Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Fünffte Buch.
weil Poliarchus dessen erwehnete/ was Phorbas der
Räuber wegen erdacht hatte; er aber meinete/ Poli-
archus redte eben von dem Diebstück deß Phorbas/
vnd wunderte sich/ wie das Geschrey von verlierung
deß Schreibens so baldt zu jhm kommen were. Danck
sey den Göttern/ sagte Poliarchus/ daß wir euch
nach vberstandener Gefahr von dem Gewitter vnd
Räubern frisch vnd gesundt sehen. Ewer Vnglück/
seyt ich darvon gehöret/ hat mir mehr wehe gethan
als euch vielleicht selber. Darauff sprach Arsidas:
Gnädigster König/ dieses aber hat mich darinnen
am meisten gekränckt/ daß ich gewußt habe/ wie sehr
vbel jhr es vermercken würdet. Verzeihet aber ewe-
rem Arsidas. Es ist meiner Vnglückseligkeit vnd
nicht meines Verbrechens schuldt/ daß ich euch ver-
letzet habe. Ich wolte euch auch nicht vnter Augen
tretten/ vnd versuchen was ewer Zorn gegen mir
verüben würde/ wann ich nicht wüßte/ wie weiß-
lich jhr verstehet/ daß niemandt seiner Leute Her-
tzen/ vnd deß Glückes Vnrecht in den Händen ha-
be. Warumb/ Mein Arsidas/ sagte Poliarchus/
solte ich auff euch zornig seyn? Daß jhr die Ge-
fahr der See meinethalben auff euch genommen?
daß euch die Räuber vnd Vngestümmigkeit deß ew-
rigen entblösset haben? Wo aber ist vnser Phorbas?
den ich also begaben muß/ daß jhr darauß erkennet/
wie hoch ich euch halte. Arsidas/ welcher vermei-
nete/ Poliarchus spottete seiner/ gab zur Ant-
wort: Wolten die Götter/ daß Phorbas hie were.

Seine

Das Fuͤnffte Buch.
weil Poliarchus deſſen erwehnete/ was Phorbas der
Raͤuber wegen erdacht hatte; er aber meinete/ Poli-
archus redte eben von dem Diebſtuͤck deß Phorbas/
vnd wunderte ſich/ wie das Geſchrey von verlierung
deß Schreibens ſo baldt zu jhm kom̃en were. Danck
ſey den Goͤttern/ ſagte Poliarchus/ daß wir euch
nach vberſtandener Gefahr von dem Gewitter vnd
Raͤubern friſch vnd geſundt ſehen. Ewer Vngluͤck/
ſeyt ich darvon gehoͤret/ hat mir mehr wehe gethan
als euch vielleicht ſelber. Darauff ſprach Arſidas:
Gnaͤdigſter Koͤnig/ dieſes aber hat mich darinnen
am meiſten gekraͤnckt/ daß ich gewußt habe/ wie ſehr
vbel jhr es vermercken wuͤrdet. Verzeihet aber ewe-
rem Arſidas. Es iſt meiner Vngluͤckſeligkeit vnd
nicht meines Verbrechens ſchuldt/ daß ich euch ver-
letzet habe. Ich wolte euch auch nicht vnter Augen
tretten/ vnd verſuchen was ewer Zorn gegen mir
veruͤben wuͤrde/ wann ich nicht wuͤßte/ wie weiß-
lich jhr verſtehet/ daß niemandt ſeiner Leute Her-
tzen/ vnd deß Gluͤckes Vnrecht in den Haͤnden ha-
be. Warumb/ Mein Arſidas/ ſagte Poliarchus/
ſolte ich auff euch zornig ſeyn? Daß jhr die Ge-
fahr der See meinethalben auff euch genommen?
daß euch die Raͤuber vnd Vngeſtuͤmmigkeit deß ew-
rigen entbloͤſſet haben? Wo aber iſt vnſer Phorbas?
den ich alſo begaben muß/ daß jhr darauß erkennet/
wie hoch ich euch halte. Arſidas/ welcher vermei-
nete/ Poliarchus ſpottete ſeiner/ gab zur Ant-
wort: Wolten die Goͤtter/ daß Phorbas hie were.

