Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das dritte Buch. dern. Also werden die Parteyen durch grosses Auff-schieben in Verderben gesetzt: mit grossem Schaden/ Gnädigster König/ der Vnschüldigern vnd Armen. Dann im Fall ein Armer wieder einen Reichen et- was zuthun hat/ derselbe muß durch solche Weit- läufftigkeit müde werden vnd erliegen/ vnd hat sich nach erlangung seines Rechtens nicht so sehr vber seine Gegenpart/ als vber die langwirige Billigkeit zuentrüsten. Dann jhr Mühe wirdt nach der Zeit vnd Verweilung geschätzet; vnd durch dieses Mit- tel können sich beydes Richter vnnd Advocaten be- reichern. Sie wissen jhr vieles Schreiben/ vnd vieles hören (wiewol es besser kürtzlich hette verrichtet mö- gen werden thewer zu verkauffen/ vnd sindt darumb destoärger/ daß sie dieses der Gerechtigkeit zumessen/ woran sie selber schuld tragen. Vber diß beraubet sie die Gewonheit betrübte Leute zusehen vnd zu mach- en aller Barmhertzigkeit/ daß sie von keinem Mitlei- den wissen/ oder vielmehr Gerichteshändel haben/ für kein Elendt halten. Sindt derhalben taub für al- lem Wehklagen/ lassen sich kein bitten bewegen; son- dern weil sie von jhnen gechrt werden/ als wöllen sie solche Herrschafft vber sie gerne lange Zeit erhal- en. Worinnen sie täglich mehr jrren mag ich nicht daß Oo ij
Das dritte Buch. dern. Alſo werden die Parteyen durch groſſes Auff-ſchieben in Verdeꝛben geſetzt: mit groſſem Schaden/ Gnaͤdigſter Koͤnig/ der Vnſchuͤldigern vnd Armen. Dann im Fall ein Armer wieder einen Reichen et- was zuthun hat/ derſelbe muß durch ſolche Weit- laͤufftigkeit muͤde werden vnd erliegen/ vnd hat ſich nach erlangung ſeines Rechtens nicht ſo ſehr vber ſeine Gegenpart/ als vber die langwirige Billigkeit zuentruͤſten. Dann jhr Muͤhe wirdt nach der Zeit vnd Verweilung geſchaͤtzet; vnd durch dieſes Mit- tel koͤnnen ſich beydes Richter vnnd Advocaten be- reichern. Sie wiſſen jhr vieles Schreiben/ vnd vieles hoͤren (wiewol es beſſer kuͤrtzlich hette verꝛichtet moͤ- gen werden thewer zu verkauffen/ vnd ſindt darumb deſtoaͤrger/ daß ſie dieſes der Gerechtigkeit zumeſſen/ woran ſie ſelber ſchuld tragen. Vber diß beraubet ſie die Gewonheit betruͤbte Leute zuſehen vnd zu mach- en aller Barmhertzigkeit/ daß ſie von keinem Mitlei- den wiſſen/ oder vielmehr Gerichteshaͤndel haben/ fuͤr kein Elendt halten. Sindt derhalben taub fuͤr al- lem Wehklagen/ laſſen ſich kein bitten bewegen; ſon- dern weil ſie von jhnen gechrt werden/ als woͤllen ſie ſolche Herꝛſchafft vber ſie gerne lange Zeit erhal- en. Worinnen ſie taͤglich mehr jrꝛen mag ich nicht daß Oo ij
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Das dritte Buch.
dern. Alſo werden die Parteyen durch groſſes Auff-
ſchieben in Verdeꝛben geſetzt: mit groſſem Schaden/
Gnaͤdigſter Koͤnig/ der Vnſchuͤldigern vnd Armen.
Dann im Fall ein Armer wieder einen Reichen et-
was zuthun hat/ derſelbe muß durch ſolche Weit-
laͤufftigkeit muͤde werden vnd erliegen/ vnd hat ſich
nach erlangung ſeines Rechtens nicht ſo ſehr vber
ſeine Gegenpart/ als vber die langwirige Billigkeit
zuentruͤſten. Dann jhr Muͤhe wirdt nach der Zeit
vnd Verweilung geſchaͤtzet; vnd durch dieſes Mit-
tel koͤnnen ſich beydes Richter vnnd Advocaten be-
reichern. Sie wiſſen jhr vieles Schreiben/ vnd vieles
hoͤren (wiewol es beſſer kuͤrtzlich hette verꝛichtet moͤ-
gen werden thewer zu verkauffen/ vnd ſindt darumb
deſtoaͤrger/ daß ſie dieſes der Gerechtigkeit zumeſſen/
woran ſie ſelber ſchuld tragen. Vber diß beraubet ſie
die Gewonheit betruͤbte Leute zuſehen vnd zu mach-
en aller Barmhertzigkeit/ daß ſie von keinem Mitlei-
den wiſſen/ oder vielmehr Gerichteshaͤndel haben/
fuͤr kein Elendt halten. Sindt derhalben taub fuͤr al-
lem Wehklagen/ laſſen ſich kein bitten bewegen; ſon-
dern weil ſie von jhnen gechrt werden/ als woͤllen ſie
ſolche Herꝛſchafft vber ſie gerne lange Zeit erhal-
en.
Worinnen ſie taͤglich mehr jrꝛen mag ich nicht
rzehlen: dann vber dieſes ſaͤmptlich hetten ſich
ie jenigen bey euch beſchweren ſollen/ welche noch
ie Gerichte zu beſſern gerathen haben. Es iſt beſſer
daß
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