Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ Gobrias dieses erzehlete/ sieng Arsidas gäntzlich anzu verbleichen/ als ob der Schaden jhn auch angien- ge/ vnd schrie/ daß dieses eine schändtliche That we- re/ mit Befragung/ ob dann der Knabe also verloh- ren sey worden. Dann er hoffte was grössers/ das den Geschäfften darinnen er reisete sehr nahe kam/ von jhm zu hören. Ich/ sagte Gobrias/ verstarrete viel ärger vber dieser Zeitung als jhr jetzundt. Den- noch ließ mich die notwendige eylung solchem Vbel abzuhelffen nicht träge seyn. Ich befahl dem Man- ne/ daß er sein vergebliches Klagen ein wenig bleiben liesse/ vnd mir den gantzen Verlauff vmständiglich- er er zehlete. Als ich jhn abgehört/ gerichte ich in vie- le, ley Gedancken; wannher diese Räuber seyn mü- sten? ob sie mit Fleiß den Knaben zu entführen kom- men weren? wie geschwinde/ vnnd wie starck man jh- nen nacheilen solte? endtlich ob man der Königin die- ses Vnglück auch melden dörffte? Aber ich wil euch das vbrige hernach fleissiger erzehlen. Dann ich se- he daß es Zeit zu essen sey/ vnd die Diener haben vns allbereit gesaget/ die Speisen würden vmbkommen. Ich kan nicht lustig bey Tische seyn/ fieng Arsidas an/ wann jhr mich von dem Kummer nicht erlöset/ wie sich ewere Trawrigkeit geendet/ vnnd die Köni- gin das Vrtheil vber die Raüber gesprochen habe. Gobrias erfüllete sein Begehren/ vnnd erzehlte jhm Summarischer weise/ wie er vnd die Königin es am Klagen vnd Fleisse nicht mangeln lassen: wie wol sie jhre Trawrigkeit heimlich gehalten/ vnnd wegen der Mör-
Joh. Barclayens Argenis/ Gobrias dieſes erzehlete/ ſieng Arſidas gaͤntzlich anzu verbleichen/ als ob der Schaden jhn auch angien- ge/ vnd ſchrie/ daß dieſes eine ſchaͤndtliche That we- re/ mit Befragung/ ob dann der Knabe alſo verloh- ren ſey worden. Dann er hoffte was groͤſſers/ das den Geſchaͤfften darinnen er reiſete ſehr nahe kam/ von jhm zu hoͤren. Ich/ ſagte Gobrias/ verſtarꝛete viel aͤrger vber dieſer Zeitung als jhr jetzundt. Den- noch ließ mich die notwendige eylung ſolchem Vbel abzuhelffen nicht traͤge ſeyn. Ich befahl dem Man- ne/ daß er ſein vergebliches Klagen ein wenig bleiben lieſſe/ vnd mir den gantzen Verlauff vmſtaͤndiglich- er er zehlete. Als ich jhn abgehoͤrt/ gerichte ich in vie- le, ley Gedancken; wannher dieſe Raͤuber ſeyn muͤ- ſten? ob ſie mit Fleiß den Knaben zu entfuͤhren kom- men weren? wie geſchwinde/ vnnd wie ſtarck man jh- nen nacheilen ſolte? endtlich ob man der Koͤnigin die- ſes Vngluͤck auch melden doͤrffte? Aber ich wil euch das vbrige hernach fleiſſiger erzehlen. Dann ich ſe- he daß es Zeit zu eſſen ſey/ vnd die Diener haben vns allbereit geſaget/ die Speiſen wuͤrden vmbkommen. Ich kan nicht luſtig bey Tiſche ſeyn/ fieng Arſidas an/ wann jhr mich von dem Kummer nicht erloͤſet/ wie ſich ewere Trawrigkeit geendet/ vnnd die Koͤni- gin das Vrtheil vber die Rauͤber geſprochen habe. Gobrias erfuͤllete ſein Begehren/ vnnd erzehlte jhm Sum̃ariſcher weiſe/ wie er vnd die Koͤnigin es am Klagen vnd Fleiſſe nicht mangeln laſſen: wie wol ſie jhre Trawrigkeit heimlich gehalten/ vnnd wegen der Moͤr-
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Joh. Barclayens Argenis/
Gobrias dieſes erzehlete/ ſieng Arſidas gaͤntzlich an
zu verbleichen/ als ob der Schaden jhn auch angien-
ge/ vnd ſchrie/ daß dieſes eine ſchaͤndtliche That we-
re/ mit Befragung/ ob dann der Knabe alſo verloh-
ren ſey worden. Dann er hoffte was groͤſſers/ das
den Geſchaͤfften darinnen er reiſete ſehr nahe kam/
von jhm zu hoͤren. Ich/ ſagte Gobrias/ verſtarꝛete
viel aͤrger vber dieſer Zeitung als jhr jetzundt. Den-
noch ließ mich die notwendige eylung ſolchem Vbel
abzuhelffen nicht traͤge ſeyn. Ich befahl dem Man-
ne/ daß er ſein vergebliches Klagen ein wenig bleiben
lieſſe/ vnd mir den gantzen Verlauff vmſtaͤndiglich-
er er zehlete. Als ich jhn abgehoͤrt/ gerichte ich in vie-
le, ley Gedancken; wannher dieſe Raͤuber ſeyn muͤ-
ſten? ob ſie mit Fleiß den Knaben zu entfuͤhren kom-
men weren? wie geſchwinde/ vnnd wie ſtarck man jh-
nen nacheilen ſolte? endtlich ob man der Koͤnigin die-
ſes Vngluͤck auch melden doͤrffte? Aber ich wil euch
das vbrige hernach fleiſſiger erzehlen. Dann ich ſe-
he daß es Zeit zu eſſen ſey/ vnd die Diener haben vns
allbereit geſaget/ die Speiſen wuͤrden vmbkommen.
Ich kan nicht luſtig bey Tiſche ſeyn/ fieng Arſidas
an/ wann jhr mich von dem Kummer nicht erloͤſet/
wie ſich ewere Trawrigkeit geendet/ vnnd die Koͤni-
gin das Vrtheil vber die Rauͤber geſprochen habe.
Gobrias erfuͤllete ſein Begehren/ vnnd erzehlte jhm
Sum̃ariſcher weiſe/ wie er vnd die Koͤnigin es am
Klagen vnd Fleiſſe nicht mangeln laſſen: wie wol ſie
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