Barclay, John (Übers. Martin Opitz): Johann Barclaÿens Argenis Deutsch gemacht durch Martin Opitzen. Breslau, 1626.Das Fünffte Buch. gen/ daß der Zweck vnsers Wesens sey/ das jenige zuverdienen/ was die Götter jhren Freunden zulassen. Zu diesem Fürhaben halten wir das bequemeste zu seyn/ wider die Laster vnd vnmässigen Begierden mit stetigem Kampffe zu streitten. Derhalben/ so mit grosser Mühe andere sich bewerben zu regie- ren/ so sehr fliehen wir die Hoffart/ vnd schicken vn- sere Gemüter gehorchen zulernen. Wir lassen einem von vnserer Gemeine das jährliche Regiment vber vns/ nicht durch erkauffte oder vnruhige Einwilli- gung. Der jenige/ welchen solche Verwaltung von der allgemeinen Ruhe hinweg nimbt/ hat ein schwe- res Ampt/ vnd krieget das Stewer Ruder dessen klei- nen Schiffleins mit dieser einigen Hoffnung/ daß er nach Jahresfrist wider in die Ordnung tretten werde. Wir erzeigen jhm aber so genawen Gehor- samb/ daß jhr sagen würdet/ er hette in vnsere Her- tzen gesehen/ vnd vns das jenige anbefohlen/ wel- ches wir von vns selber zu thun willig waren. Doch halten wir fürnämlich diesen Gebrauch (wie wir dann Menschen sindt) wann entweder er gar zu scharff im Gebieten ist/ oder wir andern träge vnd auffrührisch werden/ vnd jhm gebürliche Ehr nicht anthun; daß dieses vnsers Vnvernehmen nicht auß- komme. Die Gerühligkeit welche wir begehren wird vmbsonst seyn/ wann wir frembde Schiedsleute vnd Richter zu vnsern Verträgen suchen. Nach dieser Regel deß Gehorsambs folget die Auffrichtigkeit der Ooo iiij
Das Fuͤnffte Buch. gen/ daß der Zweck vnſers Weſens ſey/ das jenige zuverdienen/ was die Goͤtter jhren Freunden zulaſſen. Zu dieſem Fuͤrhaben halten wir das bequemeſte zu ſeyn/ wider die Laſter vnd vnmaͤſſigen Begierden mit ſtetigem Kampffe zu ſtreitten. Derhalben/ ſo mit groſſer Muͤhe andere ſich bewerben zu regie- ren/ ſo ſehr fliehen wir die Hoffart/ vnd ſchicken vn- ſere Gemuͤter gehorchen zulernen. Wir laſſen einem von vnſerer Gemeine das jaͤhrliche Regiment vber vns/ nicht durch erkauffte oder vnruhige Einwilli- gung. Der jenige/ welchen ſolche Verwaltung von der allgemeinen Ruhe hinweg nimbt/ hat ein ſchwe- res Ampt/ vnd krieget das Steweꝛ Ruder deſſen klei- nen Schiffleins mit dieſer einigen Hoffnung/ daß er nach Jahresfriſt wider in die Ordnung tretten werde. Wir erzeigen jhm aber ſo genawen Gehor- ſamb/ daß jhr ſagen wuͤrdet/ er hette in vnſere Her- tzen geſehen/ vnd vns das jenige anbefohlen/ wel- ches wir von vns ſelber zu thun willig waren. Doch halten wir fuͤrnaͤmlich dieſen Gebrauch (wie wir dann Menſchen ſindt) wann entweder er gar zu ſcharff im Gebieten iſt/ oder wir andern traͤge vnd auffruͤhriſch werden/ vnd jhm gebuͤrliche Ehr nicht anthun; daß dieſes vnſers Vnvernehmen nicht auß- komme. Die Geruͤhligkeit welche wir begehren wird vmbſonſt ſeyn/ wann wir frembde Schiedsleute vñ Richter zu vnſern Vertraͤgen ſuchen. Nach dieſer Regel deß Gehorſambs folget die Auffrichtigkeit der Ooo iiij
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Das Fuͤnffte Buch.
gen/ daß der Zweck vnſers Weſens ſey/ das jenige zu
verdienen/ was die Goͤtter jhren Freunden zulaſſen.
Zu dieſem Fuͤrhaben halten wir das bequemeſte zu
ſeyn/ wider die Laſter vnd vnmaͤſſigen Begierden
mit ſtetigem Kampffe zu ſtreitten. Derhalben/ ſo
mit groſſer Muͤhe andere ſich bewerben zu regie-
ren/ ſo ſehr fliehen wir die Hoffart/ vnd ſchicken vn-
ſere Gemuͤter gehorchen zulernen. Wir laſſen einem
von vnſerer Gemeine das jaͤhrliche Regiment vber
vns/ nicht durch erkauffte oder vnruhige Einwilli-
gung. Der jenige/ welchen ſolche Verwaltung von
der allgemeinen Ruhe hinweg nimbt/ hat ein ſchwe-
res Ampt/ vnd krieget das Steweꝛ Ruder deſſen klei-
nen Schiffleins mit dieſer einigen Hoffnung/ daß
er nach Jahresfriſt wider in die Ordnung tretten
werde. Wir erzeigen jhm aber ſo genawen Gehor-
ſamb/ daß jhr ſagen wuͤrdet/ er hette in vnſere Her-
tzen geſehen/ vnd vns das jenige anbefohlen/ wel-
ches wir von vns ſelber zu thun willig waren. Doch
halten wir fuͤrnaͤmlich dieſen Gebrauch (wie wir
dann Menſchen ſindt) wann entweder er gar zu
ſcharff im Gebieten iſt/ oder wir andern traͤge vnd
auffruͤhriſch werden/ vnd jhm gebuͤrliche Ehr nicht
anthun; daß dieſes vnſers Vnvernehmen nicht auß-
komme. Die Geruͤhligkeit welche wir begehren wird
vmbſonſt ſeyn/ wann wir frembde Schiedsleute vñ
Richter zu vnſern Vertraͤgen ſuchen. Nach dieſer
Regel deß Gehorſambs folget die Auffrichtigkeit
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