Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Joh. Barclayens Argenis/ lern nur ein wenig mit rauschen spielete/ baldt a-ber das stille Meer empor hub/ vnd den Himmel mit Wolcken bedeckete. Die Schiffknechte lieffen embsig auff vnd nieder/ fiengen vnter einander an zuschreyen/ vnd das Getümmel zwischen welches die Wellen schlugen erfüllete allen die Ohren. Gobrias ward auffgeweckt/ vnd erkandte auß deß Stewermanns Gesichte/ daß die Gefahr nicht muste geringe seyn. Ein jeder warnete seinen Mitgesellen/ ein jeglicher wolte befehlen; so daß der Tumult derer die im Schiffwesen keinen Nachricht hatten nicht mit minderer Gefahr wuchs als das Vngewit- ter selber. Die schwartzen Wellen/ so wegen Aufftreibung deß Sandes mitvnter gelbicht wa- ren/ kundte man für Finsterkeit der Nacht nicht erblicken; außgenommen wann sie mit grossem krachen an einander stiessen/ vnd das Wasser/ als ob es durch die Schläge entzündet were/ wie Flammen in die Höhe trugen vnd wiederumb verschluckten. In solcher Tunckelheit sahe man allein den Schaum der Flut gläntzen/ der offt- mals mit hefftiger Gewalt/ so auff nichts gu- tes zeigete/ vber die Seitenbreter sprang/ vnd mitten im Schiff leuchtete. Man durffte den Anckern nicht trawen; dann sie liessen den Schif- fen nicht Platz/ daß sie den treibenden Winden nachgeben kundten. Vber dieses sahe man auch/ wann
Joh. Barclayens Argenis/ lern nur ein wenig mit rauſchen ſpielete/ baldt a-ber das ſtille Meer empor hub/ vnd den Himmel mit Wolcken bedeckete. Die Schiffknechte lieffen embſig auff vnd nieder/ fiengen vnter einander an zuſchreyen/ vnd das Getuͤmmel zwiſchen welches die Wellen ſchlugen erfuͤllete allen die Ohren. Gobrias ward auffgeweckt/ vnd erkandte auß deß Stewermanns Geſichte/ daß die Gefahr nicht muſte geringe ſeyn. Ein jeder warnete ſeinen Mitgeſellen/ ein jeglicher wolte befehlen; ſo daß der Tumult derer die im Schiffweſen keinen Nachricht hatten nicht mit minderer Gefahr wuchs als das Vngewit- ter ſelber. Die ſchwartzen Wellen/ ſo wegen Aufftreibung deß Sandes mitvnter gelbicht wa- ren/ kundte man fuͤr Finſterkeit der Nacht nicht erblicken; außgenommen wann ſie mit groſſem krachen an einander ſtieſſen/ vnd das Waſſer/ als ob es durch die Schlaͤge entzuͤndet were/ wie Flammen in die Hoͤhe trugen vnd wiederumb verſchluckten. In ſolcher Tunckelheit ſahe man allein den Schaum der Flut glaͤntzen/ der offt- mals mit hefftiger Gewalt/ ſo auff nichts gu- tes zeigete/ vber die Seitenbreter ſprang/ vnd mitten im Schiff leuchtete. Man durffte den Anckern nicht trawen; dann ſie lieſſen den Schif- fen nicht Platz/ daß ſie den treibenden Winden nachgeben kundten. Vber dieſes ſahe man auch/ wann
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Joh. Barclayens Argenis/
lern nur ein wenig mit rauſchen ſpielete/ baldt a-
ber das ſtille Meer empor hub/ vnd den Himmel
mit Wolcken bedeckete. Die Schiffknechte
lieffen embſig auff vnd nieder/ fiengen vnter
einander an zuſchreyen/ vnd das Getuͤmmel
zwiſchen welches die Wellen ſchlugen erfuͤllete
allen die Ohren. Gobrias ward auffgeweckt/
vnd erkandte auß deß Stewermanns Geſichte/
daß die Gefahr nicht muſte geringe ſeyn. Ein
jeder warnete ſeinen Mitgeſellen/ ein jeglicher
wolte befehlen; ſo daß der Tumult derer die
im Schiffweſen keinen Nachricht hatten nicht
mit minderer Gefahr wuchs als das Vngewit-
ter ſelber. Die ſchwartzen Wellen/ ſo wegen
Aufftreibung deß Sandes mitvnter gelbicht wa-
ren/ kundte man fuͤr Finſterkeit der Nacht nicht
erblicken; außgenommen wann ſie mit groſſem
krachen an einander ſtieſſen/ vnd das Waſſer/ als
ob es durch die Schlaͤge entzuͤndet were/ wie
Flammen in die Hoͤhe trugen vnd wiederumb
verſchluckten. In ſolcher Tunckelheit ſahe man
allein den Schaum der Flut glaͤntzen/ der offt-
mals mit hefftiger Gewalt/ ſo auff nichts gu-
tes zeigete/ vber die Seitenbreter ſprang/ vnd
mitten im Schiff leuchtete. Man durffte den
Anckern nicht trawen; dann ſie lieſſen den Schif-
fen nicht Platz/ daß ſie den treibenden Winden
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