Seine
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0955" n="911"/><fw place="top" type="header">Das Fu&#x0364;nffte Buch.</fw><lb/>
weil Poliarchus de&#x017F;&#x017F;en erwehnete/ was Phorbas der<lb/>
Ra&#x0364;uber wegen erdacht hatte; er aber meinete/ Poli-<lb/>
archus redte eben von dem Dieb&#x017F;tu&#x0364;ck deß Phorbas/<lb/>
vnd wunderte &#x017F;ich/ wie das Ge&#x017F;chrey von verlierung<lb/>
deß Schreibens &#x017F;o baldt zu jhm kom&#x0303;en were. Danck<lb/>
&#x017F;ey den Go&#x0364;ttern/ &#x017F;agte Poliarchus/ daß wir euch<lb/>
nach vber&#x017F;tandener Gefahr von dem Gewitter vnd<lb/>
Ra&#x0364;ubern fri&#x017F;ch vnd ge&#x017F;undt &#x017F;ehen. Ewer Vnglu&#x0364;ck/<lb/>
&#x017F;eyt ich darvon geho&#x0364;ret/ hat mir mehr wehe gethan<lb/>
als euch vielleicht &#x017F;elber. Darauff &#x017F;prach Ar&#x017F;idas:<lb/>
Gna&#x0364;dig&#x017F;ter Ko&#x0364;nig/ die&#x017F;es aber hat mich darinnen<lb/>
am mei&#x017F;ten gekra&#x0364;nckt/ daß ich gewußt habe/ wie &#x017F;ehr<lb/>
vbel jhr es vermercken wu&#x0364;rdet. Verzeihet aber ewe-<lb/>
rem Ar&#x017F;idas. Es i&#x017F;t meiner Vnglu&#x0364;ck&#x017F;eligkeit vnd<lb/>
nicht meines Verbrechens &#x017F;chuldt/ daß ich euch ver-<lb/>
letzet habe. Ich wolte euch auch nicht vnter Augen<lb/>
tretten/ vnd ver&#x017F;uchen was ewer Zorn gegen mir<lb/>
veru&#x0364;ben wu&#x0364;rde/ wann ich nicht wu&#x0364;ßte/ wie weiß-<lb/>
lich jhr ver&#x017F;tehet/ daß niemandt &#x017F;einer Leute Her-<lb/>
tzen/ vnd deß Glu&#x0364;ckes Vnrecht in den Ha&#x0364;nden ha-<lb/>
be. Warumb/ Mein Ar&#x017F;idas/ &#x017F;agte Poliarchus/<lb/>
&#x017F;olte ich auff euch zornig &#x017F;eyn? Daß jhr die Ge-<lb/>
fahr der See meinethalben auff euch genommen?<lb/>
daß euch die Ra&#x0364;uber vnd Vnge&#x017F;tu&#x0364;mmigkeit deß ew-<lb/>
rigen entblo&#x0364;&#x017F;&#x017F;et haben? Wo aber i&#x017F;t vn&#x017F;er Phorbas?<lb/>
den ich al&#x017F;o begaben muß/ daß jhr darauß erkennet/<lb/>
wie hoch ich euch halte. Ar&#x017F;idas/ welcher vermei-<lb/>
nete/ Poliarchus &#x017F;pottete &#x017F;einer/ gab zur Ant-<lb/>
wort: Wolten die Go&#x0364;tter/ daß Phorbas hie were.<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">Seine</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[911/0955] Das Fuͤnffte Buch. weil Poliarchus deſſen erwehnete/ was Phorbas der Raͤuber wegen erdacht hatte; er aber meinete/ Poli- archus redte eben von dem Diebſtuͤck deß Phorbas/ vnd wunderte ſich/ wie das Geſchrey von verlierung deß Schreibens ſo baldt zu jhm kom̃en were. Danck ſey den Goͤttern/ ſagte Poliarchus/ daß wir euch nach vberſtandener Gefahr von dem Gewitter vnd Raͤubern friſch vnd geſundt ſehen. Ewer Vngluͤck/ ſeyt ich darvon gehoͤret/ hat mir mehr wehe gethan als euch vielleicht ſelber. Darauff ſprach Arſidas: Gnaͤdigſter Koͤnig/ dieſes aber hat mich darinnen am meiſten gekraͤnckt/ daß ich gewußt habe/ wie ſehr vbel jhr es vermercken wuͤrdet. Verzeihet aber ewe- rem Arſidas. Es iſt meiner Vngluͤckſeligkeit vnd nicht meines Verbrechens ſchuldt/ daß ich euch ver- letzet habe. Ich wolte euch auch nicht vnter Augen tretten/ vnd verſuchen was ewer Zorn gegen mir veruͤben wuͤrde/ wann ich nicht wuͤßte/ wie weiß- lich jhr verſtehet/ daß niemandt ſeiner Leute Her- tzen/ vnd deß Gluͤckes Vnrecht in den Haͤnden ha- be. Warumb/ Mein Arſidas/ ſagte Poliarchus/ ſolte ich auff euch zornig ſeyn? Daß jhr die Ge- fahr der See meinethalben auff euch genommen? daß euch die Raͤuber vnd Vngeſtuͤmmigkeit deß ew- rigen entbloͤſſet haben? Wo aber iſt vnſer Phorbas? den ich alſo begaben muß/ daß jhr darauß erkennet/ wie hoch ich euch halte. Arſidas/ welcher vermei- nete/ Poliarchus ſpottete ſeiner/ gab zur Ant- wort: Wolten die Goͤtter/ daß Phorbas hie were. Seine

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/955
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 911. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/955>, abgerufen am 22.11.2024.