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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Das dritte Buch.

Wir kehreten zurück nach Hofe. Fraget nicht/
was ich vnd Argenis damals geredt haben. Vnser
einiges Gespräche war vom Poliarchus. Letztlich
sagte sie zu mir: Meine Mutter/ was werde ich V-
bels thun/ wann ich meinen vnd meines Vattern
Erhalter heiliger vnd lieber haben werde als die so
jhn nicht kennen? Wann ich doch zum wenigsten
jhn anreden/ vnd die eitelkeit meines Priesterthumbs
mit jhm belachen solte? Ich wil schon sehen/ gnä-
digfies Fräwlein/ fieng ich an/ daß es zuthun mög-
lich sey/ vnd Mittel finden jhn zu euch zu bringen.
Zu solcher Verheissung war ich destowilliger/ daß
sie (weil keine Hoffnung der Gesundtheit war)
mir nicht etwan jhre Kranckheit mit gefährlicher
Schamhafftigkeit verbirge/ vnd/ wann ich jhr nicht
etwas zuliesse/ auff andere vnd bessere Grieff be-
dacht were. Als ich von der Argenis herauß gieng/
sahe ich den Poliarchus mit meinem Sohne in
der Fürkammer spatzieren gehen. Dann er suchte
einen vnverdächtigen Zugang zu mir. Ich/ zum
Scheine als gienge ich zu meinem Sohn/ grüßte
den Poliarchus/ vnd gab jhm kürtzlich zuv[e]rstehen/
er wolte auff den Abendt in eben diesem Ort sich be-
finden lassen. Was sol ich viel Wort machen? Als
ich jhn heimlich zur Argenis geführet/ hielte er sich
so ehrbar vnd züchtig/ daß ich meinete/ er were wi-
derumb Theocrine worden. Sie redeten niemals
miteinander (dann er kam offtmahls wider) daß

ich
Das dritte Buch.

Wir kehreten zuruͤck nach Hofe. Fraget nicht/
was ich vnd Argenis damals geredt haben. Vnſer
einiges Geſpraͤche war vom Poliarchus. Letztlich
ſagte ſie zu mir: Meine Mutter/ was werde ich V-
bels thun/ wann ich meinen vnd meines Vattern
Erhalter heiliger vnd lieber haben werde als die ſo
jhn nicht kennen? Wann ich doch zum wenigſten
jhn anreden/ vnd die eitelkeit meines Prieſterthumbs
mit jhm belachen ſolte? Ich wil ſchon ſehen/ gnaͤ-
digfies Fraͤwlein/ fieng ich an/ daß es zuthun moͤg-
lich ſey/ vnd Mittel finden jhn zu euch zu bringen.
Zu ſolcher Verheiſſung war ich deſtowilliger/ daß
ſie (weil keine Hoffnung der Geſundtheit war)
mir nicht etwan jhre Kranckheit mit gefaͤhrlicher
Schamhafftigkeit verbirge/ vnd/ wann ich jhr nicht
etwas zulieſſe/ auff andere vnd beſſere Grieff be-
dacht were. Als ich von der Argenis herauß gieng/
ſahe ich den Poliarchus mit meinem Sohne in
der Fuͤrkammer ſpatzieren gehen. Dann er ſuchte
einen vnverdaͤchtigen Zugang zu mir. Ich/ zum
Scheine als gienge ich zu meinem Sohn/ gruͤßte
den Poliarchus/ vnd gab jhm kuͤrtzlich zuv[e]rſtehen/
er wolte auff den Abendt in eben dieſem Ort ſich be-
finden laſſen. Was ſol ich viel Wort machen? Als
ich jhn heimlich zur Argenis gefuͤhret/ hielte er ſich
ſo ehrbar vnd zuͤchtig/ daß ich meinete/ er were wi-
derumb Theocrine worden. Sie redeten niemals
miteinander (dann er kam offtmahls wider) daß

ich
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[555/0599] Das dritte Buch. Wir kehreten zuruͤck nach Hofe. Fraget nicht/ was ich vnd Argenis damals geredt haben. Vnſer einiges Geſpraͤche war vom Poliarchus. Letztlich ſagte ſie zu mir: Meine Mutter/ was werde ich V- bels thun/ wann ich meinen vnd meines Vattern Erhalter heiliger vnd lieber haben werde als die ſo jhn nicht kennen? Wann ich doch zum wenigſten jhn anreden/ vnd die eitelkeit meines Prieſterthumbs mit jhm belachen ſolte? Ich wil ſchon ſehen/ gnaͤ- digfies Fraͤwlein/ fieng ich an/ daß es zuthun moͤg- lich ſey/ vnd Mittel finden jhn zu euch zu bringen. Zu ſolcher Verheiſſung war ich deſtowilliger/ daß ſie (weil keine Hoffnung der Geſundtheit war) mir nicht etwan jhre Kranckheit mit gefaͤhrlicher Schamhafftigkeit verbirge/ vnd/ wann ich jhr nicht etwas zulieſſe/ auff andere vnd beſſere Grieff be- dacht were. Als ich von der Argenis herauß gieng/ ſahe ich den Poliarchus mit meinem Sohne in der Fuͤrkammer ſpatzieren gehen. Dann er ſuchte einen vnverdaͤchtigen Zugang zu mir. Ich/ zum Scheine als gienge ich zu meinem Sohn/ gruͤßte den Poliarchus/ vnd gab jhm kuͤrtzlich zuverſtehen/ er wolte auff den Abendt in eben dieſem Ort ſich be- finden laſſen. Was ſol ich viel Wort machen? Als ich jhn heimlich zur Argenis gefuͤhret/ hielte er ſich ſo ehrbar vnd zuͤchtig/ daß ich meinete/ er were wi- derumb Theocrine worden. Sie redeten niemals miteinander (dann er kam offtmahls wider) daß ich

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 555. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/599>, abgerufen am 25.11.2024.