Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Dritte Buch. chus nicht sehen solte. Es war frü/ vnd viel gien-gen der Hitze deß Tages für zukommen im Kühlen spatzieren. In Beschönung solcher Lust wartete auch Radirobanes im Garten auff die Fraw/ vnd bekümmerte sich kaum so sehr vmb die Argenis/ als vmb Theocrinen. Die Alte war auch fleissig/ vnd hatte sich mit dem Tage auß dem Bette gemacht. Ich gehe/ sagte sie/ den König von Sardinien zu- suchen. Wann er so verliebet ist wie er mich berich- tet hat/ so wird er schon lange auß Vngedult der Ruhe hin vnd wieder gehen. Wir Alten aber (fieng sie was lachende an) müssen die Mühe für die Ju- gend ertragen/ welche jhre eigene Sorgen nicht er- kennet/ vnd nach eines andern seinen nicht fraget. Da bate sie Argenis noch einmal/ sie wolte vom Radirobanes eher nicht gehen/ biß sie selber in den Garten käme. Dann sie wolte lieber/ daselbst/ als in jhrem Zimmer mit dem Radirobanes reden. Die- ses war Selenissen sehr angenem/ in Meinung Argenis begehrte nur die geringe Zeit noch für jhre vorige Liebe/ welche sie zuvor verlassen mu- ste/ wann sie dem Radirobanes recht- schaffen gefallen wolte. Ersuch- K k iiij
Das Dritte Buch. chus nicht ſehen ſolte. Es war fruͤ/ vnd viel gien-gen der Hitze deß Tages fuͤr zukommen im Kuͤhlen ſpatzieren. In Beſchoͤnung ſolcher Luſt wartete auch Radirobanes im Garten auff die Fraw/ vnd bekuͤmmerte ſich kaum ſo ſehr vmb die Argenis/ als vmb Theocrinen. Die Alte war auch fleiſſig/ vnd hatte ſich mit dem Tage auß dem Bette gemacht. Ich gehe/ ſagte ſie/ den Koͤnig von Sardinien zu- ſuchen. Wann er ſo verliebet iſt wie er mich berich- tet hat/ ſo wird er ſchon lange auß Vngedult der Ruhe hin vnd wieder gehen. Wir Alten aber (fieng ſie was lachende an) muͤſſen die Muͤhe fuͤr die Ju- gend ertragen/ welche jhre eigene Sorgen nicht er- kennet/ vnd nach eines andern ſeinen nicht fraget. Da bate ſie Argenis noch einmal/ ſie wolte vom Radirobanes eher nicht gehen/ biß ſie ſelber in den Garten kaͤme. Dann ſie wolte lieber/ daſelbſt/ als in jhrem Zimmer mit dem Radirobanes reden. Die- ſes war Seleniſſen ſehr angenem/ in Meinung Argenis begehrte nur die geringe Zeit noch fuͤr jhre vorige Liebe/ welche ſie zuvor verlaſſen mu- ſte/ wann ſie dem Radirobanes recht- ſchaffen gefallen wolte. Erſuch- K k iiij
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Das Dritte Buch.
chus nicht ſehen ſolte. Es war fruͤ/ vnd viel gien-
gen der Hitze deß Tages fuͤr zukommen im Kuͤhlen
ſpatzieren. In Beſchoͤnung ſolcher Luſt wartete
auch Radirobanes im Garten auff die Fraw/ vnd
bekuͤmmerte ſich kaum ſo ſehr vmb die Argenis/ als
vmb Theocrinen. Die Alte war auch fleiſſig/ vnd
hatte ſich mit dem Tage auß dem Bette gemacht.
Ich gehe/ ſagte ſie/ den Koͤnig von Sardinien zu-
ſuchen. Wann er ſo verliebet iſt wie er mich berich-
tet hat/ ſo wird er ſchon lange auß Vngedult der
Ruhe hin vnd wieder gehen. Wir Alten aber (fieng
ſie was lachende an) muͤſſen die Muͤhe fuͤr die Ju-
gend ertragen/ welche jhre eigene Sorgen nicht er-
kennet/ vnd nach eines andern ſeinen nicht fraget.
Da bate ſie Argenis noch einmal/ ſie wolte vom
Radirobanes eher nicht gehen/ biß ſie ſelber in den
Garten kaͤme. Dann ſie wolte lieber/ daſelbſt/ als in
jhrem Zimmer mit dem Radirobanes reden. Die-
ſes war Seleniſſen ſehr angenem/ in Meinung
Argenis begehrte nur die geringe Zeit noch fuͤr jhre
vorige Liebe/ welche ſie zuvor verlaſſen mu-
ſte/ wann ſie dem Radirobanes recht-
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Zitationshilfe: | Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 519. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/563>, abgerufen am 29.06.2024. |