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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
Anbringen vnd Vermögen dem König nicht mö-
ge eingehen wöllen. Woferrn er aber jnner der Vn-
gewißheit seines willens meines Stands vnd Wür-
den Beweiß auß meinem Landt begehrte/ so vermei-
ne ich nicht/ daß mir in solcher Vnruhe der Liebe
so lang zuleben würde möglich seyn. Derhalben/ lieb-
ste Princessin/ habt jhr mich vom Tode zurück ge-
zogen/ welchen ich mir anzuthun willens war/ wann
jhr euch vnbarmhertzig gegen mir erzeiget hettet.
Vnd jhr/ Fraw/ wöllet dieses vernemen weiter nicht
in Verdacht ziehen: dann die Bescheidenheit/ wel-
che ich vor hatte als ein Liebhaber/ wil ich nun eben
behalten als ein Bräutigam. Mir ist genug daß
ich geliebet werde/ vnd wegen der Hoffnung versich-
ert bin. Auff diesem beruhet mein gantzes Begeh-
ren; vnd ich lobe heimliche Heyraht nicht. Künfftig
wil ich mit besserer Erduldung deß Säumnisses den
König durch reiffe Anschläge schon an mich brin-
gen/ biß ich mir ewere Princessin in den Augen deß
gantzen Siciliens/ vnd auff seinen Befehl vermäh-
len könne.

Dieses sagte er mir damals; vnd war in seinem
Thun nicht weniger bescheiden/ als in den Wor-
ten; so daß er nach diesem heimlichen Vernehmen
eben dieselbige Erbarkeit behielt/ welche er zuvor er-
wiesen hatte. Er lebte bey Hoff. Kauffte etliche
Knechte. Sein Stall stundt voll Pferdt/ welche er
sonderlich liebte: vnd kundte man wol mercken/ daß
er müßte Reich seyn. So brachte er jhm auch mit

seiner

Joh. Barclayens Argenis/
Anbringen vnd Vermoͤgen dem Koͤnig nicht moͤ-
ge eingehen woͤllen. Woferꝛn er aber jnner der Vn-
gewißheit ſeines willens meines Stands vnd Wuͤr-
den Beweiß auß meinem Landt begehrte/ ſo vermei-
ne ich nicht/ daß mir in ſolcher Vnruhe der Liebe
ſo lang zulebẽ wuͤrde moͤglich ſeyn. Derhalben/ lieb-
ſte Princeſſin/ habt jhr mich vom Tode zuruͤck ge-
zogen/ welchen ich mir anzuthun willens waꝛ/ wann
jhr euch vnbarmhertzig gegen mir erzeiget hettet.
Vnd jhr/ Fraw/ woͤllet dieſes vernemen weiter nicht
in Verdacht ziehen: dann die Beſcheidenheit/ wel-
che ich vor hatte als ein Liebhaber/ wil ich nun eben
behalten als ein Braͤutigam. Mir iſt genug daß
ich geliebet werde/ vnd wegen der Hoffnung verſich-
ert bin. Auff dieſem beruhet mein gantzes Begeh-
ren; vnd ich lobe heimliche Heyraht nicht. Kuͤnfftig
wil ich mit beſſerer Erduldung deß Saͤumniſſes dẽ
Koͤnig durch reiffe Anſchlaͤge ſchon an mich brin-
gen/ biß ich mir ewere Princeſſin in den Augen deß
gantzen Siciliens/ vnd auff ſeinen Befehl vermaͤh-
len koͤnne.

Dieſes ſagte er mir damals; vnd war in ſeinem
Thun nicht weniger beſcheiden/ als in den Wor-
ten; ſo daß er nach dieſem heimlichen Vernehmen
eben dieſelbige Erbarkeit behielt/ welche er zuvor er-
wieſen hatte. Er lebte bey Hoff. Kauffte etliche
Knechte. Sein Stall ſtundt voll Pferdt/ welche er
ſonderlich liebte: vnd kundte man wol mercken/ daß
er muͤßte Reich ſeyn. So brachte er jhm auch mit

ſeiner
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[558/0602] Joh. Barclayens Argenis/ Anbringen vnd Vermoͤgen dem Koͤnig nicht moͤ- ge eingehen woͤllen. Woferꝛn er aber jnner der Vn- gewißheit ſeines willens meines Stands vnd Wuͤr- den Beweiß auß meinem Landt begehrte/ ſo vermei- ne ich nicht/ daß mir in ſolcher Vnruhe der Liebe ſo lang zulebẽ wuͤrde moͤglich ſeyn. Derhalben/ lieb- ſte Princeſſin/ habt jhr mich vom Tode zuruͤck ge- zogen/ welchen ich mir anzuthun willens waꝛ/ wann jhr euch vnbarmhertzig gegen mir erzeiget hettet. Vnd jhr/ Fraw/ woͤllet dieſes vernemen weiter nicht in Verdacht ziehen: dann die Beſcheidenheit/ wel- che ich vor hatte als ein Liebhaber/ wil ich nun eben behalten als ein Braͤutigam. Mir iſt genug daß ich geliebet werde/ vnd wegen der Hoffnung verſich- ert bin. Auff dieſem beruhet mein gantzes Begeh- ren; vnd ich lobe heimliche Heyraht nicht. Kuͤnfftig wil ich mit beſſerer Erduldung deß Saͤumniſſes dẽ Koͤnig durch reiffe Anſchlaͤge ſchon an mich brin- gen/ biß ich mir ewere Princeſſin in den Augen deß gantzen Siciliens/ vnd auff ſeinen Befehl vermaͤh- len koͤnne. Dieſes ſagte er mir damals; vnd war in ſeinem Thun nicht weniger beſcheiden/ als in den Wor- ten; ſo daß er nach dieſem heimlichen Vernehmen eben dieſelbige Erbarkeit behielt/ welche er zuvor er- wieſen hatte. Er lebte bey Hoff. Kauffte etliche Knechte. Sein Stall ſtundt voll Pferdt/ welche er ſonderlich liebte: vnd kundte man wol mercken/ daß er muͤßte Reich ſeyn. So brachte er jhm auch mit ſeiner

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 558. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/602>, abgerufen am 22.11.2024.