigkeit deß Febers mit der Stärcke deß Weines/ biß jhm nach erwärmeten Gehlüte eine andere Hitze/ als in solcher Kranckheit zuseyn pfleget/ die zitternden Gliedern zu rechte brachte. Als er lange geschwitzet hatte/ truckneten sie jhn fleißig ab; er ließ sich auch bedüncken/ als ob jhm als- baldt besser würde. Es ist ein seltzames Wesen? Als J i ij
Das dritte Buch. nug/ daß ich alſo auff das jenige/ was mir von dervnwandelbahren Vorſehung verordnet iſt/ nicht lange werde warten duͤrffen. Dann meine Sache verhelt ſich nur alſo/ daß es mir ſchmertzlicher iſt kranck zuſeyn/ als zuſterben. Gelanor/ der ſich vor dieſer Gefahr entſatzte/ vermochte ſein Gemuͤte we- der mit bitten noch weinen zugewinnen; was er jhm auch von der Argenis/ von ſeiner Mutter vnnd Freunden ſagte. Die Koͤnigin Hianiſbe kundte ſel- ber bey jhm nichts erhalten. Derhalben als das Fe- ber nach dreyen Tagen wider kam/ ließ er ſich in wehrendem Froſte zum Fewer ſetzen/ vnd tranck von einem guten alten Weine/ welcher ſeine Hitze durch alle Glieder/ ſo nuͤchtern vnd deß Weines nicht ge- wohnet waren/ außbreitete. Die aͤrtzte mochten bey einer ſolchen Perſon nicht ſtehen/ die (wie ſie ſagten) ſich ſelbſt vmb den Hals braͤchte. Poliarchus aber lachte/ vnnd gab zur Antwort/ wann ſie ſchon hin- weg giengen/ ſo wuͤrde doch der Artzt Bacchus (wie jhn der Pytiſche Warſagergeiſt offtmals nennet) wol bey jhm bleiben. Alſo ſtritte er wieder die Haͤr- tigkeit deß Febers mit der Staͤrcke deß Weines/ biß jhm nach erwaͤrmeten Gehluͤte eine andere Hitze/ als in ſolcher Kranckheit zuſeyn pfleget/ die zitternden Gliedern zu rechte brachte. Als er lange geſchwitzet hatte/ truckneten ſie jhn fleißig ab; er ließ ſich auch beduͤncken/ als ob jhm als- baldt beſſer wuͤrde. Es iſt ein ſeltzames Weſen? Als J i ij
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0543" n="499"/><fw place="top" type="header">Das dritte Buch.</fw><lb/> nug/ daß ich alſo auff das jenige/ was mir von der<lb/> vnwandelbahren Vorſehung verordnet iſt/ nicht<lb/> lange werde warten duͤrffen. Dann meine Sache<lb/> verhelt ſich nur alſo/ daß es mir ſchmertzlicher iſt<lb/> kranck zuſeyn/ als zuſterben. Gelanor/ der ſich vor<lb/> dieſer Gefahr entſatzte/ vermochte ſein Gemuͤte we-<lb/> der mit bitten noch weinen zugewinnen; was er<lb/> jhm auch von der Argenis/ von ſeiner Mutter vnnd<lb/> Freunden ſagte. Die Koͤnigin Hianiſbe kundte ſel-<lb/> ber bey jhm nichts erhalten. Derhalben als das Fe-<lb/> ber nach dreyen Tagen wider kam/ ließ er ſich in<lb/> wehrendem Froſte zum Fewer ſetzen/ vnd tranck von<lb/> einem guten alten Weine/ welcher ſeine Hitze durch<lb/> alle Glieder/ ſo nuͤchtern vnd deß Weines nicht ge-<lb/> wohnet waren/ außbreitete. Die aͤrtzte mochten bey<lb/> einer ſolchen Perſon nicht ſtehen/ die (wie ſie ſagten)<lb/> ſich ſelbſt vmb den Hals braͤchte. Poliarchus aber<lb/> lachte/ vnnd gab zur Antwort/ wann ſie ſchon hin-<lb/> weg giengen/ ſo wuͤrde doch der Artzt Bacchus (wie<lb/> jhn der Pytiſche Warſagergeiſt offtmals nennet)<lb/> wol bey jhm bleiben. Alſo ſtritte er wieder die Haͤr-<lb/> tigkeit deß Febers mit der Staͤrcke deß Weines/<lb/> biß jhm nach erwaͤrmeten Gehluͤte eine andere<lb/> Hitze/ als in ſolcher Kranckheit zuſeyn pfleget/<lb/> die zitternden Gliedern zu rechte brachte. Als er<lb/> lange geſchwitzet hatte/ truckneten ſie jhn fleißig<lb/> ab; er ließ ſich auch beduͤncken/ als ob jhm als-<lb/> baldt beſſer wuͤrde. Es iſt ein ſeltzames Weſen?<lb/> <fw place="bottom" type="sig">J i ij</fw><fw place="bottom" type="catch">Als</fw><lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [499/0543]
Das dritte Buch.
nug/ daß ich alſo auff das jenige/ was mir von der
vnwandelbahren Vorſehung verordnet iſt/ nicht
lange werde warten duͤrffen. Dann meine Sache
verhelt ſich nur alſo/ daß es mir ſchmertzlicher iſt
kranck zuſeyn/ als zuſterben. Gelanor/ der ſich vor
dieſer Gefahr entſatzte/ vermochte ſein Gemuͤte we-
der mit bitten noch weinen zugewinnen; was er
jhm auch von der Argenis/ von ſeiner Mutter vnnd
Freunden ſagte. Die Koͤnigin Hianiſbe kundte ſel-
ber bey jhm nichts erhalten. Derhalben als das Fe-
ber nach dreyen Tagen wider kam/ ließ er ſich in
wehrendem Froſte zum Fewer ſetzen/ vnd tranck von
einem guten alten Weine/ welcher ſeine Hitze durch
alle Glieder/ ſo nuͤchtern vnd deß Weines nicht ge-
wohnet waren/ außbreitete. Die aͤrtzte mochten bey
einer ſolchen Perſon nicht ſtehen/ die (wie ſie ſagten)
ſich ſelbſt vmb den Hals braͤchte. Poliarchus aber
lachte/ vnnd gab zur Antwort/ wann ſie ſchon hin-
weg giengen/ ſo wuͤrde doch der Artzt Bacchus (wie
jhn der Pytiſche Warſagergeiſt offtmals nennet)
wol bey jhm bleiben. Alſo ſtritte er wieder die Haͤr-
tigkeit deß Febers mit der Staͤrcke deß Weines/
biß jhm nach erwaͤrmeten Gehluͤte eine andere
Hitze/ als in ſolcher Kranckheit zuſeyn pfleget/
die zitternden Gliedern zu rechte brachte. Als er
lange geſchwitzet hatte/ truckneten ſie jhn fleißig
ab; er ließ ſich auch beduͤncken/ als ob jhm als-
baldt beſſer wuͤrde. Es iſt ein ſeltzames Weſen?
Als
J i ij
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |