Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.

Bild:
<< vorherige Seite

Das Fünffte Buch.
versuchen; sondern machte sich auch mit bitten vnd
Geschencken an den Gelanor vnd Arsidas/ weil sie
wußte/ wie hoch sie vom Poliarchus gehalten wür-
den. So thete sie auch gegen den fürnemsten Freun-
den jhres Sohnes. Als sie letztlich erlanget hatte/ daß
sie Gespräche mit einander hielten; stunden sie in ey-
telen vnd grossen Gedancken/ was einer zu dem an-
dern sagen/ vnd welcher anfangen solte. Vnd zwar
in beysein der Hyanisben/ so den Sohn zum Poli-
archus geführet hatte/ blieben sie bey den fürgeschrie-
benen Bedingungen. Sie mochten auch nicht offt
zusammen kommen: wiewolder Geist der Freund-
schafft/ welcher sie in Timocleen Hause erstlich ge-
rühret hatte/ sich in die feindlichen Gemüter wider-
umb einspielen wolte; wie sie dann beyde mit dem
Verhängnisse zörneten/ das sie einander zu hassen
gezwungen hette. Aber ob sie schon auff glimpffli-
chere Anschläge kommen waren/ so hielte sie doch
der Argenis stethe Einbildung/ vnd die Schande zu
rücke: weil keiner darfür wolte angesehen seyn/
als ob er die Versöhnung zum ersten
gesucht hette.



Poliar-

Das Fuͤnffte Buch.
verſuchen; ſondern machte ſich auch mit bitten vnd
Geſchencken an den Gelanor vnd Arſidas/ weil ſie
wußte/ wie hoch ſie vom Poliarchus gehalten wuͤr-
den. So thete ſie auch gegen den fuͤrnemſten Freun-
den jhres Sohnes. Als ſie letztlich erlanget hatte/ daß
ſie Geſpraͤche mit einander hielten; ſtunden ſie in ey-
telen vnd groſſen Gedancken/ was einer zu dem an-
dern ſagen/ vnd welcher anfangen ſolte. Vnd zwar
in beyſein der Hyanisben/ ſo den Sohn zum Poli-
archus gefuͤhret hatte/ blieben ſie bey den fuͤrgeſchrie-
benen Bedingungen. Sie mochten auch nicht offt
zuſammen kommen: wiewolder Geiſt der Freund-
ſchafft/ welcher ſie in Timocleen Hauſe erſtlich ge-
ruͤhret hatte/ ſich in die feindlichen Gemuͤter wider-
umb einſpielen wolte; wie ſie dann beyde mit dem
Verhaͤngniſſe zoͤrneten/ das ſie einander zu haſſen
gezwungen hette. Aber ob ſie ſchon auff glimpffli-
chere Anſchlaͤge kommen waren/ ſo hielte ſie doch
der Argenis ſtethe Einbildung/ vnd die Schande zu
ruͤcke: weil keiner darfuͤr wolte angeſehen ſeyn/
als ob er die Verſoͤhnung zum erſten
geſucht hette.



Poliar-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0983" n="939"/><fw place="top" type="header">Das Fu&#x0364;nffte Buch.</fw><lb/>
ver&#x017F;uchen; &#x017F;ondern machte &#x017F;ich auch mit bitten vnd<lb/>
Ge&#x017F;chencken an den Gelanor vnd Ar&#x017F;idas/ weil &#x017F;ie<lb/>
wußte/ wie hoch &#x017F;ie vom Poliarchus gehalten wu&#x0364;r-<lb/>
den. So thete &#x017F;ie auch gegen den fu&#x0364;rnem&#x017F;ten Freun-<lb/>
den jhres Sohnes. Als &#x017F;ie letztlich erlanget hatte/ daß<lb/>
&#x017F;ie Ge&#x017F;pra&#x0364;che mit einander hielten; &#x017F;tunden &#x017F;ie in ey-<lb/>
telen vnd gro&#x017F;&#x017F;en Gedancken/ was einer zu dem an-<lb/>
dern &#x017F;agen/ vnd welcher anfangen &#x017F;olte. Vnd zwar<lb/>
in bey&#x017F;ein der Hyanisben/ &#x017F;o den Sohn zum Poli-<lb/>
archus gefu&#x0364;hret hatte/ blieben &#x017F;ie bey den fu&#x0364;rge&#x017F;chrie-<lb/>
benen Bedingungen. Sie mochten auch nicht offt<lb/>
zu&#x017F;ammen kommen: wiewolder Gei&#x017F;t der Freund-<lb/>
&#x017F;chafft/ welcher &#x017F;ie in Timocleen Hau&#x017F;e er&#x017F;tlich ge-<lb/>
ru&#x0364;hret hatte/ &#x017F;ich in die feindlichen Gemu&#x0364;ter wider-<lb/>
umb ein&#x017F;pielen wolte; wie &#x017F;ie dann beyde mit dem<lb/>
Verha&#x0364;ngni&#x017F;&#x017F;e zo&#x0364;rneten/ das &#x017F;ie einander zu ha&#x017F;&#x017F;en<lb/>
gezwungen hette. Aber ob &#x017F;ie &#x017F;chon auff glimpffli-<lb/>
chere An&#x017F;chla&#x0364;ge kommen waren/ &#x017F;o hielte &#x017F;ie doch<lb/>
der Argenis &#x017F;tethe Einbildung/ vnd die Schande zu<lb/><hi rendition="#c">ru&#x0364;cke: weil keiner darfu&#x0364;r wolte ange&#x017F;ehen &#x017F;eyn/<lb/>
als ob er die Ver&#x017F;o&#x0364;hnung zum er&#x017F;ten<lb/>
ge&#x017F;ucht hette.</hi></p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">Poliar-</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[939/0983] Das Fuͤnffte Buch. verſuchen; ſondern machte ſich auch mit bitten vnd Geſchencken an den Gelanor vnd Arſidas/ weil ſie wußte/ wie hoch ſie vom Poliarchus gehalten wuͤr- den. So thete ſie auch gegen den fuͤrnemſten Freun- den jhres Sohnes. Als ſie letztlich erlanget hatte/ daß ſie Geſpraͤche mit einander hielten; ſtunden ſie in ey- telen vnd groſſen Gedancken/ was einer zu dem an- dern ſagen/ vnd welcher anfangen ſolte. Vnd zwar in beyſein der Hyanisben/ ſo den Sohn zum Poli- archus gefuͤhret hatte/ blieben ſie bey den fuͤrgeſchrie- benen Bedingungen. Sie mochten auch nicht offt zuſammen kommen: wiewolder Geiſt der Freund- ſchafft/ welcher ſie in Timocleen Hauſe erſtlich ge- ruͤhret hatte/ ſich in die feindlichen Gemuͤter wider- umb einſpielen wolte; wie ſie dann beyde mit dem Verhaͤngniſſe zoͤrneten/ das ſie einander zu haſſen gezwungen hette. Aber ob ſie ſchon auff glimpffli- chere Anſchlaͤge kommen waren/ ſo hielte ſie doch der Argenis ſtethe Einbildung/ vnd die Schande zu ruͤcke: weil keiner darfuͤr wolte angeſehen ſeyn/ als ob er die Verſoͤhnung zum erſten geſucht hette. Poliar-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/983
Zitationshilfe: Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626, S. 939. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/barclay_argenis_1626/983>, abgerufen am 22.11.2024.