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Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774.

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Zum Schluß.
des Ufers den Goldstaub. Und was ist das Uebrige?
Nur Sand!

Sende für mich einen andern Deiner Knechte,
der sich durch zahlreiche und laut rufende Freunde
zu stärken weis. Die meinigen (o Gott, ich danke
Dir, daß Du mir sie gabst) haben doch Versu-
chung zur Nachsicht für das sich leicht ärgernde
Volk, welches nie belehrt wird, sich nicht zu är-
gern am Ungewohnten, das unschuldig ist, oder
gut.

Rufst Du aber mich ferner in den Pflanzort
der Einsicht und Tugend, durch Dein Verhängniß
und durch das Urtheil meines Gewissens: so rüste
mich aus mit der etwa guten Zurückhaltungskraft
meines Zeugnisses für misfällige Wahrheit. Aber
kaum kann ich aussprechen, was ich bitt und
wünsche. Du verstehst die unaussprechliche Rede
des Herzens, mein Herr und mein Gott! Lehre
mich thun nach der Nothpflicht, aus welcher (so
denk ich) viele wahre Christen schweigen, was ich
bisher schweigen nicht konnte. Auch sie sind For-
scher und Kenner der Wahrheit. Auch ihr Herz
liebt Dich, mein Vater, und die Wohlfahrt der
Brüder! Oeffne mir die Augen, daß ich sehe sol-
cher Exempel mir bisher verborgne Ruhmwürdig-
keit vor Dir! Mache mich folgsam dem Rathe
der Besten.... Ach zur Linken, zur Rechten
wank ich! Wo ist der gebahntere Weg zum erbau-
lichen Leben, und zum nützlichen Wirken oder
Ruhn? zur Weisheit des Christen in meinem Zu-
stande? Lehre mich thun nach Deinem Wohlge-

fallen

Zum Schluß.
des Ufers den Goldſtaub. Und was iſt das Uebrige?
Nur Sand!

Sende fuͤr mich einen andern Deiner Knechte,
der ſich durch zahlreiche und laut rufende Freunde
zu ſtaͤrken weis. Die meinigen (o Gott, ich danke
Dir, daß Du mir ſie gabſt) haben doch Verſu-
chung zur Nachſicht fuͤr das ſich leicht aͤrgernde
Volk, welches nie belehrt wird, ſich nicht zu aͤr-
gern am Ungewohnten, das unſchuldig iſt, oder
gut.

Rufſt Du aber mich ferner in den Pflanzort
der Einſicht und Tugend, durch Dein Verhaͤngniß
und durch das Urtheil meines Gewiſſens: ſo ruͤſte
mich aus mit der etwa guten Zuruͤckhaltungskraft
meines Zeugniſſes fuͤr misfaͤllige Wahrheit. Aber
kaum kann ich ausſprechen, was ich bitt und
wuͤnſche. Du verſtehſt die unausſprechliche Rede
des Herzens, mein Herr und mein Gott! Lehre
mich thun nach der Nothpflicht, aus welcher (ſo
denk ich) viele wahre Chriſten ſchweigen, was ich
bisher ſchweigen nicht konnte. Auch ſie ſind For-
ſcher und Kenner der Wahrheit. Auch ihr Herz
liebt Dich, mein Vater, und die Wohlfahrt der
Bruͤder! Oeffne mir die Augen, daß ich ſehe ſol-
cher Exempel mir bisher verborgne Ruhmwuͤrdig-
keit vor Dir! Mache mich folgſam dem Rathe
der Beſten.... Ach zur Linken, zur Rechten
wank ich! Wo iſt der gebahntere Weg zum erbau-
lichen Leben, und zum nuͤtzlichen Wirken oder
Ruhn? zur Weisheit des Chriſten in meinem Zu-
ſtande? Lehre mich thun nach Deinem Wohlge-

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[91/0127] Zum Schluß. des Ufers den Goldſtaub. Und was iſt das Uebrige? Nur Sand! Sende fuͤr mich einen andern Deiner Knechte, der ſich durch zahlreiche und laut rufende Freunde zu ſtaͤrken weis. Die meinigen (o Gott, ich danke Dir, daß Du mir ſie gabſt) haben doch Verſu- chung zur Nachſicht fuͤr das ſich leicht aͤrgernde Volk, welches nie belehrt wird, ſich nicht zu aͤr- gern am Ungewohnten, das unſchuldig iſt, oder gut. Rufſt Du aber mich ferner in den Pflanzort der Einſicht und Tugend, durch Dein Verhaͤngniß und durch das Urtheil meines Gewiſſens: ſo ruͤſte mich aus mit der etwa guten Zuruͤckhaltungskraft meines Zeugniſſes fuͤr misfaͤllige Wahrheit. Aber kaum kann ich ausſprechen, was ich bitt und wuͤnſche. Du verſtehſt die unausſprechliche Rede des Herzens, mein Herr und mein Gott! Lehre mich thun nach der Nothpflicht, aus welcher (ſo denk ich) viele wahre Chriſten ſchweigen, was ich bisher ſchweigen nicht konnte. Auch ſie ſind For- ſcher und Kenner der Wahrheit. Auch ihr Herz liebt Dich, mein Vater, und die Wohlfahrt der Bruͤder! Oeffne mir die Augen, daß ich ſehe ſol- cher Exempel mir bisher verborgne Ruhmwuͤrdig- keit vor Dir! Mache mich folgſam dem Rathe der Beſten.... Ach zur Linken, zur Rechten wank ich! Wo iſt der gebahntere Weg zum erbau- lichen Leben, und zum nuͤtzlichen Wirken oder Ruhn? zur Weisheit des Chriſten in meinem Zu- ſtande? Lehre mich thun nach Deinem Wohlge- fallen

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Zitationshilfe: Basedow, Johann Bernhard: Das in Dessau errichtete Philanthropinum. Leipzig, 1774, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/basedow_philanthropinum_1774/127>, abgerufen am 22.11.2024.