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Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

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Joh. Barclayens Argenis/
gebührete sich vielmehr daß man dem Vberwinder
Verehrungen wegen seiner Stärcke/ vnd den Ge-
sandten so vber einer so vbelen That vmbkommen/
den Galgen an statt deß Begräbniß geben solte.

Wie er in dieser billichen Betrachtung war/ vber-
lieff jhn ein solcher Zorn/ daß jhm Farbe vnd Spra-
che vergieng/ vnd er sich nur muste von dem Spe-
etakel weg machen/ weil er so hefftig darüber ergrim-
met war. Derentwegen verfluchte er die Feinde/ vnd
gab dem Pferdt die Sporen den nechsten Weg wo
der König war/ zu. Als er zimblich weit in den Tag
zu der andern seitten deß Walds hinnauß geritten/
kam jhm viel Volcks entgegen: dann es war die gros-
se Strasse/ vnd damals auch darumb weniger le-
dig/ weil der König sein Läger nicht ferrn darvon
hatte. Vnter andern begegnete jhm Timonides/ der
Fürnämbsten einer an dem Königlichen Hofe/ wel-
cher in ängsten war wegen deß Poliarchus Vn-
glück/ vnd allenthalben herumb jrrete zuerforschen
wo er blieben were. Dieser als er den Gelanor er-
kandte/ Ihr kompt eben zurechte/ rufft er. Wo ist a-
ber Poliarchus in dem Tumult? Er Gelanor war
seines Fürsatzes jnndenck/ schlug die Augen nider/
thäte auch als er den Timonides kaum kundte an-
schen/ vnd sagte: Poliarchus ist hin. Da war der
Jammer vnd die Liebe beym Timonides stärcker/
als die für Augen schwebende Gefahr. Er bliebe
gantz verstarret/ wie einer der etwas sagen wil; nach-
mals hub er mit tieffen Seufftzen an: O den vn-

glück-

Joh. Barclayens Argenis/
gebuͤhrete ſich vielmehr daß man dem Vberwinder
Verehrungen wegen ſeiner Staͤrcke/ vnd den Ge-
ſandten ſo vber einer ſo vbelen That vmbkommen/
den Galgen an ſtatt deß Begraͤbniß geben ſolte.

Wie er in dieſer billichen Betrachtung war/ vber-
lieff jhn ein ſolcher Zorn/ daß jhm Farbe vnd Spra-
che vergieng/ vnd er ſich nur muſte von dem Spe-
etakel weg machen/ weil er ſo hefftig daruͤber ergrim-
met war. Derentwegen verfluchte er die Feinde/ vnd
gab dem Pferdt die Sporen den nechſten Weg wo
der Koͤnig war/ zu. Als er zimblich weit in den Tag
zu der andern ſeitten deß Walds hinnauß geritten/
kam jhm viel Volcks entgegen: dann es war die groſ-
ſe Straſſe/ vnd damals auch darumb weniger le-
dig/ weil der Koͤnig ſein Laͤger nicht ferꝛn darvon
hatte. Vnter andern begegnete jhm Timonides/ der
Fuͤrnaͤmbſten einer an dem Koͤniglichen Hofe/ wel-
cher in aͤngſten war wegen deß Poliarchus Vn-
gluͤck/ vnd allenthalben herumb jrꝛete zuerforſchen
wo er blieben were. Dieſer als er den Gelanor er-
kandte/ Ihr kompt eben zurechte/ rufft er. Wo iſt a-
ber Poliarchus in dem Tumult? Er Gelanor war
ſeines Fuͤrſatzes jnndenck/ ſchlug die Augen nider/
thaͤte auch als er den Timonides kaum kundte an-
ſchen/ vnd ſagte: Poliarchus iſt hin. Da war der
Jammer vnd die Liebe beym Timonides ſtaͤrcker/
als die fuͤr Augen ſchwebende Gefahr. Er bliebe
gantz verſtarꝛet/ wie einer der etwas ſagen wil; nach-
mals hub er mit tieffen Seufftzen an: O den vn-

gluͤck-
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[54/0098] Joh. Barclayens Argenis/ gebuͤhrete ſich vielmehr daß man dem Vberwinder Verehrungen wegen ſeiner Staͤrcke/ vnd den Ge- ſandten ſo vber einer ſo vbelen That vmbkommen/ den Galgen an ſtatt deß Begraͤbniß geben ſolte. Wie er in dieſer billichen Betrachtung war/ vber- lieff jhn ein ſolcher Zorn/ daß jhm Farbe vnd Spra- che vergieng/ vnd er ſich nur muſte von dem Spe- etakel weg machen/ weil er ſo hefftig daruͤber ergrim- met war. Derentwegen verfluchte er die Feinde/ vnd gab dem Pferdt die Sporen den nechſten Weg wo der Koͤnig war/ zu. Als er zimblich weit in den Tag zu der andern ſeitten deß Walds hinnauß geritten/ kam jhm viel Volcks entgegen: dann es war die groſ- ſe Straſſe/ vnd damals auch darumb weniger le- dig/ weil der Koͤnig ſein Laͤger nicht ferꝛn darvon hatte. Vnter andern begegnete jhm Timonides/ der Fuͤrnaͤmbſten einer an dem Koͤniglichen Hofe/ wel- cher in aͤngſten war wegen deß Poliarchus Vn- gluͤck/ vnd allenthalben herumb jrꝛete zuerforſchen wo er blieben were. Dieſer als er den Gelanor er- kandte/ Ihr kompt eben zurechte/ rufft er. Wo iſt a- ber Poliarchus in dem Tumult? Er Gelanor war ſeines Fuͤrſatzes jnndenck/ ſchlug die Augen nider/ thaͤte auch als er den Timonides kaum kundte an- ſchen/ vnd ſagte: Poliarchus iſt hin. Da war der Jammer vnd die Liebe beym Timonides ſtaͤrcker/ als die fuͤr Augen ſchwebende Gefahr. Er bliebe gantz verſtarꝛet/ wie einer der etwas ſagen wil; nach- mals hub er mit tieffen Seufftzen an: O den vn- gluͤck-

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Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/98>, abgerufen am 21.11.2024.